Niederkrüchten Die gute Seele im Vorzimmer

Niederkrüchten · Sabine Gründig hat vier Jahrzehnte Niederkrüchtener Geschichte buchstäblich mitgeschrieben: Sie warSekretärin von Gemeindedirektoren und Bürgermeistern. Heute gibt sie ihren Ausstand.

Als Sabine Gründig 1969 bei der Altgemeinde Niederkrüchten als Sekretärin von Gemeindedirektor Arnold Niesten anfing, hatte das Telefon noch eine Wählscheibe. Den ersten Brief für den neuen Vorgesetzten tippte sie auf einer elektrischen Kugelkopfschreibmaschine von IBM – damals der letzte Schrei, heute ein Fall fürs Bürotechnikmuseum. Computer, E-Mail, Drucker, Handy, Fax, Kopierer – all die kleinen und großen Helfer im Büroalltag gab es noch nicht. Kopien wurden mit Kohlepapier auf der Schreibmaschine gemacht. "Wenn wir mal einen Fehler hatten, und das passierte natürlich in der letzten Zeile, mussten wir alles neu schreiben", erinnert sich Sabine Gründig.

Auf 45 Jahre Berufsjahre im Öffentlichen Dienst blickt sie zurück – ein stolzes Jubiläum. Nun geht sie in Ruhestand. Heute ist ihr letzter Arbeitstag. Mit einem Frühstück für die gesamte Rathaus-Belegschaft wird sie sich verabschieden – mit gemischten Gefühlen, wie sie zugibt: "Ich habe immer gerne gearbeitet." Darum dürfte das ein oder andere Abschiedstränchen fließen.

Jeder Chef anders, aber alle nett

Nach einer ersten beruflichen Station bei der Kreisverwaltung Grevenbroich von 1965 bis 1969 kam Sabine Gründig 1969 nach Niederkrüchten, wo sie bis zur kommunalen Neugliederung 1972 Sekretärin des Hauptgemeindebeamten war. Nach einem fünfjährigen Abstecher zum Amtsgericht Erkelenz kehrte sie 1978 zur Gemeindeverwaltung zurück. Sie managte das Vorzimmer für eine illustre Chef-Riege, die von Gemeindedirektor Matthias Siegers über den Beigeordneten Hermann Dohmen, Gemeindedirektor und Bürgermeister Siegfried Wilms bis hin zum jetzigen Bürgermeister Herbert Winzen reicht. "Jeder Chef war anders – aber alle waren nett", betont sie. Das Büro von Sabine Gründig und ihrer Kollegin Christel Schreinemacher ist die Drehscheibe des Rathauses in Elmpt. Im Büro links von ihr sitzt der Bürgermeister, im Büro zur Rechten der Beigeordnete. "Hier kommt das ganze Haus vorbei", sagt die Sekretärin. "Die Kollegen werde ich vermissen." "Sie war die gute Seele im Vorzimmer", lobt Beigeordneter Klaus Blech die angehende Ruheständlerin. Bei ihr lief die gesamte Rathaus-Post zusammen. Sie koordinierte die Termine für die Besuche des Bürgermeisters bei Ehe- und Altersjubilaren in der Gemeinde. Und sie erschien bei ausufernden Besprechungen im Türrahmen, um den Bürgermeister dezent darauf aufmerksam zu machen, dass der nächste Termin wartet.

Natürlich ist auch jeder Anruf für den Chef zunächst mal über ihren Apparat gegangen. So mancher erboste Bürger, der dem Bürgermeister eine lautstarke Beschwerde angedeihen lassen wollte, soll schon wesentlich besänftigter gewesen sein, als Sabine Gründig ihn schließlich ins Chefzimmer durchstellte.

(RP)
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