Brüggen CDU will Mediziner aufs Land holen

Brüggen · Um dem drohenden Hausärztemangel entgegenzuwirken, fordert die Unions-Fraktion in Brüggen die Initiative der Gemeinde: Sie soll mehr tun, um für junge Mediziner attraktiv zu sein. Heute wird das Thema im Rat diskutiert

 In den 1980ern verkörperte er ein damals noch beliebtes Jobmodell: Schauspieler Christian Quadflieg spielte den Arzt Karsten Mattiesen in der TV-Serie "Der Landarzt". Hier ist er bei Dreharbeiten im Mai 1986 zu sehen.

In den 1980ern verkörperte er ein damals noch beliebtes Jobmodell: Schauspieler Christian Quadflieg spielte den Arzt Karsten Mattiesen in der TV-Serie "Der Landarzt". Hier ist er bei Dreharbeiten im Mai 1986 zu sehen.

Foto: dpa

Die hausärztliche Versorgung in der Burggemeinde ist am heutigen Dienstag Thema im Rat. Die CDU-Fraktion hat beantragt, sich damit zu beschäftigen. In der Begründung erinnerte der Fraktionsvorsitzende Thomas Schmidt daran, dass die CDU bereits mehrere Gespräche mit Brüggener Ärzten geführt habe. Dabei sei deutlich geworden, dass es "zwingend erforderlich" sei, "dieses Thema sehr kurzfristig in die öffentliche und politische Diskussion zu bringen", so Schmidt, um schnell Maßnahmen erarbeiten zu können, die die ärztliche Grundversorgung sicherstellen. Manche Maßnahmen seien schnell umsetzbar, andere brauchten einen "erheblich längeren Vorlauf".

In einer Vorstandssitzung hatte sich die CDU-Fraktion kürzlich mit dem drohenden Hausärztemangel im Westkreis beschäftigt. "Dieses Problem klopft möglicherweise schneller an unsere Tür, als uns bewusst war", warnt Schmidt. "Die Ärzte werden immer älter und wollen auch bald in den Ruhestand."

Schon im Januar hatte es ein erstes Treffen der CDU mit Ärzten gegeben, bei dem die Mediziner betonten, es sei "nicht fünf vor zwölf, sondern bereits halb eins". Ärzte berichteten, wie schwierig es sei, Nachfolger zu finden. Hinzu komme die schlechte Infrastruktur auf dem Land: Viele Patienten hätten nicht die Möglichkeit, in die Praxis zu kommen, daher seien viele Hausbesuche nötig. Im März folgten weitere Treffen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass auch die Kommunen etwas tun können, um für Ärzte, die sich niederlassen wollen, attraktiv zu sein. Dazu gehören Rahmenbedingungen wie Kindergartenplätze, Schulen, das Wohnangebot, aber auch Arbeitsplätze für die Partner der Ärzte.

Die CDU will nun alles daran setzen, junge Ärzte fürs Land zu gewinnen. Ideen dafür haben die Christdemokraten in einem Konzept gesammelt. Auf Gemeindeebene könnte ein Fahrdienst eingerichtet werden, der nicht-mobile Patienten zu den Arztpraxen bringt. Das Geld dafür könnte aus dem Landesförderprogramm "Vital NRW" kommen, der Fahrdienst könnte gemeinsam mit den Nachbarkommunen Niederkrüchten und Schwalmtal eingerichtet werden. In dem Programm "Vital NRW" sieht Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (CDU) "ein Geschenk, über die Gemeindegrenzen hinaus zu denken". Auch könnte die Gemeinde eine Rechtsberatung für Ärzte, die sich niederlassen wollen, anbieten. Damit ältere Menschen nicht verwahrlosen, soll die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Seniorenbetreuer, dem Verein Jedermannhilfe und den Hausärzten verbessert werden. Auch eine Gemeindeschwester ist im Gespräch. 2018 schon könnte es Kurse zur häuslichen Pflege geben.

Die CDU möchte, dass die Fraktionen im Gemeinderat auch darüber beraten, ob die Gemeinde Ärzten einen Kita-Platz für den Nachwuchs zusichere, ob sie bei der Vermietung freiwerdender Arztpraxen, bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen für die Partner der Ärzte und bei der Wohnungsuche helfen könne. Die CDU schlägt vor, dass die Gemeinde ein geeignetes Wohnhaus kauft und vermietet. Außerdem solle die Gemeinde um Ärztenachwuchs werben und finanziell unterstützen, wenn ein Medizinstudent zusichert, sich für einen vereinbarten Zeitraum in Brüggen niederzulassen.

Der Rat könnte auch beschließen, dass die Gemeinde beim Ausbau bestehender Praxen helfe. Auch könnte die Zusammenarbeit mit dem Altenheim Brüggen-Bracht dazu führen, dass man einen Behandlungsraum einrichtet. Zudem sollen Ärzte dort besser auf Patientendaten zugreifen können.

Überlegungen, um die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern, gibt es auch in der Landes-CDU. Wie der Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk erklärte, wolle sich die CDU dafür einsetzen, dass der "Numerus clausus" für Medizinstudenten keine Rolle mehr spiele, wenn sie sich entscheiden, nach dem Studium aufs Land zu gehen. "Die Abiturnote sagt nichts darüber aus, ob jemand gut mit Menschen umgehen kann", so Optendrenk. Die Gemeindeverwaltung begrüßt die Initiative der CDU-Fraktion. Sie empfiehlt dem Rat für heute, die Verwaltung prüfen zu lassen, wie der Themenkomplex "hausärztliche Versorgung" bearbeitet werden könnte.

(bigi)
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