Viersen Die Liebe zu Borussia als Guide ausleben

Viersen · Peter Krienen aus Schiefbahn führt als Stadion-Guide Fans und Besuchergruppen durch den Borussia-Park in Mönchengladbach. Der Umgang mit den Borussen-Profis ist dabei freundlich und nett

 Keine Frauenfußballmannschaft, sondern Junggesellinnen-Abschied von Agnes Macherey im Borussia-Park in Mönchengladbach. Gruppen mit maximal 25 Personen können an Führungen teilnehmen, die etwa anderthalb Stunden lang durch das Fußballstadion geht.

Keine Frauenfußballmannschaft, sondern Junggesellinnen-Abschied von Agnes Macherey im Borussia-Park in Mönchengladbach. Gruppen mit maximal 25 Personen können an Führungen teilnehmen, die etwa anderthalb Stunden lang durch das Fußballstadion geht.

Foto: WILLI SCHÖFER

Mit Gabelstaplern kennt sich Peter Krienen aus, denn der 56-Jährige ist hauptberuflich Kundenberater des Haaner Unternehmens Pahlke. Aber da gibt es noch etwas, was den Neersener, der seit längerem mit seiner Ehefrau Sabine in Schiefbahn wohnt, seit Kindesalter bewahrt hat: seine Liebe zu Borussia Mönchengladbach. Nach wie vor ist Peter Krienen auch dort dicht dran am Geschehen. Seit Januar dieses Jahres ist er sogar einer der 20 Guides, die Gruppen durch den Borussia-Park führen.

Früher hat Peter Krienen selbst viele Jahre bei Niersia Neersen Fußball gespielt. Er begann schon als Kind Panini-Bilder von den Stars wie Günther Netzer oder Berti Vogts zu sammeln. Und da sein Heimatort nur wenige Kilometer entfernt vom Bökelberg, der damaligen Spielstätte der Borussia, lag, erlebte er als Zehnjähriger dort die ersten Spiele und später die Meisterschaften der Fohlen-Elf. Noch genau kann er sich beispielsweise an den letzten Spieltag der Saison 1970/71 erinnern: "Borussia und die Bayern waren punktgleich, die Bayern in der Tordifferenz nur um einen Treffer besser, Borussia spielte in Frankfurt, wir mussten nach Duisburg und gewannen 2:0, Bayern verlor das Auswärtsspiel mit 1:4." Klare Sache, dass er auch im neuen Borussia-Park, zu dem die Borussia dann 2004 wechselte, langjähriger Besitzer einer Dauerkarte ist. "Ich habe dort meinen festen Platz im Block 11, Reihe 27, Platz 12, werde diesen Sitzplatz auch bis zu meinem Tod nicht mehr hergeben", erzählt Krienen lächelnd. Jedenfalls hatte er sich im vergangenen Jahr etwas überlegt: "Da Borussia immer eine Herzensangelegenheit von mir war, wollte ich mich für meinen Verein irgendwie einsetzen und einbringen." Er rief den Leiter der Stadion-Guides, Elmar Kreuels, an und fragte nach, ob er da nicht mitmachen könnte.

 Peter Krienen als Guide im Borussia-Anzug.

Peter Krienen als Guide im Borussia-Anzug.

Foto: WILLI SCHÖFER

Er konnte und durfte. Nach einigen Schulungen bekam er dann das entsprechende Outfit: den schwarzen Borussia-Anzug mit grün-schwarzer Krawatte und mit der Raute versteht sich. Er selbst lernte den Nord-Park erst einmal richtig kennen und schwärmt: "Da hat man schon eine Gänsehaut, wenn man selbst auf der Trainerbank sitzt und schaut sich die Ränge ringsherum an, stellt sich vor, in der Kulisse säßen jetzt 54.000 Zuschauer."

Seinen ersten Einsatz als Guide hatte er im Januar. Im Monat sind es so in der Regel acht Führungen. Erst vor wenigen Tagen "pilgerten" etwa 30 Mitglieder der von Heinz Dieter Nilkes angeführten St. Matthias Bruderschaft Neersen in den Nordpark und nahmen an einer Führung teil. Davor war es eine Abordnung der Niederheider St. Johannes Bruderschaft gewesen. "Zu uns kamen aber auch Junggesellinnen, die damit ihren Abschied vom Alleinsein feierten oder ganze Schützen-Formationen, die mit Fahnen und Königshäusern durch das Stadion marschierten."

Am meisten habe ihn, als er diese Tätigkeit übernahm, die ausgefeilte Technik im Nordpark überrascht und der immense Aufwand der Platzpflege. Krienen nennt einige Zahlen: allein die Schläuche der Rasenheizung für den Hauptplatz sind 27 Kilometer lang. Um alle Rasenplätze im Nordpark zu bewässern, werden jährlich etwa 220 Millionen Liter Brunnenwasser benötigt. Allein für die Vertreter von Print, Funk und Fernsehen gibt es auf der Tribüne 194 Arbeitsplätze. Außerdem im Stadion 60 für Seh-Behinderte, 30 für Rollstuhlfahrer. Nach den Heimspielen hat auch die Aufräum-Kolonne viel zu tun, etwa sieben Tonnen Abfall werden jedes Mal da gelassen. Ein "Gefängnis" für Krawallmacher gibt es im Untergeschoss auch. Dies sind drei Zellen, mit Platz für jeweils acht bis zehn Personen.

Unter den 20 Guides ist auch der Neersener Sebastian Trautermann. Krienen erwähnt noch den guten Umgang und Kontakt mit den Profis der Borussen: "Die sind in keiner Weise abgehoben, sondern total freundlich und nett, so beispielsweise André Hahn, Yann Sommer oder Mahmoud Dahoud."

Eine kleine Aufwandsentschädigung auf 450-Euro-Basis gibt es für diese Tätigkeit auch. Aber dies sei zweitrangig, betont der Guide aus Willich. Er freute sich schon auf die nächsten Führungen und auf die bald beginnende Saison, hat dazu zwei Wünsche: "Dass Gladbach in der Champions League spielt und am Ende der Saison in der Meisterschaft den dritten Platz schafft."

(RP)
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