Brüggen Bürger beklagen Müll rund um See

Brüggen · Der Diergardtsche See in Brüggen liegt im Naturschutzgebiet, trotzdem kommen Besucher zum Sonnen und Baden. Nun sei das Limit des Verkraftbaren erreicht, sagt ein Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde

 Spaziergänger ärgern sich über Unrat in der Nähe des Diergardtschen Sees. Immer wieder lassen Besucher dort solche Müllberge zurück.

Spaziergänger ärgern sich über Unrat in der Nähe des Diergardtschen Sees. Immer wieder lassen Besucher dort solche Müllberge zurück.

Foto: Angela Wekx

Wenn Angela Wekx mit ihrem Mann und den drei Hunden spazierengeht, sucht sie mehrmals in der Woche die Erholung im Naturpark Maas-Schwalm-Nette. Besonders gut gefällt der 51-jährigen Nettetalerin die Runde um den Diergardtschen See in Brüggen, Ruhe findet sie dort aber nur noch in den frühen Morgenstunden. "Wegen der Badegäste", sagt Wekx. An Wochenenden und bei gutem Wetter würden viele am Ufer liegen und sich sonnen oder im Wasser baden - obwohl der See im Naturschutzgebiet liegt. Noch bestürzter aber ist Wekx über die Müllberge, die abends zurückbleiben.

Philippe Niebling von der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen ist das Problem mit den unerlaubten Badegästen und ihren Hinterlassenschaften am Diergardtschen See bekannt. Er sei selbst mehrfach dort gewesen und habe Menschen angesprochen. Die Gegend unterliegt dem Naturschutzgesetz, darf demnach also eigentlich gar nicht betreten werden, auch der See nicht. Für einen Verstoß ist ein Bußgeldrahmen von bis zu 50.000 Euro vorgesehen, sagt Niebling. Allerdings hätten diejenigen, die bisher erwischt wurden, meist nur ein Verwarngeld in Höhe von zehn bis 50 Euro zahlen müssen. Lediglich für die Mitglieder eines Angelvereins gebe es für das Betreten eine Ausnahmegenehmigung. Die Angler seien es auch, die regelmäßig zu Säcken griffen und Müll sammelten.

Trotzdem sei es nicht so einfach, den See und seine Ufer zu schützen. Weil er beispielsweise nicht mit einem Auto umfahren werden kann, fiele es Niebling und Mitarbeitern des Ordnungsamts manchmal schwer, Besucher zu erwischen. "Sie flüchten dann etwa einfach mit der Luftmatratze auf die andere Seite des Sees und sind weg." Etwa 70 bis 100 Stellen seien um den See verfügbar. Zudem würden einige Besucher teils minutenlang aufgebracht mit den Mitarbeitern diskutieren. "Viele sehen gar nicht ein, dass sie etwas falsch gemacht haben", sagt Niebling. Sie seien nicht aggressiv, aber patzig. "Es ist ein Kampf gegen Windmühlen."

Dabei könne der Besucheransturm den See und seine Umgebung tatsächlich negativ beeinflussen. Zum Beispiel sei die Sonnencreme auf den Körpern der Badenden schädlich für das Wasser. "Es entsteht ein Ölfilm, und durch Phosphate können sich giftige Algen bilden", sagt Niebling. "Erst vor kurzem ist in Mönchengladbach ein See umgekippt." Im "Peeler Feldchen" waren im Juli plötzlich zahlreiche Fische gestorben. Zudem könnten sich Vögel gestört fühlen, "dann ist die Brut kaputt", sagt Niebling. "Der Einzelne sieht das vielleicht gar nicht."

Spaziergängerin Wekx hält ihre Hunde immer nah bei sich, damit sie sich nicht an Müll verletzen. Sie hat schon vieles entdeckt: Flaschen, Chipstüten, Decken, Einweggrills, Plastikdosen, Kissen. Ein anderer Besucher berichtet, mehrfach das Ordnungsamt und die Feuerwehr informiert zu haben, wenn er jemanden beim Grillen entdeckt hat. "Aber beim Ordnungsamt hieß es, sie seien nicht gut genug besetzt, und bei der Feuerwehr, sie sei nicht zuständig", erzählt er. "Das gibt es tatsächlich", sagt Niebling. So kämen die meisten Besucher abends und an den Wochenenden und damit nach Dienstschluss. Zudem: "Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr, aber nicht, wenn jemand grillt." Erst offenes Feuer sei verboten. Problematisch sei Shisha-Rauchen. "Das ist nicht verboten, aber die Kohlereste sind gefährlich", sagt Niebling. Das Rauchen einer Zigarette dagegen sei in einem Naturschutzgebiet gar nicht erlaubt.

Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Einen Zaun verbietet laut Niebling das Naturschutzgesetz. Er kündigt an, an sonnigen Tagen mit mehr Mitarbeitern kontrollieren zu wollen - auch, um an der Swalmener Straße an der Nordseite des Sees Knöllchen für Falschparker zu verteilen. Für den See sei das Limit erreicht. Niebling: "Es ist eine Masse, die nicht mehr verkraftbar ist."

(RP)
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