Viersen Die Probleme der Fahrradfahrer

Viersen · Wie ist der Zustand der Radwege in Viersen? Was taugen E-Bikes? Beim Talk "Dölker und Jääs" wurde mit den Gästen munter über verschiedene Aspekte des Radfahrens diskutiert — und bisweilen auch debattiert

 Jochen Häntsch (Mitte) und seine Mitstreiter von der "AG 60plus" legten der Stadtverwaltung eine Mängelliste zum Radwegenetz vor. "Damit konnten wir die Verwaltung zu konkreten Verbesserungen bewegen."

Jochen Häntsch (Mitte) und seine Mitstreiter von der "AG 60plus" legten der Stadtverwaltung eine Mängelliste zum Radwegenetz vor. "Damit konnten wir die Verwaltung zu konkreten Verbesserungen bewegen."

Foto: Busch

Im Dülkener Sozialcafé Robin Hood drehte sich beim Talk "Dölker und Jääs" diesmal alles um das Radfahren mit und ohne elektrische Verstärkung. Neben der Frage nach dem Für und Wider zum "eingebauten Rückenwind" sorgte auch der aktuelle Zustand der Viersener Radwege für teils kontrovers geführte Diskussionen.

Ihren ersten Gast, den Dezernenten für Raumplanung und Umwelt beim Kreis Viersen, Andreas Budde, begrüßte Moderatorin Ingrid Flocken als den "Zuständigen für die miserablen Radwege" im Stadtgebiet. Das mochte Budde nicht widerspruchslos hinnehmen und verwies auf unterschiedliche Zuständigkeiten. Je nachdem, ob ein Radweg auf städtischem Gebiet liegt oder an einer Bundes- oder Kreisstraße entlang führt, sei jeweils die Stadt oder Gemeinde, der Kreis, das Land oder der Bund für Wartung und Pflege verantwortlich.

Für den aus dem Publikum geäußerten Unmut über dieses Zuständigkeits-Wirrwarr äußerte Budde Verständnis. Zugleich bot er sich und seine Behörde als Ansprechpartner für alle Anliegen in Sachen Radwegenetz an. Anregungen und Beschwerden aus der Bürgerschaft werde man an die zuständigen Stellen weiterleiten. Er nutzte außerdem die Gelegenheit, für das vom 10. bis 30. Juni stattfindende "Stadtradeln" zu werben. Diese bundesweite Kampagne, an der die Stadt Viersen in diesem Jahr erstmals teilnimmt, will dazu anregen, möglichst oft vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen und so CO2 einzusparen.

Dass bürgerschaftliches Engagement und konstruktive Kritik durchaus Veränderungen bewirken können, bewies der nächste Talk-Gast, der langjährige SPD-Ratsherr und ehemalige stellvertretende Bürgermeister Jochen Häntsch. Er berichtete, dass die von ihm vertretene SPD-Arbeitsgemeinschaft "60plus" mit einer akribisch ausgearbeiteten Mängelliste die Viersener Stadtverwaltung zu konkreten Verbesserungen am Viersener Radwegenetz bewegen konnte. Zum Thema E-Bikes bezog Häntsch, der auch als 80-Jähriger mit dem Rad nach Dülken gekommen war, eindeutig Stellung und outete sich als überzeugter "Strampler". Das Fahren ohne technische Unterstützung sei besser für die Gesundheit, stärke Herz und Kreislauf. Außerdem sei er der Überzeugung, dass man mit bloßer Muskelkraft eine bessere Kontrolle über sein Rad habe und aufmerksamer sei. Diese Vorlage "pro Muskelantrieb" nahm der nächste Gast dankbar auf. Gerhard Boeken betreibt in Dülken seit einigen Jahren einen Fahrrad-Reparatur-Service und handelt mit gebrauchten Drahteseln. In seinem Vortrag pries er das klassische Hollandrad und erteilte technischen Neuerungen wie dem Elektro-Antrieb eine Absage. Dabei führte er als Argument die gestiegenen Unfallzahlen seit Aufkommen der E-Bikes und Pedelecs an und verwies auf deren eingeschränkte Reparaturmöglichkeiten. Dieser Argumentation mochten nicht alle Zuhörer folgen. Ingrid Flocken sprach ein salomonisches Schlusswort. Am Ende müsse, so die Moderatorin, jeder selbst entscheiden, was für ihn das Richtige sei.

(dmai)
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