Viersen Detektive brauchen Zahnbürsten

Viersen · Kriminalistisch ging es in der Familienbibliothek Dülken zu. Alexander Schrumpf von der Detektei Adler nahm im Rahmen der Kinder- und Jugendliteraturtage 21 Kinder mit auf Spurensuche.

 Fingerabdrücke an der Schaufensterscheibe: In der Dülkener Familienbibliothek "bildet" Alexander Strumpf von der Detektei Adler Kinder zu Detektiven aus.

Fingerabdrücke an der Schaufensterscheibe: In der Dülkener Familienbibliothek "bildet" Alexander Strumpf von der Detektei Adler Kinder zu Detektiven aus.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Herzliches Lachen schallt durch die Familienbibliothek Dülken. "Das ist der kleinste Anzug, den es gibt. Du musst halt noch ein bisschen hineinwachsen", meint Alexander Schrumpf und hilft Azarie die Ärmel und Beine des weißen Anzuges hochzukrempeln. Die Neunjährige schlüpft mit strahlendem Gesicht danach in Handschuhe und Fußschoner, dann ist sie einsatzbereit für die Spurensicherung. "Es ist ganz wichtig, dass der Ermittler bei der Spurensicherung keine eigenen Spuren hinterlässt und so die Täterspuren verfälscht. Wir alle hinterlassen überall Spuren. Jede Minute verliert ein Mensch allein 40.000 Hautpartikel", informiert der Detektiv der Wiesbadener Detektei Adler und macht damit die Wichtigkeit des Spurensicherungsanzuges klar.

Hinter dem gelben Absperrband mit dem schwarzen Aufdruck "Crime Scene Do not cross" sind die verschiedenen Spuren bereits nummeriert und natürlich auch fotografisch sowie in einer Tatortskizze festgehalten. Nummer eins besteht aus mehreren beschriebenen Zetteln. Mit einer Pinzette ausgerüstet darf Azarie an die Arbeit gehen. Jeden einzelnen Zettel hebt die Neunjährige vorsichtig mit der Pinzette auf und legt ihn in einen Beutel, den Schrumpf bereithält. "Das ist die sogenannte Asservatentüte. Asservare kommt aus dem Lateinischen und heißt aufbewahren", erklärt Schrumpf dazu. Die nächste Spurensicherung steht an. Diesmal sind es Fingerabdrücke an der Fensterscheibe. Mit einem Zephyr-Pinsel, der aus Glas-Karbon-Fasern besteht, startet Lena, den Erklärungen des Fachmanns folgend, die Sicherung. 20 Kinder schauen voller Neugierde zu, wie sie mit Pinsel und Rußpulver hantiert. "Was machen wir jetzt? Schneiden wir die Fingerabdrücke aus der Scheibe heraus?", möchte Schrumpf wissen. "Da gibt es so Klebefolien", kommt die Antwort aus der Kinderschar.

Ein anerkennendes Nicken vom Detektiv und die Spurenfolie geht in den Einsatz. Hochspannend wird es direkt im Anschluss. Spur Nummer vier ist ein Fußabdruck in Erde. Hier zeigt der 41-Jährige wie dieser vermessen und ein Abdruck erstellt wird. "Was meint ihr, wie wir rauskriegen können, um welche Schuhgröße es sich handelt?" fragt der Detektiv in die Runde. Die Vorschläge reichen von Schätzen bis hin zum Vergleichen mit anderen Schuhen. Es geht aber viel einfacher. Schrumpf verrät die Formel dazu, die da lautet "Minus Uf, Hälfte druff". Was sich dahinter verbirgt, erklärt der Fachmann in aller Ausführlichkeit, so dass jeder mitrechnen kann und man gemeinsam auf die Schuhgröße 39 kommt. Danach kommt der Abdruck mit frisch angerührter Gipsmasse. "Das härtet jetzt zwei Stunden aus. Wenn es fest ist, brauchen wir die Zahnbürste. Detektive benötigen keine Pistolen, aber eine Zahnbürste ist immer dabei", berichtet Schrumpf aus seinem Berufsalltag.

Großes Staunen herrscht bei den 21 Kindern, als er den unsichtbaren Pinsel vorstellt, der mittels Magnetfeld und Eisenspänen arbeitet und mit dem hervorragend Fingerabdrücke genommen werden können. Das sogar in fluoreszierenden Farben. Für den Einsatz mit UV-Licht gehen die Lampen in der Bibliothek aus und es gibt nicht ein Kind, dass sich nicht wie ein richtiger Detektiv fühlt. Auf lockere Art vermittelt Schrumpf Wissen über Rechte, zeigt auf, dass bei Krimis im Fernsehen so einiges nicht stimmt, stellt die Hilfsmittel seiner Arbeit vor und verdeutlicht, dass für Detektivarbeit Wissen und Geduld von Nöten ist. Das können die jungen Teilnehmer selber feststellen, denn schließlich müssen auch sie das Rätsel lösen, wer in die Bücherei eingebrochen ist. Aber wie sagt schon der Detektiv, der in seiner 22-jährigen Tätigkeit 1800 Fälle löste: "Die Spuren erzählen immer, was passiert ist!"

(tref)
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