Brüggen Bürgermeisteramt wird frei für Neues

Brüggen · Die Brüggener Gemeindeverwaltung verlegt ihre Nebenstelle aus dem alten Bürgermeisteramt ins Nachbarhaus.

 Um 1910 entstand diese Aufnahme des Bürgermeisteramts. Ein deutlicher Unterschied zur Gestaltung heute sind die beiden Treppenaufgänge, die damals ins Haus führten. Heute gibt es nur noch einen Aufgang.

Um 1910 entstand diese Aufnahme des Bürgermeisteramts. Ein deutlicher Unterschied zur Gestaltung heute sind die beiden Treppenaufgänge, die damals ins Haus führten. Heute gibt es nur noch einen Aufgang.

Foto: Gemeinde Brüggen

Über die Folgenutzung der Brüggener Verwaltungsnebenstelle im alten Bürgermeisteramt in Bracht hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung gesprochen. Bei einer Enthaltung und drei Gegenstimmen votierte der Rat für einen Umzug der Verwaltungsnebenstelle ins Nachbarhaus an der Marktstraße 3. Bei einer Enthaltung und zwei Gegenstimmen wurde die Verwaltung beauftragt, mit etwaigen Interessenten Verhandlungen über die erbbaurechtliche Übertragung des alten Bürgermeisteramts an der Marktstraße 1 zu führen.

 Das Bürgermeisteramt 1957 mit dem Treppenaufgang, wie er heute ist.

Das Bürgermeisteramt 1957 mit dem Treppenaufgang, wie er heute ist.

Foto: Burggemeinde

Bürgermeister Frank Gellen hatte zuvor noch einmal betont, dass das Amt fünf (Sozialwesen) besonders von Senioren oder Menschen mit Handicap aufgesucht wird. "Dies führt zu notwendigen Maßnahmen zur Schaffung einer Barrierefreiheit. Die Stufen im Eingangsbereich stellen schon ein erstes Hindernis dar." Bauamtsleiter Dieter Dresen wies zudem auf Überraschungen bei einer Sanierung des Gebäudes hin: "Es ist nun mal ein historisches Gebäude, eine zeitgemäße Büronutzung ist nicht mehr möglich."

Um den Brachtern eine zentrale Nebenstelle der Verwaltung zu bieten, wurde nun der Umzug der Verwaltung in das Nachbargebäude beschlossen, das den Gemeindewerken gehört. Es wird durch die Gemeindewerke umgebaut, optimiert für die Bedürfnisse der Gemeindeverwaltung. Für geschätzt 30 000 Euro soll dort auch eine öffentliche Behindertentoilette eingerichtet werden. Eine solche hatte man ursprünglich für das noch zu bauende neue Pfarrheim am Bischof-Dingelstad-Platz eingeplant, doch die Realisierung des Pfarrheims ist noch nicht absehbar. "Wir können damit einer großen Bitte der Behindertenvertreter nachkommen", so Bürgermeister Gellen.

Es gibt bereits einen Interessenten, der eine Nutzung des Gebäudes so plant, dass Teile davon auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein und sich positiv auf das Brachter Ortsbild auswirken sollen. Bei dem abzuschließenden Erbbaurechtsvertrag will sich die Verwaltung mit dem Interessenten auf eine längere Laufzeit einigen, um Sicherheit für beide Seiten zu gewährleisten. Bauamtsleiter Dresen zufolge könnte die Verwaltung Ende Juli, Anfang August in die neuen Räume ziehen.

Die UBW hatte vorgeschlagen, beide Gebäude für die Verwaltung zu nutzen und die stärker frequentierten Ämter an die Marktstraße 3 zu verlegen. Die Gemeindeverwaltung klage immer wieder über Platzmangel. Durch ein zusätzliches Gebäude ließe sich diese Situation entschärfen - und das Bürgermeisteramt müsste dann nicht mehr barrierefrei umgebaut werden. Gellen räumte ein, dass der Keller des Bürgermeisteramts weiterhin zur Aufbewahrung von Akten genutzt werden muss. "Wir sterben an Akten", klagte er. Zudem befürchtet die UBW einen Leerstand des Bürgermeisteramts, falls der Pächter nach ein oder zwei Jahren sein Geschäft oder Lokal wieder schließen würde.

Gottfried Optenplatz (SPD) argumentierte, dass ein Gebrauch des Bürgermeisteramts als Nebenstelle nicht infrage käme, da das Gebäude auch energetisch nicht mehr sinnvoll zu nutzen sei. "Wir sind eine der wenigen Kommunen, die überhaupt eine Verwaltungsnebenstelle in einem anderen Ortsteil haben, das machen weder Nettetal noch Schwalmtal." Es gelte, zwischen "Wirtschaftlichkeit und sensiblen Erinnerungen" abzuwägen.

"Wir können nicht einfach irgendwo einsparen, um dort eine Maximallösung zu erreichen. Das ist abenteuerlich. Man muss auch mal den Mut haben, solche einen Schnitt zu machen", forderte Thomas Schmidt (CDU). René Bongartz (Grüne) reagierte verärgert: "Von ,verscherbeln' zu sprechen, ist unangemessen. Die Menschen wollen Leben im Ort haben. Das bietet sich uns jetzt." Die FDP hingegen befürchtet ebenfalls eine veränderte Sachlage in ein paar Jahren. Für Rolf Gersemann (AWB) sprechen rein ökonomische Gründe gegen eine Beibehaltung des Amts in den alten Räumen. Bürgermeister Gellen stellte nach der Diskussion "einen der folgenschwersten Anträge überhaupt" seiner Meinung nach zur Abstimmung.

(bigi)
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