Viersen Der Tag der Sonne

Viersen · Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hat den 3. Mai zu einem besonderen Tag erhoben: Es ist der Tag der Sonne, um ein wenig bewusster das Licht zu empfangen, das Leben überhaupt erst möglich macht.

Viersen: Der Tag der Sonne
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Hell am Himmel scheint sie einem scheinbar ewigen Zyklus zu folgen. Jeden Tag und jedes Jahr. Und doch sehen wir die Sonne niemals so, wie sie ist, sondern wie sie war. Vor acht Minuten. So lange benötigt das Licht, um die 150 Millionen Kilometer zurückzulegen bis zu uns. Tatsächlich aber ist dieses Licht noch sehr viel älter.

Die Strahlung hat eine Million Jahre und noch länger gebraucht, um zur Oberfläche der Sonne zu gelangen - aus dem Kern. Nur dort kann bei Temperaturen von 15 Millionen Grad Celsius und einem Druck, der mehrere Milliarden dem des Luftdrucks entspricht, Wasserstoff zu Helium verschmelzen. Der ist zwar nur ein ganz klein wenig leichter als der ursprüngliche Wasserstoff. Doch dieser kleine Massenunterschied wird vollständig in Energie umgewandelt. Im Kern der Sonne verbrennen pro Sekunde so 700 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 695 Millionen Tonnen Helium.

Das klingt nach gewaltigen Mengen. Tatsächlich ist die Sonne aber nicht mehr als ein recht durchschnittlicher Stern. Dennoch ist sie mit einem Durchmesser von knapp 1,4 Millionen Kilometer 109-mal größer als die Erde - und 330000-mal schwerer. Sie vereint sogar 99,9 Prozent der Gesamtmasse unseres Sonnensystems in sich. Ein Gewicht, unter der die Sonne kollabieren würde - wenn nicht im Kern Strahlung erzeugt werden würde, die gegen die Schwerkraft drückt und die Sonne so im Gleichgewicht hält. Eins, das seit Milliarden Jahren anhält und das Leben auf der Erde möglich gemacht hat.

Ohne sie würde die Temperatur auf unserem Planeten auf einen Wert nahe dem absoluten Nullpunkt von -273 Grad sinken. Ihre Wärme sorgt dafür, dass Meerwasser verdunstet, um dann später als Regen oder im Winter als Schnee auf die Erde zu fallen. Und weil die Erdachse geneigt ist, werden nicht alle Luftschichten gleichmäßig erwärmt. Das sorgt für ein Ungleichgewicht, das ausgeglichen wird - über Winde und die Strömungen des Meeres. Pflanzen wandeln über Photosynthese das Sonnenlicht um in chemische Energie, die in Molekülen gespeichert wird.

Nur darum macht uns erst das Brot aus dem Getreide satt - und können sich auch Tiere ernähren. Der Salat auf dem Teller neben dem Steak oder Schnitzel: Das alles wäre ohne die Sonne nicht möglich. Bei der Photosynthese der Pflanzen wird zudem Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufgenommen und Sauerstoff abgegeben. Die Luft, die wir atmen, sie stammt indirekt von der Sonne.

Und sie dient uns mittlerweile auch als Stromlieferant. Nach Angaben des Bundesverbandes Energie erzeugten Photovoltaik-Anlagen in Deutschland 2013 knapp 30 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das entspricht rund fünf Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs und ist gegenüber 2012 ein Plus von 13,7 Prozent. Theoretisch könnte sogar der weltweite Energiebedarf durch Licht der Sonne gedeckt werden, würde man ihre Energie in Strom umwandeln - auf 700 Quadratkilometern in der Sahara. Das ist etwa das 1,24-Fache des Kreises Viersen. Doch selbst diese Energiequelle währt nicht ewig. Weil sich mit der Zeit durch die Kernfusion Helium im Kern sammelt, verändert sich das Gleichgewicht der Sonne. Sie bläht sich langsam auf. In etwa einer Milliarde Jahre steigt die durchschnittliche Temperatur auf der Erde unabhängig vom Klimawandel darum von 14 Grad auf 30 Grad. Leben wird dann kaum noch möglich sein. Eine Milliarde Jahre später verdampfen die Meere und wird unsere Heimat langsam zu einer ausgedörrten Felskugel. In etwa fünf Milliarden Jahren dann wird unsere Sonne sich so weit aufgebläht haben, dass sie die Umlaufbahn der Venus erreicht hat und ihre äußeren Schichten nicht mehr halten kann. Sie stößt dann mehr als ein Viertel ihrer Masse ab und schrumpft. Das, was übrig bleibt, wird zu einem etwa erdgroßen weißen Zwerg aus Kohlenstoff und Sauerstoff werden. Es ist die Asche des einstigen Feuers, die aufgrund ihrer großen Resthitze glimmt - bis auch sie erloschen ist. SEITE C 6

(RP)
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