Kreis Viersen "Der September hat es wirklich in sich"

Kreis Viersen · Am 20. August beginnt der Kartenvorverkauf für die Konzerte der Muziek Biennale Niederrhein. In Viersen und Brüggen bietet der Kulturraum vier Termine an, in Kempen sechs. Insgesamt werden 67 Konzerte über den Niederrhein verteilt

 Gregor Artes, Ute Gremmel-Geuchen, Johannes Furth, Martin Klapheck (von links nach rechts) stellten im Kulturraum Niederrhein in der Burg das Programm der Muziek Biennale vor.

Gregor Artes, Ute Gremmel-Geuchen, Johannes Furth, Martin Klapheck (von links nach rechts) stellten im Kulturraum Niederrhein in der Burg das Programm der Muziek Biennale vor.

Foto: WOLFGANG KAISER

Alle zwei Jahre gibt es am Niederrhein und in der benachbarten niederländischen Provinz Limburg ein ganz besonderes Musikereignis. Rund einen Monat lang werden im Rahmen der "Muziek Biennale Niederrhein" in den verschiedenen Orten der Region Konzerte veranstaltet. Jedes Mal unter ein besonderes Thema gestellt. Dies ist in diesem Jahr das Motto "Morgen". Ingrid Misterek-Plagge vom Kulturraum Niederrhein sowie Martin Klapheck vom Kempener Kulturamt, Gregor Artes vom Kreis Viersen, Ute Gremmel-Geuchen als Koordinatorin der Orgelkonzerte und Johannes Furth vom Erprathshof stellten die Veranstaltungen jetzt vor. Ingrid Misterek-Plagge betonte, dass man mit dem Motto "Morgen" nicht nur ein Wort gefunden habe, das es in beiden Sprachen gebe, sondern das auch eine zukunftsweisende Bedeutung hat.

Aber auch die Idee, Grenzen zu überschreiten, wird in doppeltem Sinne umgesetzt. Denn das Festival lädt ein, auch neue Musik zu entdecken. So gibt es Musikwerkstätten mit jungen Komponisten, Workshops für Rock-Pop-Talente oder Veranstaltungen, die verschiedene Genres mischen, und ebenso Aufführungsorte, an denen man kein Konzert erwarten würde.

Gleich die erste Veranstaltung in Kempen ist so eine. Denn am 4. September verwandelt sich die Scheune vom Erprathshof der Familie Furth in Tönisberg in einen Konzertsaal. Dort treffen dann Musik und Lyrik im Dialog aufeinander. Der Schauspieler und Rezitator Bernt Hahn schlüpft in die Rolle des Dichters Joachim Ringelnatz. Ein Dichter, der sich selbst einmal als "Unsinnspoeten" bezeichnete, dabei aber messerscharf seine Umwelt widerspiegelt. Dazu werden Werner von Schnitzler (Violine) und Cosmin Boeru (Klavier) Musik unter anderem von Strawinsky, Schostakowitsch, Piazolla, Ravel und Kreisler spielen - und damit zwischen den Musikwelten wandern.

Noch einmal treten Lyrik und Musik miteinander in einen Dialog. Moderne und Geschichte treffen dabei aufeinander. Es gibt am 11. September noch einmal eine Aufführung des im vergangenen Jahr in Kempen uraufgeführten Werkes "The Ballad of Li Qingzhao and Su Dongpo" von Benjamin Hiesinger. Chinesische Lyrik aus der Song-Dynastie (960-1279), übersetzt in englische Sprache, trifft hier auf moderne Komposition. Dafür erhielt Hiesinger im letzten Jahr den Kunstpreis des Kreises Viersen.

Obwohl schon seit 25 Jahren als Duo zusammen, bestimmt sich das "Friend'n Fellow" immer wieder neu. Constance Friend (Gesang) und Thomas Fellow wandern musikalisch zwischen den Welten. Soul, Blues oder Jazz lassen sie neu aufleben. Eine Musik für alle Generationen, wie Martin Klapheck ins Schwärmen geriet. Am 15. September sind sie in Kempen.

Einen Tag später, am 16. September, gibt es dann einen Sprung weit zurück. Es geht dann um den 400. Geburtstag des Komponisten Johann Jacob Froberger. Ute Gremmel-Geuchen (Orgel) und Léon Berben (Cembalo) stellen gemeinsam mit dem Moderator und Rezitator Wolfgang Kostujak den weithin unbekannten Komponisten vor. Er war in vielem seiner Zeit voraus, erzählte Gremmel-Geuchen, da er viel reiste und alle Einflüsse in seine Musik aufnahm. Das Belcea Quartett, das am 18. September in Kempen ist, überspringt wiederum ganz im Sinne des Festivals Grenzen. Die Musiker kommen aus Rumänien, aus Polen und Frankreich. Sie spielen an diesem Abend Werke von Schubert, Schostakowitsch und Brahms. Noch nichts über sein Programm hat das Duo Live verraten. David Liebman (Saxophon) und Richie Beirach (Piano) sind für zeitgenössischen und wegweisenden Jazz bekannt. Sie spielen schon seit den 1960er-Jahren zusammen und waren auch schon vielfach Begleiter bekannter Stars, zum Beispiel von Miles Davis. Aber genauso fördern sie immer wieder den musikalischen Nachwuchs. Ihr Konzert ist am 21. September. "Der September hat's in sich" sagte Klapheck. Aber wenn man in das umfangreiche Programmheft der "Muziek Biennale" schaut, setzt sich das lückenlos in den anderen Städten der Region bis Ende Oktober fort.

Darin gibt es auch viele Hintergrundinformationen zu den einzelnen Veranstaltungen. Das Heft liegt unter anderem im Kulturforum Franziskanerkloster aus. www.muziekbiennale.eu.

(RP)
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