Niederkrüchten Der Abendmutter auf der Spur

Niederkrüchten · Klompemeäkersch Mattes, Kartoffeln aus Overhetefeld und die Abendmutter: Der neue Mundart-Band des Elmpter Klängerklubs bietet wieder "Verschäije Schtökker en Älempter Plott". Das 14. Jahrbuch ist ab sofort erhältlich.

 Die neue Publikation des Elmpter Klängerclubs präsentierten im Haus Hansen Matthias Sieben, Herbert Winzen, Dr. Wilhelm In der Smitten, Dr. Karl-Heinz Achten, Hans Kaumanns und Hubert Ramakers (v. li.).

Die neue Publikation des Elmpter Klängerclubs präsentierten im Haus Hansen Matthias Sieben, Herbert Winzen, Dr. Wilhelm In der Smitten, Dr. Karl-Heinz Achten, Hans Kaumanns und Hubert Ramakers (v. li.).

Foto: Busch

Matthias Polmans war in Elmpt besser unter seinem Spitznamen bekannt: "Klompemeäkersch Mattes". Karl-Heinz Achten macht das Elmpter Unikum wieder lebendig, wie er mit blauem Kittel, rotem Halstuch und schwarzer Kappe vor seiner Werkbank steht und aus dicken Weiden- oder Erlenklötzen Holzschuhe herstellt. Noch bis in die 1930er Jahre waren Klompen in vielen Familien das einzige Schuhwerk, erinnert sich Achten. Es gab sogar Werktags- und Sonntagsklompen. Klompemeäkersch Mattes war der letzte Klompenmacher in Elmpt. 1943 starb er — und mit ihm das Handwerk des Holzschuhmachers.

Bräuche, Fakten, Originale

Klompemeäkersch Mattes ist eine von insgesamt 20 Geschichten im neuen Jahrbuch des Elmpter Klängerklubs gewidmet. Der Verein, der sich einmal monatlich zum Klängern im Haus Hansen trifft, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Elmpter Platt zu bewahren. Die besten Geschichten und Gedichte der Klängerabende schaffen es ins Jahrbuch. So bleiben nicht nur die heimische Mundart, sondern auch viele alte Bräuche, ortshistorische Fakten und diverse Elmpt-Overhetfelder Originale in Erinnerung. Garniert ist die bunte Mischung im 14. Jahrbuch mit Illustrationen, für die Hubert Ramakers verantwortlich zeichnet.

Eine schöne Geschichte im neuen Mundart-Band dreht sich um die "Eärpel uut Överjeväld", die besonders gut schmecken. Das liege am Overhetfelder Boden, der leicht und daher besonders förderlich fürs Kartoffelwachstum sei — noch leichter als in Elmpt, wie die Autoren mit einem kleinen Seitenhieb aufs Nachbardorf betonen. Das Kapitel ist das Vermächtnis von Leo Lankes und Josef Bongartz, die beide im letzten Jahr verstorben sind. Sehr anschaulich schildern sie die Knochenarbeit des Kartoffelanbaus, als es noch keine hypermodernen Rodemaschinen gab.

Und wie alle sich nach getaner Arbeit versammelten, um sich bei dicker Milchsuppe (Prenk), Bratkartoffeln (Broan-Eärpel) und Butterbroten mit Kraut und Quark (Naat- on Klätschkies-Botteramme) zu stärken. Dr. Wilhelm In der Smitten macht sich im Jahrbuch auf die Spuren der Abendmutter. Mit dieser Gruselfigur pflegten Eltern ihren Kindern früher Beine zu machen: Wer nicht zu Hause ist, wenn es dunkel wird, den holt die Abendmutter.

Wie sich Kriegspropaganda auswirkte, erfuhren die Elmpter Kinder im Zweiten Weltkrieg am eigenen Leib. Es hieß, die Engländer würden aus Flugzeugen Flaschen abwerfen, die mit Kartoffelkäfern gefüllt seien. Aus Furcht vor Missernten durch die Schädlinge wurden ganze Schulklassen losgeschickt, um Kartoffelkäfer zu sammeln. Gefunden wurde nie einer.

(jo-s)
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