Viersen Die Viersener CDU sucht ihren Weg

Viersen · Analyse: Seit rund einer Woche hat die stärkste Partei in der Kreisstadt keinen Vorsitzenden mehr. Paul Mackes warf unmittelbar nach seiner Niederlage bei der Wahl des Bürgermeisterkandidaten das Handtuch. Die Nachfolge ist offen.

 Der EX-CDU-Vorsitzende Paul Mackes hat die Signale aus der eigenen Partei lange Zeit nicht erkannt und scheiterte schließlich.

Der EX-CDU-Vorsitzende Paul Mackes hat die Signale aus der eigenen Partei lange Zeit nicht erkannt und scheiterte schließlich.

Foto: Siemes

Es herrschte keine Aufbruchstimmung nach der jüngsten Mitgliederversammlung der Viersener CDU im Süchtelner Josefshaus. Mit einer Mehrheit von zwei Stimmen hatten sich die Christdemokraten der Kreisstadt gerade für den in Willich lebenden Viersener Sozialdezernenten Dr. Paul Schrömbges als Bürgermeisterkandidaten entschieden. Eine verheerende Niederlage für den zu diesem Zeitpunkt Noch-CDU-Parteichef Paul Mackes. Er hatte als Gegenkandidat vergeblich versucht, eine Mehrheit in der eigenen Partei zu bekommen. Für Mackes war dieser Abend der politische Totalabsturz. Die logische Konsequenz des 51-Jährigen: Er trat sofort vom Vorsitz zurück.

Mackes hatte im Vorfeld der Wahl alles auf eine Karte gesetzt und seinen Parteifreunden erklärt, dass es "Mackes nur ganz oder gar nicht" gibt. Damit standen die CDU-Mitglieder unter doppeltem Druck. Ein "Nein" zum Bürgermeister-Kandidaten Mackes war auch ein Votum gegen den alten und für einen neuen Parteichef. In Süchteln wurden mit einem Stimmzettel zwei Entscheidungen getroffen. Diese zweite Entscheidung, die Abwahl des Parteichefs, ist die eigentliche Niederlage von Paul Mackes. Denn hier stand er ohne Gegenkandidat. Seine eigenen Parteimitglieder haben ihm öffentlich das Vertrauen entzogen.

Damit ist in der Viersener CDU ein Vakuum entstanden. Der Chef-Posten ist vakant - und die Partei intern auf der Suche nach einem Nachfolger. Und der soll vor allem eines: Die Fehler seines Vorgängers nicht wiederholen.

Es war ein Kuschelkurs, auf dem sich Mackes in der Vergangenheit meistens bewegt hat. Entscheidungsfreudig war der bisherige Vorsitzende nicht. Akzente hat der größte Stadtverband des Kreises in den vergangenen Jahren nicht gesetzt. Richtungsweisende Signale gab's weder für Viersen, noch für den Kreis. Das sorgte für Unruhe unter den Christdemokraten. Hinter vorgehaltener Hand wuchs der Wunsch nach einer starken Führungsperson. Dieses Signal hat Mackes schon vor fünf Jahren nicht wahrnehmen wollen. Während Bürgermeister Günter Thönnessen sich damals vor Journalisten im Wahlkampf gegen eine Streckenführung des "Eisernen Rheins" durch Viersen äußerte, entspannte Mackes als Urlauber auf einer Nordseeinsel. Getreu dem Motto: Die Partei wird's schon richten.

Auch bei anderen (Pflicht-)Veranstaltungen glänzte der 51-jährige Golfspieler durch Abwesenheit. Am Ende fehlten ihm rund drei Prozent für den Einzug ins Rathaus. Auf dem Chefsessel blieb der engagiertere SPD-Mann.

Das traf die Viersener CDU bis ins Mark. Und die Fraktion sendete Mackes ein weiteres Signal. Als der Parteichef stellvertretender Bürgermeister werden wollte, rebellierte die Fraktion - und wählte Hans-Willy Bouren ins Amt. Auch die Begründung lieferten die Partei-Kollegen gleich mit: Der Paul läuft nicht für die Partei.

Hier zeigte die CDU dem Vorsitzenden ganz offen: Mackes hat keine Mehrheit. Von diesem innerparteilichen Schlag hat sich der Süchtelner nie erholt. Der 51-Jährige, der strategisches Denken nicht mag, versuchte in der Folgezeit, die Diskussion um seine Person auszusitzen. Mackes bewegte sich nicht. Und er bewegte auch nichts in seiner Partei. So entwickelte sich eine politische Schattenwelt in der CDU. Erste Seilschaften begannen, sich strategisch zu positionieren. Die Interessen waren dabei oft unterschiedlich, nur eine Frage rückte immer mehr in den Mittelpunkt: Kann die CDU mit Paul Mackes an der Spitze diesmal die Wahl gewinnen?

Eine abschließende Antwort wird es nicht geben. Sicher ist aber, die eigene Partei traute es ihm nicht (mehr) zu. Die Mehrheit wählte den Willicher. Nicht aus Begeisterung, eher aus Verantwortung. Dr. Paul Schrömbges wäre Bürgermeister für fünf Jahre. Dann werden die Karten in der Viersener CDU neu gemischt. Doch die Weichen werden schon jetzt gestellt. Die Person des neuen Vorsitzenden wird zeigen, ob die Viersener Christdemokraten die Kraft haben, auch im Kreis wieder in der ersten Reihe mitzumischen. Übernimmt die Generation Michael Aach, Thomas Gütgens und Co. öffentlich Verantwortung? Können Mitglieder wie Ralf Robertz, der Respekt für seinen mutigen und ehrlichen Auftritt als dritter Bewerber verdient hat, eingebunden werden? Welche Rolle kann und muss Dr. Andreas Coenen künftig in der Viersener CDU spielen?

Weiteren Stillstand kann sich die Partei nicht erlauben. Wer heute darüber nachdenkt, CDU-Kreisgeschäftsführer Jacky Kampe als Übergangs-Parteivorsitzenden in Viersen zu etablieren, hat nichts gelernt und den gefährlichen Zu- und Stillstand der Partei in der Kreisstadt nicht erkannt. Zwei Männer über 60 können nicht das Zukunftsmodell der CDU in Viersen sein. Diese Entscheidung wäre nicht nur für Paul Mackes ein weiterer Schlag ins Gesicht.

(RP)
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