Kreis Viersen Die Maler und Lackierer sind auf Nachwuchssuche

Kreis Viersen · Interesse am Handwerk lässt immer mehr nach. Die Innung rührt die Werbetrommel. Malern und Lackierern böten sich beste Chancen

"Wir müssen jetzt stärker in die Offensive gehen und klar machen, dass es bei unserem Beruf nicht nur um den Pinsel und den Farbtopf geht", sagt Dietmar Seefeldt.

Der 68-jährige Willicher Malermeister ist seit etwa 20 Jahren Lehrlingswart der Maler- und Lackierer-Innung Krefeld-Viersen. Gerade trifft sich Seefeldt mit Obermeister Ingo Pawlowski (Krefeld) und dem früheren Obermeister Josef Mertens (Schiefbahn, 72), um nun die Kampagne "Werde Maler!" zu starten. Große Transparente und Flyer stehen bereit - sie werden bald aufgehängt und in den Schulen verteilt. Das Treffen findet in der überbetrieblichen Lehrwerkstatt an der Willicher Hans-Böckler-Straße statt. Dort finden über die drei Ausbildungsjahre verteilt für alle angehenden Gesellen aus Krefeld und dem Kreis Viersen neben ihrer Arbeit in den Betrieben und in der Berufsschule sieben einwöchige Lehrgänge statt, außerdem die Zwischenprüfungen.

"Die Arbeit in der Werkstatt ist wichtig, denn viele arbeiten in Spezialfirmen, bei denen es etwa nur um die Betonsanierung oder um die Wärmedämmung geht. Bei uns werden sie unter anderem an die Maltechniken oder an die Vergoldungen herangeführt", sagt Seefeldt. Der Willicher kann sich noch an die Zeiten erinnern, als er vor etwa 20 Jahren die Aufgaben des Lehrlingswartes übernahm: "Damals bildeten wir pro Jahr etwa 120 Lehrlinge aus, heute sind es nur noch rund 40." Das Interesse am Malerberuf ist landes- und bundesweit in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen. Waren es 2004 in Nordrhein-Westfalen noch 6537 Auszubildende für das Maler- und Lackierer-Handwerk, sank die Zahl bis Ende 2014 schon auf 4095, Tendenz weiter fallend.

"Wir müssen auch aufzeigen, dass dieses Handwerk keine Sackgasse ist, denn man hat bei guten Abschlüssen die Möglichkeit, zum Beispiel an der Fachhochschule die Fachrichtung Innenausbau oder Handwerksmanagement zu belegen und an der Uni unter anderem Bauingenieurwesen oder Innenarchitektur zu studieren", ergänzt Pawlowski.

Demnächst wolle man daher nicht nur bei Berufsinformationstagen oder bei der Initiative "Check In" mitmachen, sondern zusätzlich in die Schulen gehen und informieren. Da geht es natürlich auch um die Ausbildungsvergütung. Ab 1. August sind es im ersten Lehrjahr 585, im zweiten 635 und im dritten 790 Euro. Was dem ehemaligen Obermeister Josef Mertens, dessen Fachverstand nach wie vor als Sachverständiger gefragt ist, ebenso wichtig ist: "Die jungen Leute sollen die Fortbildungsmöglichkeiten besuchen, die die Innung ihnen anbietet." Von daher kann es der 72-Jährige nicht begreifen, dass viele Handwerksbetriebe überhaupt nicht der Innung angehören. Bis in die 1980er-Jahre, als es den großen Verbund Krefeld und Viersen noch nicht gab, waren etwa 80 Prozent Mitglied, heutzutage ist es gerade einmal die Hälfte.

Als Vorteile, in der Innung zu sein, nennen Pawlowski und Seefeldt Preis-Rabatte bei den Lehrgangs- und Prüfungskosten, Vergünstigungen bei den Versorgungsleistungen, Fach- und Rechtsberatung, betriebswirtschaftliche Begleitung oder auch eine eigene Inkasso-Stelle, wenn es Probleme bei den Zahlungen der Kunden geben sollte.

Geleitet wird die überbetriebliche Lehrwerkstatt in Willich von Sascha Zester (40). Er möchte, dass die Werkstatt bei den jungen Leuten und deren Eltern bekannter wird. So bietet er an den Tagen, an denen die Auszubildenden in der Berufsschule sind, Tage der offenen Tür mit entsprechenden fachkundigen Führungen an, so am 12. und 19. Mai, jeweils von 9 bis 12 Uhr.

Alternative Termine kann man unter Telefon 02154 8848268 vereinbaren.

(RP)
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