Brüggen Die Wald- und Wild-Akademie

Brüggen · Zu Fortbildungen reisen Jäger nach Brüggen: In der Landesjagdschule bilden die Ausbildung zum Jagdaufseher und Seminare zur Fangjagd den Schwerpunkt. Lehrbetrieb ist das ganze Jahr über. Im Lehrrevier zeigt der Wildmeister, wie der Lebensraum fürs Wild verbessert werden kann.

Ein Stück Baumstamm im Klassenzimmer zeugt von der jüngsten Prüfung: Von wem stammen die verräterischen Spuren? Der Waidmann erkennt’s: Hier hat ein Keiler sein Fell geschubbert und seine Hauer ins Holz geschlagen. Sieben Jagdschutz-Seminare im Jahr veranstaltet die Landesjagdschule am Von-Schaesberg-Weg – je zehn Tage Theorie und Praxis mit Prüfung. Auf dem Stundenplan stehen Rechtsgrundlagen der Jagd, Naturschutz, Wildbret-Hygiene und Lebensraum-Verbesserung.

Das ist für Wildmeister Paul Blümel ein ganz wichtiges Thema: „Wald und Feld haben sich sehr verändert in den letzten 40 Jahren. Früher gab es 20 verschiedene Kulturpflanzenarten in der Feldflur, heute wird hektarweise Mais oder Gemüse angebaut. Viele Wildarten haben Probleme mit Deckung und Ernährung.“ 70 Pflanzenarten umfasst das Nahrungsspektrum des Hasen, doch unsere Wiesen weisen eine Artenverarmung von weit über 50 Prozent auf. Auf einer Wildwiese neben der Schule und im 234 Hektar großen Lehrrevier am Weißen Stein zeigt Blümel auf Wildäckern voller Klee, Raps, Winterroggen und vielem mehr, was Waidmänner alles einsäen können, damit das Wild immer frisches Grün zu knabbern hat, was unerwünschten Verbiss minimiert. Das ist bei fehlenden Freiflächen auch ganz einfach am Wegrand zu verwirklichen. Der Wildkräutergarten hat Heilsames gegen Unwohlsein und Hilfreiches für den Haarwechsel zu bieten.

Jungfalkner werden hier ausgebildet. Jagdaufseher, die sich alle fünf Jahre nachschulen lassen müssen, belegen hier Seminare, ebenso Interessenten, die eine Jagd pachten oder im Auftrag ein Revier leiten wollen. Unterricht geben externe Referenten, wobei der Landesjagdverband auch mit Naturschutzverbänden kooperiert. „Uns geht es nicht nur ums Totschießen“, versichert Blümel. „Natur-, Tierschutz und Jagd müssen verknüpft werden, das muss passen.“ Jäger müssten das Hintergrundwissen und Verständnis haben, zum Wohl des Wildes und der Natur zu wirken. Das Fangjagdseminar zeigt Methoden von der Lebendfalle bis zum Sekundentod im Schlageisen. Am Fallensteig rund ums Haus sehen Teilnehmer, wie Fallen umbaut werden oder wie ein künstlicher Fuchsbau aus Hohlsteinen entsteht. Am Lehrpfad stehen Beispiele für Wildzäune (mit Klappe für Wildschweine), Hochsitz, Fütterungseinrichtungen und Nistkästen. Das „i-Tüpfelchen“ auf dem Lehrprogramm sind Damen-Seminare: Sie vermitteln Wissen zum Kühlen, Zerwirken, Behandeln und Zubereiten des Fleisches. Am Ende lernen die Damen, mit einfachen Mitteln aus der Natur _ Eicheln, Kiefernzapfen mit Grün, Federn – eine jagdliche Festtafel zu dekorieren. Denn, sagt Paul Blümel augenzwinkernd: „Das Auge isst mit.“

(RP)
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