Veranstaltungs-Tipp Ein Drama aus dem Konsulat

Viersen · Das Theater Krefeld zeigt am Sonntag das musikalische Drama "Der Konsul" von Gian Carlo Menotti — eine packende Mischung aus Theater, Filmmusik und Hörspiel

 Magda versucht im Konsulat, Pässe für sich, ihr Kind und ihre Schwiegermutter zu bekommen. Doch die Sekretärin wimmelt alle Gesuche ab.

Magda versucht im Konsulat, Pässe für sich, ihr Kind und ihre Schwiegermutter zu bekommen. Doch die Sekretärin wimmelt alle Gesuche ab.

Foto: Stutte

Mit der Uraufführung von "Der Konsul" gelang dem US-amerikanischen Komponisten Gian Carlo Menotti 1950 in Philadelphia ein Überraschungserfolg. Vordergründiger Anlass für das Libretto des musikalischen Dramas, das Menotti selbst verfasste, war eine Zeitungsnotiz, in der von einer polnischen Emigrantin berichtet wurde, die sich in den USA um eine Aufenthaltsgenehmigung bemüht hatte. Als ihr Gesuch erfolglos blieb, beging die Frau Selbstmord. Damit einher ging die Beschäftigung Menottis mit dem Schicksal seiner jüdischen Freunde während der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Geschichte spielt irgendwo im heutigen Europa. Der Patriot John Sorel (Andrew Nolen) kämpft im Untergrund gegen das polizeistaatliche Regime seines Landes. Nachdem er nach einer heimlichen Versammlung beinahe von der Polizei erwischt wird, beschließt er, das Land zu verlassen. Seine Frau Magda (Izabela Matula) soll im Konsulat des Landes, in dem sie Zuflucht suchen wollen, Pässe für sich selbst, ihr gemeinsames Kind und seine Mutter (Satik Tumyan) beantragen. John will in der Nähe der Grenze untertauchen, bis die Pässe ausgestellt sind.

Im Konsulat warten viele Menschen darauf, den Konsul in ihrer lebenswichtigen, dringenden Angelegenheit zu sprechen. Doch eine kühle Sekretärin (Janet Bartolova) wimmelt die Gesuche unaufhörlich ab und findet immer neue bürokratische Hürden. Magdas Kraft schwindet mehr und mehr, bis sie schließlich den aussichtslosen Kampf gegen die Bürokratie aufgibt.

Menottis musikalisches Drama ist eine gelungene Mischung aus Hörspiel, Filmmusik und Theater. Neben gesprochenen Dialogen und Melodramen sind lyrische Arien zu hören, ebenso wie Ensembles im Stil Puccinis, daneben eine Schallplatten-Einspielung, Telefonklingeln und das rhythmische Klappern der Schreibmaschinen. Die kriminologische Spannung und die Schilderung der Ängste und Sehnsüchte der Hauptdarsteller machen aus der Oper ein packendes Seelendrama, das durch seine Aktualität besticht.

Die Aufführung beginnt am Sonntag, 7. Januar, um 19.30 Uhr, um 19 Uhr gibt es eine Einführung im Glasfoyer des Theaters, Theaterplatz 3 in Krefeld. Karten gibt es unter Ruf 02151 805125. RP

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort