Dures Kückemanns Die Anne-Bieler-Norbert-Dohmen-Heimweg-Leuchte

Viersen · Heiteres, Nachdenkliches, Absurdes: Dures Kückemanns beobachtet die Menschen im Kreis Viersen Woche für Woche ganz genau - und lauscht interessiert ihren Gesprächen.

Dures Kückemanns: Die Anne-Bieler-Norbert-Dohmen-Heimweg-Leuchte
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Heiteres, Nachdenkliches, Absurdes: Dures Kückemanns beobachtet die Menschen im Kreis Viersen Woche für Woche ganz genau - und lauscht interessiert ihren Gesprächen.

Die Lampe - wieder. Ja, es geht noch einmal um die Anne-Bieler-Heimweg-Leuchte in Viersen. Dieses wunderbare technische Meisterwerk, das in ungefähr drei Meter Höhe am Forum im Bereich des Treppenabgangs zum Busbahnhof ein dunkles Dasein fristet. Diese tote Lampe entwickelt sich zum Kultobjekt der Kreisstadt. Die Fangemeinde wächst und wächst. Neue politische Allianzen scheinen sich im Umfeld des erkalteten Leuchtkörpers zu bilden. Neben CDU-Frau Bieler hat nun auch Ratsherr Norbert Dohmen von den Grünen sein Herz an dieses Teil der Neuzeit verloren.

Verborgen bleibt, ob sich Bieler und Dohmen - frei nach Lili Marleen - an besagter Laterne ab und an treffen. Knackpunkt: Das Licht ist erloschen. Tagsüber ist das vernünftig und sparsam. Das weiß auch Dohmen, immerhin finanzpolitischer Sprecher seiner Partei.

Doch abends sieht die Welt bekanntlich anders aus. Das ist selbst in Viersen so. Weihnachtsbeleuchtung an allen Ecken, die Stadt putzt sich heraus und erstrahlt in ungewöhnlichem Glanz - zumindest nach dem zweiten oder dritten Glühwein. Nur für Bieler und Dohmen bleibt der Heimweg weiter düster. Adventszeit hin, erste Kerze auf dem Kranz her, "ihre" Lampe am Forum scheint vielleicht tief in den vorweihnachtlichen Herzen mancher Viersener, im normalen Leben hüllt sie sich weiterhin in abendliches Dunkel.

Dabei ist sie längst ein Politikum. Sie scheint sich zum Gegenstand einer heimlichen Machtfrage zwischen Politik und Verwaltung in Viersen zu entwickeln. Mühelos schaffte der schadhafte Leuchtkörper den Einzug in die jüngste Sitzung des Ordnungs- und Straßenverkehrsausschusses. Obwohl er gar nicht auf der Tagesordnung stand. Die Politik sprach sich leidenschaftlich für einen möglichen Austausch der Glühbirne noch vor Beginn der nächsten Sommerzeit aus.

Für die sofort konternde Verwaltung war dies kein Thema. Und das sagte Baurätin Beatrice Kamper auch ganz offen. Die Dezernentin erklärte, dass so ein triviales Thema nicht in dieses erlauchte Gremium gehöre. Man möge doch den "kleinen Dienstweg" einhalten. Sagt sie. Ein Telefonanruf bei ihr reicht. Sagt sie. Schließlich habe sie für alle Alltagssorgen stets ein offenes Ohr.

Tatsache ist: Auch in dieser Woche brannte die Anne-Bieler-Norbert-Dohmen-Heimweg-Leuchte nicht. Am Rande des Sportausschusses wurde das dunkle Thema natürlich heiß diskutiert. Offene Fragen beschäftigen die Politik hinter vorgehaltener Hand:

Hat Dohmen angerufen?

Hat Kamper abgehoben?

Oder war ihr Satz mit dem "offenen Ohr" am Ende ganz anders gemeint?

Oder hat der Kämmerer im Technischen Rathaus etwa das Telefon abklemmen lassen, um die neue Glühbirne am Forum finanzieren zu können?

Übrigens: Viersens bekannteste nicht-leuchtende Lampe hat inzwischen die nächste Hürde spielend genommen. Wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, ist auch Bürgermeisterin Sabine Anemüller auf den defekten Leuchtkörper unmittelbar neben ihrem Amtssitz angesprochen worden. Derzeit scheint die höchste Stadt-Ebene gewillt, endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Ein nichtöffentlicher interfraktioneller Arbeitskreis "Birne" könnte ins Leben gerufen werden.

Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

Bis zum nächsten Mal.

(RP)
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