Viersen Charme und Übermut in der Festhalle

Viersen · Musiker und Artisten ergeben zusammen die australische Truppe Scotch and Soda. In der Festhalle ließen die Künstler die Atmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts aufkommen

 Bei Scotch & Soda begleiten die Musiker die Artisten bei ihren Vorführungen.

Bei Scotch & Soda begleiten die Musiker die Artisten bei ihren Vorführungen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Es ist, als ob die Zuschauer in der Viersener Festhalle einem ganz privaten Feierabend beiwohnen: Da sitzen abends junge Leute zusammen, trinken ein paar Bierchen und fangen zu fortgeschrittener Stunde an, Faxen zu machen. Mit den leeren Flaschen, auf denen sie balancieren, mit Weinkisten, die zu Kletterpyramiden werden, mit einer Fahnenstange, an der sie hinaufklettern, mit dem Fahrrad, das sie vorwärts, rückwärts, seitwärts fahren. Zwischendurch machen sie Musik, lachen und albern herum. Da wird sich auch schon mal gekebbelt und ein wenig geprügelt - aber rein künstlerisch, versteht sich.

"Scotch & Soda" waren vorgestern Abend in der fast ausverkauften Festhalle zu Gast und luden ihrerseits die Besucher zu einer Hochzeitsfeier ein. Auf dieser Feier wirkte alles so leicht, so improvisiert, so spontan, schwebend im freien Raum von Zeit zu Zeit - und war natürlich bis ins letzte Füßewackeln präzise choreografiert.

Scotch & Soda bietet, ja was eigentlich: Zirkus? Musik? Akrobatik? Von allem etwas und das auf hoch professionelle Weise. Die Truppe kommt aus Australien und besteht aus zwei Gruppen: Da ist die "Uncanny Carnival Band", eine Gruppe von Musikern, die mit Saxofonen, Schlagzeug, Posaunen und Percussioninstrumenten mal fetzig improvisieren, mal jazzig, mal leise und Blues-ähnlich aufspielen und die zweite Gruppe - die Zirkusartisten, genannt Company 2 - musikalisch begleitet. Der Schlagzeuger ist auch des Jonglierens mächtig und tat dies in Viersen mit offenkundigem Vergnügen. Zusammen ließen die Musiker und die Darsteller auf der Bühne der Festhalle den Charme und Übermut des frühen 20. Jahrhunderts aufkommen. Das Bühnenbild mit einem angedeuteten Zirkuszelt entführte in die Welt der Akrobaten, Weinkisten zum Klettern und auch als Dekoration. Die jungen Leute balancierten auf einem Tisch, sie balancierten am Vertikalseil, sie balancierten auf allem, was Balance erforderte. Und vor allem: Der eigene Körper und der des Kollegen wurde zur Spielstätte für die unglaublichsten Bewegungen, Sprünge und Hebeübungen.

Und mit was für einer beneidenswerten Leichtigkeit das alles ging. Geschmeidiger können Körper kaum sein als die der jungen Artisten. Kaum kam das Auge beim staunenden Gucken hinterher.

Am Ende stand ein Hochzeitspaar auf der Bühne, er mit Frack - sie, nein, keine Frau, sondern ein Kontrabass mit Schleier. So wurde der Reigen zur anfänglichen Einladung zur Hochzeitsfeier geschlossen.

Es wurde ein Gruppenbild geschossen, ganz altmodisch mit dem Kopf des Fotografen unter einem Tuch, Plattenkamera und hellem Blitz - und die Show war vorüber. Das Viersener Publikum dankte mit tosendem Applaus für einen gelungenen Abend. Wer danach noch ein paar Minuten sitzen blieb, konnte erleben, wie ein Teil der Truppe durch die hinausströmenden Gäste huschte und fröhlich T-Shirts und CDs mit der Musik der Band anbot.

(b-r)
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