Konzert-Tipp Der auf die Königin der Nacht pfeift

Viersen · Kunstpfeifer Geert Chatrou ist Gastsolist im Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker. Er pfeift Opernarien und Eigenkompositionen

Konzert-Tipp: Der auf die Königin der Nacht pfeift
Foto: Lisa Klappe

Der Hölle Rache kocht im Herzen der Königin der Nacht. Doch so hat man die bekannte Arie aus Mozarts "Zauberflöte" noch nie brodeln hören: Geert Chatrou spitzt dafür die Lippen und lässt den Luftstrom zum Ton werden. Der Niederländer ist fünffacher Weltmeister im Whistling - zu deutsch: Kunstpfeifen. Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson bezeichnet ihn als "beeindruckendes Instrument", das die Niederrheinischen Sinfoniker beim traditionellen Neujahrskonzert bereichern wird. Mit einem breitgefächerten Repertoire wird der 45-Jährige am Neujahrstag um 11 Uhr in Krefeld und um 20 Uhr in Mönchengladbach auftreten.

Kunstpfeifer waren Ende des 19. Jahrhunderts in den Wiener Varietés echte Berühmtheiten. In den 1950er Jahren pflegten Hollywoodstars in schillernden Revuefilmen den Pfeifton, in Deutschland hatte Ilse Werner als "Frau mit Pfiff" ihren Durchbruch. Kunstpfeifer galt als Genre, dessen Glanz sich allerdings bald abnutzte, zumindest in der Öffentlichkeit. Mit offiziellen Weltmeisterschaften, den World Whistling Championships, wird die Kunst in diesem Jahrhundert wieder gepflegt. Chatrou hat die WM 2004, 2005 und 2008 gewonnen und pfeift auf den Konzertbühnen von Tokio bis Boston mit Kammer- und Sinfonieorchestern. Zweimal trat er für die ehemalige niederländische Königin Beatrix und König Willem Alexander auf.

"Es gibt speziell geschriebene Stücke, daneben aber auch viel Repertoire", sagt Kütson. Und das soll das Konzert spiegeln.

Die Niederrheinischen Sinfoniker werden sich im ersten Programmteil als Opernorchester beweisen, das Geert Chatrou durch Arien aus "Zauberflöte" und "Gianni Schicchi" begleitet. Der Kunstpfeifer wird auch seine eigene Komposition "Fete de la belle" vortragen und sich mit ungewöhnlichen Duettpartnern wie Violine und Marimbaphon und so bekannten Melodien wie dem Blumenduett aus "Lakmé" oder Montis "Czardas" vorstellen. "Es gibt sicher auch eine Interaktion mit dem Publikum, das mitpfeifen darf", sagt der GMD.

Nach der Pause werden die Sinfoniker getreu dem traditionellen Motto "Neujahrsgrüße aus der ganzen Welt" mit abwechslungsreichen Klängen aus dem 19. und 20. Jahrhundert unterhalten. Da geht es von Giménez' flottem Intermedio zu der heiteren Suite aus "Die Witwe aus Valencia". Unglaublich spanisch klingt diese Musik des Georgiers Aram Chatschaturjan, den viele vor allem wegen seines "Säbeltanzes" kennen. Und mit der heimlichen mexikanischen Nationalhymne, Codinas "Marcha de Zacatecas", klingt der konzertante Jahresanfang aus.

"Für die Musiker ist der Neujahrstag ein Kraftakt", gibt der GMD zu. Zwei Konzerte an einem Tag, bereits vormittags um 11 auf der Krefelder Bühne und abends noch einmal in Gladbach, das verlangt Energie und Disziplin. "Aber wir wollen beiden Städten gerecht werden und das Neujahrskonzert auch am 1. Januar spielen. Wir wissen, dass wir arbeiten, wenn andere feiern, aber wir wollen die Freude mit anderen Menschen im Theater teilen und den Tag gemeinsam zelebrieren.

Für das Konzert im Theater Krefeld, Theaterplatz 3, 11 Uhr, sind noch Karten (ab 22 Euro) erhältlich unter Telefon 02151 805125. Der Sitzplan ist einzusehen im Internet: www.theater-kr-mg.de. Im Theater Mönchengladbach sind beim Konzert am Abend nur noch einige wenige Plätze frei, Reservierung: Telefon 02166 6151100. ped

(RP)
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