Michael Pesch "Burghof III hätte ein Sektchen verdient"

Viersen · Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch spricht im Interview über die Herausforderungen, vor denen die Gemeinde 2017 steht

 Bürgermeister Michael Pesch hofft, dass die Bezirksregierung die Entwicklung des dritten Bauabschnitts am Burghof in Waldniel bald genehmigt. Dort könnten Mehrfamilienhäuser und Einfamilienhäuser gebaut werden.

Bürgermeister Michael Pesch hofft, dass die Bezirksregierung die Entwicklung des dritten Bauabschnitts am Burghof in Waldniel bald genehmigt. Dort könnten Mehrfamilienhäuser und Einfamilienhäuser gebaut werden.

Foto: Busch

Schwalmtal Das neue Jahr hat gerade begonnen, und Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch (CDU) hat eine lange To-do-Liste vor sich. Bauvorhaben sollen in der Gemeinde auf den Weg gebracht, Flächen für Gewerbe entwickelt werden. Um die Entwicklung der Kent-School macht man sich im Rathaus ebenso Gedanken wie um die Verschönerung der Ortskerne. Gleichzeitig stehen gemeinsame Projekte mit den Nachbargemeinden auf dem Programm - etwa die Schulentwicklungsplanung. Ein Gespräch über die Herausforderungen, die 2017 mit sich bringt.

Die Frist, die das Unternehmen Deutsche Glasfaser für die Nachfragebündelung angesetzt hat, ist am Montag abgelaufen. Die Nachfrage in den Ortskernen war nicht ausreichend. Was jetzt?

Michael Pesch Wir haben in den Ortskernen die erforderliche Zahl an Vorverträgen nicht erreicht. Die Bürgermeister von Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal haben daher das Unternehmen gebeten, die Frist noch einmal zu verlängern. Die Deutsche Glasfaser überlegt im Augenblick, ob das machbar ist. Wir hoffen, dass es dann klappt. Ich habe selbst zu Hause in Hehler Glasfaser, das ist schon toll.

Ist die Anbindung des Gewerbegebiets Waldniel unabhängig davon?

Pesch Das Gewerbegebiet Waldniel wird auf jeden Fall angebunden. Das muss auch sein: Ohne Glasfaser wird man Firmen heute nicht mehr zur Neuansiedlung bewegen können. In Amern ist das schwieriger. Dort wollte nur ein Gewerbetreibender den Glasfaseranschluss haben. In Waldniel erhalten dann auch Schulzentrum und Bürgerhaus Glasfaserleitungen.

Reichen die Gewerbegebiete aus, oder braucht Schwalmtal mehr Flächen?

PEsch Wir brauchen sicherlich weitere Gewerbeflächen, sind hier aber auf dem richtigen Weg. An der Ecke Heerstraße/Industriestraße entsteht ein neues Gewerbegebiet, die Fläche ist rund 30.000 Quadratmeter groß. Flächennutzungs- und Bebauungsplan sind jetzt rechtskräftig. Unternehmen, die dort hinziehen wollen, können sich ab sofort bei uns melden. Ursprünglich hatte die Firma APD, die nebenan ihren Betrieb hat, erweitern wollen. Die Firma hat sich jetzt leider für Viersen entschieden, aber wir sind optimistisch, dass wir die Fläche auch so vermarkten können.

Und nebenan liegt das Gelände der ehemaligen Firma Rösler Draht ...

Pesch Das ist eine große Industriebrache, die wir so nicht lassen wollen. Wir planen derzeit mit zwei Konzeptvarianten. Eine Variante wäre, dort ein wirklich großes Unternehmen anzusiedeln. Die zweite Variante wäre die innere Erschließung des Geländes. Dann könnten dort auch kleinere Betriebe bauen. Wichtig ist, dass der bestehende Produktionsstandort der Firma Betafence langfristig erhalten bleibt.

Könnte solch ein großes Unternehmen auch ein Logistiker sein?

PEsch Die Fläche ist über 100.000 Quadratmeter groß, da wäre ein Logistiker denkbar. Was auch immer da entsteht: Wir wollen mit der Planung für dieses Gelände in diesem Jahr weiterkommen.

Eine große Industriebrache ist auch die alte Schlossbrauerei-Fläche in Waldniel.

Pesch Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr die Planung dort abschließen können. Derzeit sieht es so aus, dass die Gebäude abgerissen und neue Märkte gebaut werden sollen. Geplant sind ein Discounter mit Bäcker und Metzger sowie ein Drogeriemarkt. Sie könnten dann voraussichtlich 2018 bauen.

Dann springen wir ein paar Meter weiter ins Baugebiet. Haben Sie Nachricht von der Bezirksregierung erhalten, ob die Abschnitte Burghof III und IV bebaut werden dürfen?

Pesch Nein, wir warten immer noch auf ein Signal aus Düsseldorf. Im Dezember waren wir bei Regierungspräsidentin Anne Lütkes, um unser Anliegen erneut vorzutragen. Für uns ist der Abschnitt Burghof III sehr wichtig - auch mit Blick auf den Geschosswohnungsbau, der dort entstehen soll.

