Fotos Bombenfund: Chronologie der Ereignisse
Am frühen Montagnachmittag wird bei Bauarbeiten in der Viersener Innenstadt eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Innenstadt muss evakuiert werden und eine kontrollierte Sprengung wird vorbereitet. Die Chronologie der Ereignisse:
13 Uhr: Bei Ausschartungsarbeiten für einen Anbau mit Unterkellerung finden Bauarbeiter hinter einem Kindermodegeschäft auf der Gartenstraße eine 2,5-Zentner-Bombe.
13.50 Uhr: Die Feuerwehr erhällt Meldung über den Bombenfund. Noch ist nicht klar, um was für eine Bombe es sich handelt.
15 Uhr: Der Kampfmittelräumdienst trifft ein. Experten, die auch bei dem Einsatz in München vor wenigen Wochen dabei waren, sind mit im Einsatz. Sie erkennen, dass es sich um eine Bambe desselben Typs handelt, der über einen gefährlichen Säurezünder verfügt. Schnell geben die Experten ihre Idee auf, den Blindgänger zu entschärfen oder abzutransportieren. Beides ist unmöglich. Die Bombe muss an Ort und Stelle detonieren.
16 Uhr: Die Evakuierung der Innenstadt beginnt. Zunächst wird im Umkreis von 350 Metern abgesperrt und geräumt. Bürger reagieren irritiert, aber verständnisvoll. Niemand möchte sich in Gefahr begeben. Polizei und Feuerwehr gehen möglichst einfühlsam vor. Einsatzkräfte aus ganz Nordrhein-Westfalen rücken an. Rund 1000 Kräfte sind schließlich Vorort.
16 Uhr: Der Sprengstoff trifft ein, mit dem die tückische Bombe kontrolliert zur Explosion gebracht werden soll. Die Sprengstoffexperten beginnen, in dem drei Meter tiefen Loch den Blindgänger mit Stroh einzuhüllen. Zwei Ballen werden benötigt. Das Stroh sorgt dafür, dass beim Verfüllen mit Sand die Bombe möglichst nicht erschüttert wird. Erst dann können 30 Kubikmeter Sand verfüllt werden. Der soll die Detonation abmildern. Die Experten arbeiten unter Todesgefahr gegen die Zeit. Denn niemand weiß, ob beim Fund der Bombe versehentlich der Säurezünder, der mit einer Zeituhr versehen ist, in Gang gesetzt wurde.
16.30 Uhr: Kurzzeitig kommt es zu schwierigen Verkehrssituationen auf dem Viersener Busbahnhof. Busse können nicht mehr wie geplant die Route zum Rathausmarkt nehmen. Viele Schüler und andere Passanten stehen und warten auf ihre Busse. Kinder kommen aus der Schule nach Hause und finden keinen Zugang zu den Wohnungen im Stadtzentrum.
17.30 Uhr: Der Evakuierungskreis wird größer gezogen. Bewohner in einem Radius von 500 Metern müssen möglichst schnell ihre Häuser verlassen. In einem Radius von 1000 Metern werden die Einwohner der Stadt aufgefordert, ihre Häuser nicht mehr zu verlassen. 5000 Menschen sind betroffen. Rettungsdienste durchkreuzen die Stadt, um Hilfsbedürftige aus den Wohnungen zu holen und von dort in Notunterkünfte zu bringen. Die Festhalle, sonst Ort der Kultur, wird zur Notunterkunft. Ebenso Turnhallen der Grundschulen in Beberich und im Rahser.
18 Uhr: Bürgermeister Günter Thönnessen trifft nach einem Besuch in der ukrainischen Partnerstadt Viersens zunächst ahnungslos am Düsseldorfer Flughafen ein. In der Kreisstadt angekommen, tagt noch immer der Krisenstab. Thönnessen besucht die Bürger in den Notunterkünften, klärt sie über die Lage auf und spricht Mut zu.
19 Uhr: Das Expertenteam an der Bombe wäre soweit, die Sprengung durchzuführen. Aber der Krisenstab kann noch keine Freigabe erteilen. Die Einsatzkräfte arbeiten unter Hochdruck an der kompletten Evakuierung aller Häuser. Sie müssen zügig und flink arbeiten, denn es ist nicht klar, wann die Bombe vielleicht durch den Zeitzünder detoniert. Unter normalen Umständen würde eine solche Räumung zwei bis drei Tage dauern.
20.30 Uhr: Die Sperrung der Innenstadt wird bis zum Gereonsplatz in der Südstadt ausgedehnt. Die Menschen warten angespannt darauf, was passieren wird.
22.30 Uhr: Die Evakuierung ist abgeschlossen. Alle Rettungskräfte müssen noch den Gefahrenort rund um die Gartenstraße verlassen. Der Krisenstab kann das Ausmaß der Detonation nicht abschätzen.
23.05 Uhr: Ein dumpfer Knall erschüttert Viersen. Ein kurzes Aufflackern, Erde und Ziegel regnen im Umkreis von rund 50 Metern herab. Durch die Druckwelle der geplanten Detonation zerbrechen Fenster, Autos werden unter Dreck begraben. Es entsteht kein Brand. Kein Mensch kommt zu Schaden.
23.10 Uhr: Die Feuerwehr sorgt für Beleuchtung am Ort der Sprengung. Auf der Gartenstraße als auch in der Ladenzeile auf der Hauptstraße werden die äußeren Schäden in Augenschein genommen. Die Bewohner aus dem direkten Umfeld werden gebeten, nicht in ihre Häuser zurückzukehren. Bauexperten und Statiker wollen erst am nächsten Tag bei Helligkeit die Schäden inspizieren.
23.30 Uhr: Die Evakuierungskreise werden aufgehoben. Die meisten Menschen können bereits jetzt in ihre Häuser zurückkehren.
Schon in der Nacht rückt der Bauhof aus, um heruntergeregnetes Erdreich aus der Innenstadt zu schaffen. Als die Sonne aufgeht, ist der Schaden an den in erster Linie betroffenen Geschäften - einem Kindermodeladen und dem benachbarten Optiker- und Hörgeräteakustiker – zwar deutlich zu sehen, doch im Umfeld und der Hauptgeschäftsstraße regt sich wieder Leben.
11 Uhr: In den Vormittagstunden des Folgetages zeigt sich, dass die Anbauten hinter den beiden hauptsächlich betroffenen Häusern einsturzgefährdet sind. Sie müssen abgerissen werden. In umliegenden Häusern und den zu den Ladenlokalen gehörigen Haupt- und Wohnhäusern werden Setzrisse gefunden. Auch diese Bewohner können als letzte Betroffene zurück in ihre Wohnungen.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Viersener Bombe.