Viersen Bürger ärgern sich über Baumfällungen

Viersen · Die Stadt fällte in der vergangenen Woche fünf Eichen an der Clörather Mühle. Die Anwohner kritisieren, dass sie zum wiederholten Mal nicht informiert wurden. Die Bürgermeisterin schaltete sich ein und versprach mehr Transparenz.

 Die Bürger bezweifeln, ob wirklich alle fünf gefällten Eichen krank waren. Auch von einer Verkehrssicherungspflicht könne an der Stelle nicht die Rede sein, kritisieren sie. Fest steht aber: Die Stadt informierte die Anwohner nicht über die Fällungen.

Die Bürger bezweifeln, ob wirklich alle fünf gefällten Eichen krank waren. Auch von einer Verkehrssicherungspflicht könne an der Stelle nicht die Rede sein, kritisieren sie. Fest steht aber: Die Stadt informierte die Anwohner nicht über die Fällungen.

Foto: Busch

Am Morgen des 21. Januars war für Ludwig Mertens, der in der Clörather Mühle wohnt, die Welt noch in Ordnung. Das änderte sich im Laufe des Vormittags aber rapide. Mertens verfolgte mit Erstaunen, wie ein Arbeitstrupp anrückte, um entlang seiner Grundstücksgrenzen fünf große Eichen zu fällen.

Die Bäume stehen an keiner Straße, sondern im Landschaftsschutzgebiet an einem unbefestigten Wirtschaftsweg, der wiederum eine Sackgasse ist und lediglich zu einer Weide führt. "Von einer Verkehrsgefährdung und einer damit einhergehenden Verkehrssicherungspflicht kann in diesem Bereich also keine Rede sein", sagt Mertens. Er bezweifelt daher den Grund der Fällung, der bei seiner Nachfrage mit "nicht-standortsicheren Bäume" angegeben wurde.

Drei der fünf Eichen kamen dem Viersener in keiner Weise krank vor. Zusätzlich wurden mehrere kleinere Bäume mit abgeholzt sowie ein alter, rund vier Meter hoher Todholzstamm, der mit Efeu bewachsen war und ein wertvolles Biotop für verschiedenste Insekten darstellte.

"Die Bäume stehen im Landschaftsplan sechs, Mittlere Niers, unter Schutz und zwar im Kapitel 2.2.1 Landschaftsschutzgebiet Rietbruch. Sie sind dort als Reihe von Stileichen deklariert, wenngleich es sich um drei Roteichen und zwei Stieleichen handelte", berichtet Mertens. Laut der dortigen Beschreibung sind die Stileichen "nachhaltig zu sichern" und "über die in der Forstwirtschaft üblichen Umtriebszeiten zu erhalten". Aber auch generell sieht der Landschaftsplan den Erhalt von Baumreihen vor. Es muss sich nicht explizit um Stileichen handeln.

Mertens und seinen Nachbarn tut es nicht nur allein um die Bäume und die damit verbundenen ökologischen Aspekte leid. Was die dort ansässigen Bürger in Wut versetzt ist die Vorgehensweise der Stadt Viersen. "Wir sind in keiner Weise informiert worden. Die Aktion war nicht angekündigt, obwohl die Stadt immer wieder verspricht bei Fällungen transparent und sensibel vorzugehen", klagt Mertens an.

Einen Schuh, den sich die Stadt in diesem Fall anziehen muss, wie die Technische Beigeordnete Beatrice Kamper schon im Ausschuss zugab.

"Es ist nicht gut gelaufen, aber es wird besser laufen. Die Informationspolitik wird anders und transparenter. Ich werde mich dem persönlich annehmen", verspricht Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller. Sie habe immer gesagt, dass Information wichtig sei. Es gebe bereits Regelungen, aber an diese hätten sich die Betreffenden in dem Fall nicht gehalten, fügt die Bürgermeisterin hinzu. In Sachen Fachlichkeit einer Maßnahme vertraut sie hingegen den Fachleuten.

Der Clörather Bürger fragt sich indes, ob die Maßnahme bei der Unteren Landschaftsbehörde angekündigt worden war, denn das ist aufgrund des Landschaftsplans Vorschrift. Das geschah allerdings erst im Nachhinein, wie Anemüller einräumte. Die Maßnahme wurde der Landschaftsbehörde mitgeteilt, aber erst nachdem sie erfolgt war. "Die Untere Landschaftsbehörde muss nicht genehmigen. Die Maßnahme muss dort nur angezeigt werden. Es sollte wohl schnell gehandelt werden, da das Wetter eine Rolle spielte", erklärt die Bürgermeisterin.

Mertens stellt sich die Frage, ob sich der Stadtförster nicht an Regeln halten müsse und kein Interesse an Baumschutz habe: "Selbst wenn die zwei offenbar geschädigten Bäume weggekommen wären, hätte man doch überlegen können, ob die anderen drei hätten stehen bleiben können", meint Mertens.

Das Holz sei immerhin noch so gut gewesen, dass ein Holzhändler vor Ort war. "Ich sprach mit ihm, und er teilte mir mit, dass ihm die Stadt das Holz zum Verkauf angeboten hätte", berichtet der Clörather.

Die Fällung war auch Thema im Ausschuss. Die Grünen und Linken protestierten vehement gegen die Fällung. Vor allem die Intransparenz wurde bemängelt. Auch die SPD mahnte mehr Transparenz an. Lediglich die CDU sprach sich für die Vorgehensweise der Stadt aus. Die Grünen hakten nach: Wenn diese Bäume so gefährlich gewesen wären, warum sei dann der Weg zunächst nicht abgesperrt und die Sachlage geklärt worden? Die Wiese wäre bei Bedarf über zwei weitere Zufahrten zu erreichen. Termindruck habe es also nicht gegeben.

(tref)
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