Für die Bewohner vom Cleeracker und von der Lüttelforster Straße wäre die Anbindung an die Nordtangente wichtig. Können Sie die Straße nicht jetzt schon bauen?

PEsch Nein, das können wir erst machen, wenn die Planung rechtskräftig ist. Dann werden wir sofort die Straße und an der Nordtangente auch den Kreisverkehr bauen.

Wie geht es mit der Wiedereröffnung des Kindergartens Vogelsrath voran?

Pesch Grundsätzlich muss ich sagen, dass wir uns freuen, zusätzliche Kindergartenplätze schaffen zu dürfen. Das zeigt, dass Schwalmtal für viele Familien attraktiv ist. Weil wir Kindergartenplätze benötigen, wird der Kindergarten Vogelsrath wieder eröffnet. Als Träger haben sich das Deutsche Rote Kreuz und die Arbeiterwohlfahrt beworben.

Und wer wird es jetzt?

Pesch Das entscheidet das Kreisjugendamt nach Rücksprache mit der Gemeinde. Wir empfehlen das Rote Kreuz. Das DRK könnte voraussichtlich zum 1. August 2017 starten, die Awo erst 2018. Wir brauchen die Kindergartenplätze aber jetzt, nicht erst im kommenden Jahr. Ich möchte kein einziges Kind zurückweisen müssen. Und die Nachfrage ist da: Bis November hatten wir schon 19 Anmeldungen für den Kindergarten. Außerdem streben wir eine Trägervielfalt an, und die Awo hat schon zwei Kindergärten in Schwalmtal.

Dann gehen wir doch gedanklich mal ein paar Jahre weiter, die Kinder kommen in die Schule. Wie sieht die Schullandschaft dann aus?

Pesch Das wird die Fortschreibung des Schulentwicklungsplanung zeigen, die wir gerade mit Brüggen und Niederkrüchten gemeinsam vorbereiten. Ich möchte der politischen Diskussion nicht vorgreifen. Die Ältestenräte werden heute informiert, dann beraten die Fachausschüsse.

Die Kinder müssen jetzt an den weiterführenden Schulen angemeldet werden. Was sagen Sie den Eltern?

Pesch Die Anmelde-Tage sind Mitte Februar. Bis dahin werden wir die endgültigen Ergebnisse zur Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes noch nicht vorliegen haben. Doch ich darf Ihnen aus eigener Erfahrung versichern, dass wir heute schon in Schwalmtal gut aufgestellt sind und dass das auch so bleiben wird. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr alles in trockene Tücher bekommen. Das ist auch wichtig mit Blick auf das Landesprogramm "Gute Schule 2020", das uns in vier Jahren insgesamt 1,7 Millionen Euro bringt. Es liegen Anträge vor, in denen die digitale Ausstattung der Schulen gefordert wird. Wenn wir wissen, wohin die Richtung geht, kann man das Geld für den digitalen Ausbau, aber auch für den Schul-Umbau verwenden.

Könnten Sie sich vorstellen, das Geld für ein gemeinsames Bad mit den Nachbargemeinden einzusetzen?

PEsch Nein. Das werden wir nicht tun. Im Gegensatz zu Brüggen und Niederkrüchten haben wir ein Bad, das technisch auf einem sehr guten Stand ist. Wir haben kontinuierlich in das Bad investiert. Im Vergleich zu anderen Bädern dieser Größe haben wir ein relativ kleines Jahresdefizit. Ich möchte unser Bad nicht aufgeben, dort findet jeden Tag Schulschwimmen statt. Und ich möchte, dass alle Kinder schwimmen lernen. Durch Busfahrten geht zu viel Zeit verloren. Auch Ältere nutzen das Bad sehr gern, machen dort Gymnastik. Ich möchte ihnen nicht sagen müssen, dass das dort nicht mehr geht. Was ich mir vorstellen kann, ist eine gemeinsame Betriebsgemeinschaft der Bäder mit den Nachbarkommunen.

Wer nach Waldniel kommt, sieht leere Schaufenster im Ortskern. Was wollen Sie dagegen tun?

Pesch Für jeden guten Tipp sind wir dankbar. Erste Maßnahmen haben wir schon ergriffen: An der Gartenstraße sind 20 zusätzliche Stellplätze eingerichtet worden. Gleichzeitig wurde die Straße gepflastert, die Bänke auf dem Markt wurden saniert, eine Pedelec-Ladestation wurde dort eingerichtet. Der Markt wird gerade im Sommer gern genutzt, viele Radfahrer besuchen die Gastronomie dort. Und der Werbering engagiert sich sehr, um Leben in den Ort zu bringen.

Muss da mehr passieren?

Pesch Ja, wir müssen weiter daran arbeiten, dort Veranstaltungen zu organisieren, den Ortskern und den Markt attraktiv zu machen. Wichtig ist, dass die Eigentümer der Häuser am Markt einbezogen werden und einverstanden sind.

Was muss 2017 passieren, damit Sie eine Flasche Sekt köpfen?

Pesch Wenn der Bebauungsplan für "Burghof III" steht, hat das ein Sektchen verdient. Und wenn wir die Entwicklung der Kent-School voranbringen könnten, dann wäre das eine große Flasche Sekt wert.

BIRGITTA RONGE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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