Serie Herausforderung E-Commerce (10) Die Fressnapfonlinestory

Viersen · Schon 1999 unternahm das Unternehmen den ersten Online-Versuch. Erfolg kam im zweiten Anlauf

Das Smartphone war noch nicht erfunden, die Mobiltelefone noch schwere Geräte, das Internet noch nicht so allgegenwärtig wie heute: Fressnapf-Gründer Torsten Toeller unternahm 1999 den ersten Versuch, seine Artikel über das Internet zu vertreiben. Doch der Versuch schlug fehl: Zeit und Technik waren noch nicht reif. "Das war noch eine Welt, die sich dem Kunden erst nach und nach erschlossen hat", resümiert Robert Dorsemagen, der den Onlinebereich heute verantwortet. Den Neustart machte das Unternehmen 2009 - diesmal mit einem ausgefeilten Konzept: "Wir haben früh gesagt, dass stationären Märkte und Onlinewelt eng verzahnt sein müssen. Egal ob Smarthphone oder Geschäft - der Kunde hat ein Fressnapferlebnis", erläutert Dorsemagen. Dieses "Cross Channel" genannte Konzept - ein Inhalt, zwei Vertriebswege, nämlich über das Internet und die stationären Märkte - ist über einige Jahre gewachsen und ausgefeilt worden. Vor allem das Smartphone hat dem Ganzen den Stempel aufgedrückt: Dazu gehört, dass nicht nur Artikel und Preise, sondern ganze Beratungstableaus zu den Produkten angeboten werden; Texte und Bildwelten spiegeln sich crossmedial online und in den Fressnapf-Stores. "Wir müssen online vom kleinen Bildschirm her denken", sagt Dorsemagen weiter, "mehr als 50 Prozent unserer Kunden besuchen unsere Onlineseite über das Smartphone."

Rund 10.000 Artikel bietet Fressnapf im Online-Shop an. Diese digitale Welt wird von rund 50 Mitarbeitern technisch und strategisch betreut. Dorsemagen selbst ist kein IT, sondern Marketingexperte: "Ich bin auch ganz froh darüber, denn so kann ich stringent vom Kunden her denken und planen." Die Fressnapf-Fotowelt wird teils im Haus, teils von Fotografen geliefert, die Texte - vor allem die enge Anbindung von angebotenem Artikel und Ratgebertexten - entstehen in der Marketingabteilung von Fressnapf. In den Geschäften können nicht vorrätige Waren online bestellt werden, demnächst soll online einsehbar sein, ob eine Ware in einem bestimmten Markt auch vorrätig ist. Mit einem Punkt hat Fressnapf anders als Modeanbieter kaum zu tun: mit Retouren. "Der Anteil ist glücklicherweise sehr überschaubar", sagt Robert Dorsemagen; gut für die Kostenstruktur.

Dorsemagen ist der Überzeugung, dass auch kleine Geschäfte einen Onlinehandel aufmachen können - zu vertretbarem Aufwand: Es gebe genügend Dienstleister, die solche Portale einrichten - auch ohne dass der Unternehmer zum IT-Experten werden muss. Anders als bei einem Großen wie Fressnapf, der Strategie und Konzept weitgehend selbst entwickelt hat, gebe es viele "Angebote von der Stange". Die Zukunft des Handles ist wohl crossmedial wie bei Fressnapf: Online-Portal und Geschäft bilden eine Einkaufswelt ab.

(Schluss unserer Serie)
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