Roland Ehlen "Der bunte Mensch ist ein Viersener"

Viersen · Wild und witzig standen die fröhlichen Pappfiguren noch vor einem Jahr am Wegesrand herum. Doch sie sind erwachsen geworden. Roland Ehlen, Vater der bunten Männchen, über die Entwicklung seiner Zöglinge.

Roland Ehlen: "Der bunte Mensch ist ein Viersener"
Foto: Franz Heinrich Busch (bsen)

viersen Am Anfang war es Spaß, anarchischer Spaß: Ein Unbekannter platzierte vor eineinhalb Jahren fröhliche Pappfiguren am Wegesrand - zunächst im Kreis Viersen, später in der Eifel, in Wales, am Luxusliner Queen Mary. Die rätselhaften Männchen fanden schnell Freunde. Sie machten gute Laune. Viele "pflückten" sie am Straßenrand und stellten sie bei sich in den Garten. Keiner wusste, was sie zu bedeuten hatten und wo sie herkamen, aber alle fanden sie gut. Im April 2015 machte der Süchtelner Schreinermeister Roland Ehlen dem Rätselraten ein Ende. Er outete sich als "Vater der bunten Menschen" und wurde von der Nachfrage fast überrannt. Seitdem ist viel passiert. Roland Ehlen über seine Pappkameraden, ihre Botschaft und sein Unternehmen.

War es die richtige Entscheidung, sich als "Vater der bunten Menschen" zu erkennen zu geben?

ehlen Ja, es ging nicht mehr anders. Wir kamen mit dem Aufstellen nicht mehr hinterher. So schnell haben die Leute die "bunten Menschen" vom Straßenrand wieder eingesammelt. Es ging auch mit den Sponsoren - Wilfried Grieger und Michael Höflich - nicht mehr. Wir haben fast 15.000 Pappfiguren produziert. Einfach so für lau.

Jetzt gibt es die Bunte-Menschen-GmbH. Sie sind der Prokurist. Ein guter Bekannter von Ihnen, Michael Klinger, ist Geschäftsführer. Jetzt kann man die Pappfiguren kaufen. Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

ehlen Ich finde es schön, wie es jetzt läuft. Die Figur hat sich mit einer Aussage verbunden. Sie werden zum Beispiel für Demos gegen Rechts verwendet. Die Aktion in Niederkrüchten gegen die AfD fand ich sehr schön. Mehr als 300 Leute haben unsere "Menschen" hochgehalten. Da ging mir echt das Herz auf, und ich war schon stolz.

Die "bunten Menschen" haben jetzt einen Stückpreis von mindestens 3,50 Euro. Schreckt das nicht ab?

Ehlen Nein, überhaupt nicht. Bislang ist die Nachfrage gigantisch. Allein auf dem Martinsmarkt in Viersen und dem Weihnachtsmarkt in Süchteln wurden jeweils über tausend Stück verkauft. Vielleicht liegt es auch an einem Stück Lokalpatriotismus: Der "bunte Mensch" ist ein Viersener.

Was ist denn die Botschaft der "bunten Menschen"?

ehlen Sie stehen für Freiheit, Toleranz und Vielfalt.

Verlieren die "bunten Menschen" nicht ihren Charme, wenn sie nun kommerzialisiert werden?

Ehlen Nein, das glaube ich nicht. Wir wollten erst eine gemeinnützige GmbH gründen, aber das wäre viel aufwändiger gewesen als eine GmbH. Allein die patentrechtlichen Fragen haben ewig gedauert. Es wäre auch schwachsinnig, eine GmbH zu gründen und kein Geld verdienen zu wollen. Wir wollen die Sache streuen und auf gesunde finanzielle Füße stellen, damit zumindest die Produktionskosten gedeckt sind. Wenn die "bunten Menschen" einen Überschuss abwerfen, wird er für karitative Zwecke eingesetzt. Das ist auch schriftlich so festgehalten.

Welcher gute Zweck wird das sein?

ehlen Uns schwebt eine Art Bunte-Menschen-Nobelpreis vor, mit dem wir ein ausgewähltes soziales Projekt unterstützen wollen. Aber das ist noch nicht spruchreif.

Die Bunte-Menschen GmbH vertreibt ja keine einzelnen Männchen, sondern nur Pakete ab 120 Stück. Dafür kann man Botschafter werden. Darf sie jeder für seine Zwecke nutzen?

ehlen Bislang haben wir noch keinen Interessenten abgelehnt. Sie sollen nicht an einen Verein oder eine politische Gruppierung gebunden sein. Die NPD wird ja kaum anfragen.

Wie viele Botschafter haben Sie?

Ehlen Die Zahl der Botschafter ist manierlich gewachsen. Sie liegt jetzt etwa bei 40. Im Kreis Viersen gibt es schon viele Botschafter, die die Figuren dann auch einzeln verkaufen. Aber wir haben auch Botschafter in Berlin, in Krefeld, in Ratingen, . . .

Wird die Botschaft da nicht beliebig?

ehlen Wir wollen die "bunten Menschen" in ihrer Aussage so frei wie möglich halten. Das Kinderhospiz hat damit eine Aktion gefahren, die Flüchtlingshilfe, die Nepal Kinderhilfe . . . Sie können von ökologischen Initiativen ebenso genutzt werden wie von Sportvereinen und Kirchengemeinden. Es ist aber auch in Ordnung, wenn jemand sie einfach zum Firmenjubiläum an seine Kunden verschenken will. Nur wenn es richtig viele sind, macht es Sinn.

Finden Sie es nicht schade, dass das Anarchische weg ist?

Ehlen Ganz weg ist es nicht, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, wie letztens im Kreis Kleve, habe ich immer ein paar Bunte-Menschen-Aufsteller im Anschlag. Und wer möchte, kann uns immer noch seine Urlaubsfotos mit "bunten Menschen" für unsere Homepage schicken.

(RP)
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