Viersen Dieb stiehlt Siebenjährigem Handy - Vater fassungslos

Viersen · Er hatte nur einen Tag lang Freude an seinem ersten Handy. Zu Kirills siebtem Geburtstag am Dienstag schenkte ihm sein Onkel ein Smartphone, einen Tag später erbeutete es ein Mann, als der Junge in Viersen-Dülken vor dem Auto seines Vaters stand. Als "extremen Fall von Dreistigkeit" bezeichnet die Polizei den Übergriff in Viersen.

 Im Beisein von Vater Vladimir Rosin wurde Kirill das Handy gestohlen.

Im Beisein von Vater Vladimir Rosin wurde Kirill das Handy gestohlen.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Viersener Polizei spricht von einem "extremen Fall von Dreistigkeit". Die Täter schreckten nun nicht mal mehr davor zurück, kleine Kinder zu bestehlen. "Eine solche Tat ist mir bisher nicht bekannt gewesen", sagt der Viersener Polizeisprecher Harald Moyses. "Aber der Täter hat wohl das Überraschungsmoment ausgenutzt." Wahrscheinlich handele es sich um einen Alkohol- oder Drogenabhängigen, der das Handy schnell zu Geld machen wird. "Ein Fall von Beschaffungskriminalität", sagt Moyses. Da der Täter offenbar keine Gewalt anwendete, ermitteln die Beamten wegen Diebstahls und nicht wegen Raubs.

Kirill, der seinen Namen dem fast gleichnamigen Sturm aus dem Jahr 2007 verdankt, hat versucht, den Mann zu beschreiben, der ihm das Handy gestohlen hat. Er sei groß gewesen und habe dunkle Haare gehabt. An viel mehr könne er sich nicht erinnern.

Sein Vater hat den Täter nur von hinten gesehen. Er schätzt ihn auf 19 bis 20. Er habe ein graues Oberteil und eine dunkle Hose getragen. Als Vladimir Rosin mit einem anderen Handy die Nummer des gestohlenen Telefons anwählte, musste er sich unflätige Äußerungen vom Dieb anhören. "Ich habe ihn gebeten, das Handy wieder zurückzugeben, ohne dass es ein Nachspiel hat." Aber darauf sei der Mann nicht eingegangen. Stattdessen habe ihn dieser beschimpft und gesagt, dass Ausländer viel zu viel Geld hätten und ihren Kindern die tollsten Handys kaufen würden.

Das mit dem Geld stimmt aber nicht, sagt der Deutsch-Russe Rosin. "Wenn Kirills Onkel ihm das Handy nicht geschenkt hätte, wären wir nicht in der Lage gewesen, es zu kaufen." Vor fünf Monaten kam seine Tochter zur Welt, er selbst steckt gerade in einer Umschulung. Und deshalb bekommt sein Sohn so schnell auch kein neues Gerät. Dabei hatten sie das Handy vor allem erlaubt, damit Kirill, der nach den Sommerferien in die zweite Klasse kommt, aus der Schule anrufen kann, wenn irgendetwas ist.

Die Polizei rät Kindern wie Erwachsenen dazu, Smartphones nicht zur Schau zu stellen, sondern nur zu benutzen, wenn man es wirklich braucht - zum Telefonieren etwa. "Man sollte nicht zeigen, was man alles in den Taschen hat", sagt Moyses. "Das kann Neider auf den Plan rufen."

Der siebenjährige Kirill schläft seit dem Überfall schlecht, und er ist sehr traurig. Doch Freunde und Nachbarn haben ihre Unterstützung signalisiert. Alle im Viertel sind jetzt besonders wachsam.

(RP)
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