Viersen Aljoscha Ortmann: Ortskerne beleben, Tristesse überwinden

Viersen · "Die Linke" hat in Niederkrüchten bis vor einem Jahr gar nicht stattgefunden. Heute hat die Partei zwei Ratsmandate und stellt einen Bürgermeister-Kandidaten. Der ist selbstbewusst: Aljoscha Ortmann will ein zweistelliges Ergebnis.

Bürgermeisterwahl 2015 Niederkrüchten: Das sind die Kandidaten
5 Bilder

Bürgermeisterwahl 2015 in Niederkrüchten: Das sind die Kandidaten

5 Bilder

Aljoscha Ortmann sieht Potenzial für linke Politik in Niederkrüchten. Das hat der erstmalige Einzug der Linken in den Rat im vergangenen Jahr gezeigt. Darum ist Ortmann ein selbstbewusster Bürgermeisterkandidat. Er will ein zweistelliges Ergebnis erzielen. Dafür geht er in diesen Tagen Klinken putzen. Neben Hausbesuchen bei Bürgern will der 29-Jährige auch auf Tuchfühlung mit Jugendlichen und Unternehmern in der Gemeinde gehen, will sich über deren Sorgen, Probleme und Ideen informieren.

Auch mit der Niederkrüchtener Flüchtlingshilfe sind Termine geplant. "Ich will erfahren, wie man helfen kann." Die Unterbringung von 2500 Flüchtlingen auf dem britischen Militärgelände in Elmpt sei "eine enorme Herausforderung" für die Gemeinde. Es gelte, Unsicherheit und Ängste in der Bevölkerung abzubauen. In dieser Hinsicht wirft der Linken-Kandidat der Landesregierung und Bürgermeister Herbert Winzen eine mangelhafte Informationspolitik vor. Wichtig sei es auch, die Bürger einzubinden: "Viele wollen helfen, zum Beispiel durch Kleider- oder Möbelspenden. Die Gemeinde könnte eine Sammelstelle einrichten."

Das Klischee vom Linken-Politiker als verkapptem Kommunisten mit Umverteilungszwang bedient Ortmann nicht. Der 29-Jährige, von Beruf Altenpfleger, gibt sich eher als Idealist. Ortmann, der in Niederkrüchten aufgewachsen ist, aber derzeit in Dülken lebt, hat in seinen bisherigen Gesprächen mit Bürgern durchaus Sympathie für sich und sein Programm wahrgenommen. Soziale Gerechtigkeit und Transparenz sind darin wesentliche Säulen. "Linke Politik kann durchdacht, kreativ und fortschrittlich sein", betont er.

Was nicht heißen soll, dass da kein Platz für die ein oder andere Idee unorthodoxe Idee wäre. So will Ortmann die Ortskerne beleben. "Wir müssen die Tristesse überwinden", sagt er. Gemeint ist zum Beispiel der Lindbruchplatz, dessen grauer Beton-Charme ihm nicht sonderlich behagt. Ortmann kann sich vorstellen, Künstler zusammenzubringen, die mit Street-Art-Projekten Farbe in den Ort bringen. So könne man Räume für Kunst schaffen - ohne bauliche Maßnahmen und ohne die Gemeindekasse zu belasten. Dies könne ein Beitrag für eine lebenswertere Gemeinde sein: "Die Bürger möchten sich in ihrem Ort wohlfühlen."

Ein wichtiges Anliegen ist es Ortmann, die vor einigen Jahren eingestellte Busverbindung von Elmpt nach Roermond wieder aufleben zu lassen. Das könnte für den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch, aber auch für den Tourismus wertvolle Impulse geben. Um den heimischen Arbeitsmarkt anzukurbeln, wünscht sich Ortmann eine aktivere Rolle des künftigen Bürgermeisters und der Verwaltung - etwa als Vermittler zwischen Unternehmen und Jugendlichen, die eine Ausbildungsstelle suchen.

Eine intensivere Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen, wie aktuell durch den Bürgerentscheid zur Vollsortimenter-Ansiedlung, und der Aufbau eines Gesundheitszentrums in der Gemeinde sind weitere Punkte auf Ortmanns politischer Agenda. Die schwierige Finanzlage Niederkrüchtens resultiere nicht aus einem Ausgabeproblem, sondern aus einem Einnahmeproblem. Daher sind für den Kandidaten der Linken Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich tabu. Bei der langfristigen Konsolidierung der Kommunalfinanzen sieht Ortmann nicht nur die Gemeinden, sondern auch Bund und Länder in der Pflicht. www.die-linke-viersen.de/wahlen_2015/aljoscha_ortmann

(jo-s)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort