Viersen Cannabis-Plantage in Viersen

Viersen · War der Angeklagte nur ein Geldgeber? Einem 40-jährigen Niederländer wird vorgeworfen, am illegalen Drogenanbau in der Kreisstadt beteiligt gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft spricht von Bandenkriminalität.

 Cannabis ist weltweit die Droge, die am häufigsten produziert und konsumiert wird.

Cannabis ist weltweit die Droge, die am häufigsten produziert und konsumiert wird.

Foto: AP, AP

Trotz belastender Zeugenaussagen beteuert der Angeklagte vor der Ersten Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts seine Unschuld. Hintergrund: Der Staatsanwalt wirft dem Niederländer (40) vor, sich in den Jahren 2005 und 2006 in Viersen am Bau einer Cannabis-Plantage beteiligt und als Mitglied einer Bande mit Betäubungsmitteln gehandelt zu haben.

Die Ermittlungsakten beinhalten klare Aussagen: Laut Anklage ist die Bande am 3. März 2006 aufgefallen, nachdem sie zwei Ernten mit jeweils acht Kilogramm Marihuana eingefahren hatte. Auf dem Viersener Anwesen tauchte damals die Polizei auf und nahm vier Betreiber der Plantage fest.

Mehrjährige Freiheitsstrafen

Der Niederländer konnte sich vor knapp fünf Jahren dem Zugriff der Drogenfahnder entziehen. Seine Mittäter sind längst zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Jetzt sitzt derzeit nur noch der 40-Jährige auf der Anklagebank. Ein früherer Mitangeklagter schilderte im Prozess die Vorgeschichte. Den Niederländer kannte er aus der gemeinsamen Heimatstadt Kerkrade. "Der Angeklagte hat dem Mieter des Viersener Anwesens Geld geliehen, weil der in einer finanziellen Notlage war", erinnerte sich der Kerkrader. Dass das Geld für den Bau einer Cannabis-Plantage in der Kreisstadt bestimmt war, habe der Angeklagte nicht gewusst. Das beteuerte der Kerkrader, obwohl er in "seinem" Prozess anders ausgesagt hatte. Er selbst hatte dem verschuldeten Plantagenbetreiber bei der Einrichtung der Anlage geholfen. Der Angeklagte blieb dabei, er sei nur ein Geldgeber gewesen und habe von der gewinnbringenden Plantage nichts gewusst.

Doch der Mieter des Hofes, der vom Landgericht als Bandenmitglied zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden war, belastete den Angeklagten in seiner Zeugenaussage. Mit dem Gewinn aus der Plantage habe er die Schulden bei dem Angeklagten bezahlen wollen. Außerdem sollte unter den drei Männern geteilt werden.

Ähnlich sollen der Kerkrader und der Viersener Plantagenbetreiber bereits in ihrem Prozess ausgesagt haben, wie sich Richter und Staatsanwalt des damaligen Gerichts erinnerten. Sein Mandant sei nur ein Gehilfe gewesen und keineswegs wegen bandenmäßigen Drogenhandels zu bestrafen, ist dagegen der Verteidiger des Niederländers überzeugt. Der Prozess wird mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt. FRAGE DES TAGES

(RP)
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