Fotos Diese Ehrenamtler waren in Viersen dabei
Patrick Lehnen (18) wurde am Montagabend um kurz vor 23 Uhr ganz schön mulmig zumute: „Wir waren ganz alleine in der Innenstadt – mit dem Wissen, dass die Bombe jeden Augenblick hochgehen kann“, erzählt der junge Mann von der Freiwilligen Feuerwehr. Die Aufgabe der Schaager Löschgruppe: Die letzten Anwohner aus den Häusern klingeln, nachschauen, ob noch irgendwo Licht brennt und die Menschen aus der Sperrzone heraus in Sicherheit bringen. „Alleine in so einer Stadt, die sonst so belebt ist – das war wirklich komisch.“
Katja Maus (21) wollte gerade ihre Biologie-Hausaufgaben machen, als sie der Alarm des Deutschen Roten Kreuzes erreichte. In Viersen an der Sammelstelle angekommen, fuhr sie schließlich in einem Krankenwagen mit, um ältere Menschen aus ihren Wohnungen im Sperrgebiet zur Turnhalle Beberich zu bringen. „Sie waren alle sehr verängstigt, weil die Situation an den Krieg erinnerte“, erklärt die 21-jährige Rettungssanitäterin und ergänzt: „Ich habe dann erklärt und beruhigt.“ Um vier Uhr morgens war die Abiturientin erst im Bett.
Markus Fander (25) musste den Überblick behalten. Auf einer Lagekarte verzeichnete er die Position von Helfern, Fahrzeugen und Fachberatern des THW. Seit 2009 gehört er zum Viersener THW. „Ich habe mich mit einer Erkältung dahin geschleppt – aber als ich einmal im Einsatz war, habe ich das alles verdrängt – es war so aufregend und spannend“, erinnert sich Fander. Das Technische Hilfswerk war für die Logistik zuständig, für die Verpflegung der Einsatzkräfte sowie die Beleuchtung und Ausleuchtung der Einsatzstelle.
Kathrin Megsner (30) tauchte gerade die Rolle in den Farbeimer, als der Alarm los ging. Sie musste die Renovierung des Wohnzimmers unterbrechen und machte sich zusammen mit ihren Kollegen des Malteser Hilfsdienstes Nettetal auf den Weg zur Turnhalle Beberich. „Das Miteinander war einmalig und den Menschen mit Kleinigkeiten Halt geben in einer solchen Situation“, erinnert sich Megsner. Sie registrierte die evakuierten Viersener vor der Turnhalle, beantwortete Fragen, tröstete – und spülte später in der Festhalle Gläser.
Pascal Betge (32) war ganz nah dran an der Bombe. Er stand der Feuerwehr als Fachberater des THW am Einsatzort zur Seite. Er koordinierte die Hilfsmaßnahmen, die das THW anbieten und durchführen konnte. Von der Beleuchtung bis zur Materialbeschaffung. „Am Anfang hatte ich so viel Adrenalin, dass ich nicht nachgedacht habe – komisch war es, als es dunkel wurde, es in der Stadt ganz still war und wir nur warteten, dass die Bombe gezündet wurde“, so Betge. Danach hatte er nur noch ein Gefühl: „Große Erleichterung.“
Natascha Römer (32) war am Montag für den Ortsverein Brüggen des Deutschen Roten Kreuzes im Einsatz. Ihre Aufgabe: Die evakuierten Menschen aus den Bussen an der Turnhalle Beberich in Empfang nehmen und zur Registrierung begleiten. „Später dann habe ich die Mütter in der Halle entlastet und die Kinder beim Spielen abgelenkt“, erzählt die 32-Jährige und ergänzt: „Ich war aber auch froh, dass alles gut gelaufen ist – und ich am Ende die Erleichterung bei den Menschen sehen konnte, als sie wieder zum Bus gebracht wurden.“
André Dohmes (46) dachte zunächst, man wolle ihn auf den Arm nehmen. Der Feuerwehrmann aus Lobberich spülte gerade ab, als ihn der Alarm erreichte. Wenige Minuten später saß er schon im Einsatzfahrzeug. In Viersen musste er dann zusammen mit seinen Kollegen die Häuser in der Sperrzone nach Bewohnern absuchen. „Ein Mann kam uns noch entgegen, der nicht wusste, wo er hin sollte – den haben wir dann in Sicherheit gebracht“, so Dohmes. „Es war ein komisches Gefühl in den leeren Straße unterwegs zu sein.“
Christopher Gehlmann trainiert mit den Maltesern Nettetal einmal im Monat den Ernstfall. Doch mit einem solchen Ernstfall hatte er nicht gerechnet, als er nachmittags von der Couch weg alarmiert wurde. „Ich war sofort aufgeregt“, erklärt der 25-Jährige und ergänzt: „Dennoch bin ich direkt im Kopf verschiedene Szenarien durchgegangen, wie wir die Theorie vor Ort anwenden können.“ In der Turnhalle Beberich war er dann für die Koordination der Helfer zuständig, die sich um die evakuierten Menschen kümmerten.