Viersen Braucht Viersen die Galerie?

Viersen · In die Diskussion um eine mögliche Privatisierung der Städtischen Galerie im Park hat sich jetzt auch Dr. Adelheid Limbach zu Wort gemeldet. Die frühere Kulturreferentin der Stadt bricht eine Lanze für den Kulturstandort Viersen.

Auch im Ruhestand verfolgt die frühere Kulturreferentin der Stadt, Dr. Adelheid Limbach, die Entwicklung in der Kreisstadt mit großem Interesse und nach wie vor persönlichem Engagement. So führt sie als stellvertretende Vorsitzende ehrenamtlich die Geschäfte des Fördervereins Festhalle Viersen, der sich seit 1996 massiv um den Erhalt und die Sanierung von Viersens guter Stube einsetzt. Adelheid Limbach war es, die mit dem Viersener Musiksommer eine sehr beachtliche neue Veranstaltungsreihe mit ins Leben gerufen hat. Seit einigen Jahren treffen sich Musikdozenten und -studierende in Viersen, um zu lernen und gemeinsam in öffentlichen Konzerten zu musizieren. In einem Gastbeitrag für die Rheinische Post nimmt Adelheid Limbach zur aktuellen Diskussion um die Zukunft der Städtischen Galerie Stellung.

1978 eröffnet

"Braucht Viersen eine Städtische Galerie?

Als die Städtische Galerie im Park 1978 eröffnet wurde, bestand daran kein Zweifel. Politiker und Verwaltung waren stolz auf diesen Ort der Begegnung mit der Kunst für die Bürger. Die finanzielle Situation zwingt jetzt zu neuen Überlegungen.

Könnte man für Ausstellungen und kunstpädagogische Aktivitäten nicht andere Orte nutzen, die Begegnung mit der Kunst in den Nachbarstädten suchen und Reisen zu den großen Kunstereignissen in den Metropolen organisieren?

Gab und gibt es nicht Kunsthändler, die Kunst und Künstler gefördert haben? Wäre nicht die Übernahme der städtischen Galerie durch einen Galeristen die beste Lösung?

Die entscheidende Besonderheit öffentlicher Kunsteinrichtungen ist es, dass hier die Kunst unabhängig von ihrer Vermarktbarkeit gefördert und gezeigt wird. Hier kann man jene Kunst finden, die abweichend von den vorherrschenden Strömungen eigene Aussageformen unabhängig vom Kunstmarkt sucht. Dieser Kunst versucht die Städtische Galerie eine Heimat zu geben.

Symbol und Wahrzeichen

Das Verhältnis von Besuchern der Galerie und Nichtbesuchern, von Kosten und Nutzen mag nicht befriedigend sein, und schon gar nicht das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen. Jedoch sind kulturelle Einrichtungen auch für die Bürger von Lebens-Wichtigkeit, die sie nie oder selten nutzen: als heimatliche Symbole, Bilder für Identifikation, als Bedeutung zusprechende Wahrzeichen.

Es scheint keine ökonomisch vertretbaren Gründe für die Notwendigkeit der städtischen Galerie zu geben. Aber ist es zukunftweisend, wenn eine Stadt auf die Weiterführung einer ihrer schönsten Einrichtungen verzichtet, wenn sie ihr Hoheitsrecht und ihre Entscheidungskompetenz auf einem Gebiet aufgibt, das der Stadt und ihren Bürgern Bedeutung und Charakter verleiht?

Von der Kunst erhält man immer viel mehr als was man bezahlen kann. Ist es verantwortbar, auf diesen Mehrwert zu verzichten? Wenn man die Kunst einspart, trocknet man das Leben aus. Man glaubt Geld zu sparen, aber man spart Lebenssteigerung.

Zunächst würde es vielleicht kaum jemand bemerken, aber die Stadt würde ohne die städtische Galerie etwas von ihrer Besonderheit und ihrem Charakter einbüßen; das Leben in ihr hätte weniger Farbe und Glanz Die Stadt und ihre Bürger würden einen Ort der Utopie verlieren. Kann sich die Stadt das wirklich leisten?

Was man aufgibt, wird so bald nicht wieder da sein.

Was ist als nächstes dran?"

(RP)
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