Schwalmtal Biogas Schwalmtal wird jetzt saniert

Schwalmtal · Das Schwalmtaler Vorzeigeunternehmen ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Im Juli wurde ein Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet. Laut Insolvenzverwalter kann das Unternehmen aber weiter arbeiten.

 Die Gemeinde Schwalmtal gehört mit Schulzentrum und Solarbad zu den großen Kunden der Biogas Schwalmtal. Die Gemeinde spart durch die Abwärmenutzung einen fünfstelligen Betrag bei den Heizkosten.

Die Gemeinde Schwalmtal gehört mit Schulzentrum und Solarbad zu den großen Kunden der Biogas Schwalmtal. Die Gemeinde spart durch die Abwärmenutzung einen fünfstelligen Betrag bei den Heizkosten.

Foto: Busch

Sie galt als ökologisches Vorzeigeprojekt: Als die Biogasanlage Schwalmtal Ende Dezember in Betrieb ging, wurde sie mit Lob überschüttet ob ihrer Ökologie und Wirtschaftlichkeit. Doch das Vorzeigeunternehmen ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Unter dem Aktenzeichen 33 IN 19/14 hält das Amtsgericht Mönchengladbach fest, dass am 14. Juli für die Biogas Schwalmtal ein Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet wurde.

"Es hat eine leichte finanzielle Unterdeckung gegeben, aufgrund derer sich die Geschäftsführung verpflichtet gefühlt hat, das Verfahren einzuleiten", bestätigt der vorläufige Insolvenzverwalter Wilhelm Klaas aus Krefeld. Zugleich gibt der Insolvenzverwalter aber auch Entwarnung für das laufende Geschäft: "Das Unternehmen ist stabil, die Biogasproduktion im Krinsend geht weiter, das Unternehmen kann weiter arbeiten. Wir haben die Problematik im Griff."

Die Umweltbank sei die Hauptgläubigerin, so Klaas. Mit ihr habe man gesprochen. Das operative Geschäft könne "weitgehend kostendeckend" fortgeführt werden. Auch die Geschäftsführer der Biogas Schwalmtal, Tafil Pufja und Rainer Sender, blieben auf ihren Posten.

"Wir haben uns einen Sanierungszeitraum von einem Jahr gesetzt. Zurzeit sind zwei Sachverständige beauftragt: Der eine begutachtet die technische Seite des Unternehmens, der andere nimmt Kostenfragen und Betrieb in Augenschein", sagt der Insolvenzverwalter. Wenn die Gutachten vorliegen, werde man wie üblich verschiedene Lösungsmodelle durchspielen, so Klaas. Dazu gehört möglicherweise auch die Suche nach einem neuen Investor.

Zu den Ursachen für die finanzielle Schieflage wollte Klaas nichts sagen. Gerüchten zufolge soll die Biogasanlage sehr teuer gebaut worden sein. Zudem soll nach Informationen unserer Zeitung ein Pump-System für die Abwärmenutzung nicht gut funktioniert haben, und man habe Erdgas teuer zukaufen müssen, um die vereinbarte Heizleistung zu erbringen. "Die Biogas-Idee ist relativ neu, und man kauft Biogasanlagen nicht wie einen Pkw. Natürlich hat man seit dem Bau der Anlage mehr Erfahrungen gesammelt", sagt Klaas.

Seit Dezember 2009 ist die Biogas Schwalmtal in Betrieb. Das Gesamtinvestitionsvolumen soll bei etwa 4,9 Millionen Euro liegen (unsere Zeitung berichtete). Biogas Schwalmtal wurde seinerzeit als Bürgerunternehmen beworben, an dem sich Bürger finanziell beteiligen konnten. Auf der Homepage von "Biogas kann's" steht unter anderem: "Die landwirtschaftlich privilegierte Biogasanlage in Schwalmtal wird von einer Betreibergemeinschaft geführt. Unter den 28 Kommanditisten finden sich Landwirte, Privatpersonen und Institutionen sowie das Bürgerunternehmen REN AG."

Die Re Energie Niederrhein (REN-AG) hatte die Biogasanlage im Krinsend mitinitiiert und war früher laut Insolvenzverwalter auch in der Betriebsführung. Aktuell gehört sie zu den Gesellschaftern der Biogas Schwalmtal. Wie das Amtsgericht Krefeld bestätigte, ist auch bei der REN AG ein Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet worden.

Die Betriebsführung der Biogas Schwalmtal liegt inzwischen bei der NEW Re, der Gesellschaft des Energieanbieters NEW für regenerative Energien. Ihr Geschäftsführer ist ebenfalls Tafil Pufja.

(RP)
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