Viersen Clörather Burgruine soll gerettet werden

Viersen · Im Jahr 1230 wurde die Wasserburg im Cloerbruch erstmals erwähnt. Heute sind nur noch Reste in der Wiese hinter der Clörather Mühle erhalten. Sie sollen gesichert werden. Die ersten Arbeiten dazu haben begonnen

 Der Erhalt der alten Wasserburg liegt vielen am Herzen. Bei den Sanierungsarbeiten helfen unter anderem (v.l.) Uli Döhmen (Nabu), Bernhard und Ludwig Mertens, Milan Prior (Nabu), Restaurator Antonius Kiwall sowie (sitzend) Architektin Inge Breidenbach und Günter Wessels (Nabu).

Der Erhalt der alten Wasserburg liegt vielen am Herzen. Bei den Sanierungsarbeiten helfen unter anderem (v.l.) Uli Döhmen (Nabu), Bernhard und Ludwig Mertens, Milan Prior (Nabu), Restaurator Antonius Kiwall sowie (sitzend) Architektin Inge Breidenbach und Günter Wessels (Nabu).

Foto: Paka

Die alte Wasserburg Haus Clörath muss viel gesehen haben. Inselartig umgeben von der Niers in ihrem alten Verlauf und ihren Seitenarmen ragte die Burg stolz empor, erhöht auf einer Warft, wie es am Niederrhein üblich war. Damals noch zu Kurköln gehörend, lag sie in der Honschaft Unterbruch.

Um Haus Clörath herum ist viel passiert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Wasserburg im Jahr 1230.

Um Haus Clörath herum ist viel passiert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Wasserburg im Jahr 1230.

Foto: paka

Vermutlich fungierte sie als Grenzanlage am Dreiländereck zwischen Kurköln, dem als Exklave zum Herzogtum Geldern gehörenden Viersen und dem zum Herzogtum Jülich gehörenden Süchteln. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die Bug für die Region bedeutsam. Ihre Reste sind erhaltenswert. Die Arbeiten zur Stabilisierung haben nun begonnen.

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Wasserburg im Cloerbruch im Jahre 1230. Sie erlebt in den 1580ern die Wirren des Truchsessischen Krieges, wird Zeuge des Dreißigjährigen Krieges und in seinem Verlauf 1642 geplündert, abgebrannt und wieder aufgebaut. Viele Besitzerwechsel sind zu verzeichnen, ebenso eine kriminologische Anekdote. Im Februar 1752 wird in der Niers eine Leiche gefunden. Damit beginnt wegen der Grenzlage ein Streit zwischen den kurkölnischen Ämtern Oedt und Liedberg darüber, wer nun zuständig sei.

Mit den beiden zur Burg gehörenden Mühlen, einer Korn- und einer Wassermühle, war die Wasserburg aus materieller Sicht ein wahres Kleinod. Bei einer Taxierung 1754 wird die Größe des Anwesens mit 100 Morgen angegeben, der Wert auf 24.550 Reichstaler, abzüglich 5.800 Reichstaler Lasten, Pachten und Simpeln, festgesetzt. 1794 erlebt sie sogar den Einmarsch französischer Truppen. Um diese Zeit muss Haus Clörath zerstört worden sein. Von dem ehemaligen Herrschaftshaus stehen heute nur noch Mauerfragmente. Erhalten blieb der Wirtschaftshof mit der Kornmühle, einem Stallgebäude von etwa 1650, zwei Wohnhäusern von 1715 und 1800 sowie eine Scheune von 1831.

Die Überreste des einst stattlichen, dreistöckigen Herrenhauses befinden sich hinter der heutigen Clörather Mühle auf der Wiese. Sie liegen auf Viersener Stadtgebiet, Eigentümer ist der Kreis Viersen. Um die Reste der Burgruine zu retten, wurde man auf Initiative von Architektin Inge Breidenbach vom Heimatverein für Stadterhaltung und Denkmalpflege und Ludwig Mertens, Eigentümer der Clörather Mühle, und mit Unterstützung der Oberen Denkmalbehörde und des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz aktiv. Sie holten den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ins Boot sowie Maurermeister Antonius Kiwall, Spezialist für Denkmal-Restauration. Auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) befürwortete die Sicherung des "obertägigen" Rests der Wasserburg. Finanzielle Unterstützung kam von der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld.

"Wir können mit vergleichsweise wenig Aufwand die Rettung der als Baudenkmal geltenden Ruine ermöglichen", sagt Inge Breidenbach, die als Expertin für denkmalgerechte Sanierungen gilt. Die Architektin erklärt: "Wenn der Bewuchs entfernt wird, dann ist das Mauerwerk ein Stück weit gesichert, denn das Gefüge des Mauerwerkes wird durch die wildwachsende Vegetation im Laufe der Zeit zerstört." Das Konzept sieht zudem vor, verstreut liegende Backsteine wieder ins Mauerwerk einzusetzen und Ausbrüche zu schließen, um es zu stabilisieren. Einem Gutachten aus dem Jahr 2000 zufolge sind im Boden zahlreiche und weitaus vollständigere Reste der Burg erhalten. Der Zustand der Mauern scheine stabil, doch lösten sich einzelne Steine und fielen herunter. Dieser Prozess werde sich mit Sicherheit fortsetzen.

Das will das Team um Inge Breidenbach verhindern. Der Wildwuchs wurde entfernt, mit dem abgeschnittenen Holunder und anderem Gehölz wurde unter Anleitung von Günter Wessels vom Nabu eine Benjeshecke angelegt, die den Grundriss des Hauses ablesbar macht. Mitglieder des Heimatvereins haben begonnen, Steine zusammenzutragen und zu säubern. Gemeinsam wollen sie dazu beitragen, dass die Erinnerung an die einstige Wasserburg bewahrt wird.

(paka)
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