Brüggen Ein Fest, ein Dinner und die Krokodile

Brüggen · Hauptdrehort des Films "Die Vorstadtkrokodile" von 1977 war Bracht. Der Film wird am 3. September gezeigt

Vor 40 Jahren fand der Regisseur Wolfgang Becker das Buch "Vorstadtkrokodile" von Max von der Grün und entschloss sich, dazu ein Drehbuch zu schreiben. Für den Hauptdrehort wurde eine stillgelegte Ziegelei gesucht - gefunden wurde sie in Bracht. Damals ahnten die rund 200 Schüler der Brachter Hauptschule nicht, dass zehn der Fünft- und Sechstklässler einmal Geschichte schreiben würden.

Regisseur Becker hatte genaue Vorstellungen, wer welche Rolle verkörpern sollte. "Wir haben alle einen Zettel mit einem Satz bekommen, den wir vorsprechen sollten", erinnert sich der Brachter Heiner Beeker, der später im Film die Rolle des Frank Steffenhagen spielen sollte. Drei Wochen lang lernten die gecasteten Schüler nach dem Unterricht das Drehbuch auswendig. In den anschließenden sechs Wochen Sommerferien entstand der Film "Die Vorstadtkrokodile", der nun dank des Engagements von Dietmar Brockes, Vorsitzender der "Brachter Dohlen", am Samstag, 3. September, auf dem Bischof-Dingelstad-Platz in Bracht auf einer aufblasbaren Großleinwand gezeigt wird.

"Das wird für die Brachter ein Déjà-vu-Erlebnis sein", sagt Brockes schmunzelnd. Auch er spielte als Sechsjähriger in dem Film mit - als Statist lief er mit vielen weiteren Brachtern etliche Male über die Straße, bis alles im Kasten und der Regisseur Becker zufrieden war.

Der Film wird mit Beginn der Dunkelheit gezeigt, ab 19 Uhr beginnt das Rahmenprogramm. So wird etwa Heiner Beeker seine "Vorstadtkrokodile-Ausstellung" präsentieren - inklusive Bonanza-Rad.

Brockes musste alle Register ziehen, damit der Film gezeigt werden kann. Letztendlich half das Kleingedruckte in einer Erklärung zu den Rechten am Film. "Ich habe Kontakt mit der Filmstiftung NRW aufgenommen, die mehrere Open-Air-Aufführungen im Rahmen der ,Filmschauplätze NRW' organisiert und die Leinwand zur Verfügung stellt. Nach einem ersten Okay des WDR kam dann doch eine Absage, da der WDR keine Rechte für öffentliche Filmvorführungen hat. Aber im Kleingedruckten fand ich die Lösung. So schnell geben wir Brachter nicht auf", sagt Brockes.

Dabei kam die VHS ins Spiel. Denn als Film mit sozio-kulturellem Hintergrund darf der Film zu Bildungszwecken aufgeführt werden. "Die VHS beantragte dann die Rechte mit diesem Bildungsauftrag", erklärt Bianca Goertz von der Kreisvolkshochschule. "Das passt auch in die Reihe ,VHS in Bildern''." Die im Film aufgegriffenen Themen Inklusion und Integration seien heute aktueller denn je: "Damals stellte man ein bestimmtes Bild von Migranten dar, die 'Itaker'. Im Vergleich erkennt man, wie heute mit dem Thema umgegangen wird."

Heiner Beeker pflegt den Kontakt zu den Schauspielern von damals. Von Marie-Luise Marjan und Martin Semmelrogge richtet er Grüße aus. Beide sind durch Drehtermine verhindert. Birgit Komanns (Kurt), Thomas Bohnen (Hannes), Holger Schneider (Otto), Ralf Buchholz (Rudolf), Josef Sieger (Willi), Sandra Müller (Theos Schwester) und Manfred Rudolph (Erich) planen, zu Besuch nach Bracht zu kommen. Platz wird für etwa 500 Gäste sein.

Mit der Aufführung am 3. September endet ein besonderer Tag in diesem Jahr, in dem Bracht die Ersterwähnung vor 900 Jahren feiert. Bereits über Mittag findet ein Nachbarschaftsfest statt, um 17 Uhr beginnt das "White Dinner". "Letztes Jahr hatten wir schon ein tolles Feedback", berichten Silke Beckstedde, IG Unser Bracht, und Anja Bongartz, die das "White Dinner" organisieren. "Dieses Jahr findet das gesellige Fest vom Markt 1 entlang der Straße statt. Tische und Stühle werden wieder weiß dekoriert. Die Gastronomie macht auch mit." Besucher können auch eigene Speisen mitbringen. Bleibt nur, auf gutes Wetter zu hoffen. "Davon lassen wir uns aber auch nicht abhalten", sagt Silke Beckstedde. Judith Zybell vom Kulturamt der Gemeinde koordiniert die Veranstaltungen des Tages.

(bigi)
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