Viersen Ein Fußballer kämpft sich zurück

Viersen · Nichts Dramatisches – das war der erste Gedanke, der Nils Menzel durch den Kopf schoss. Warum sollte auch etwas passiert sein? Es war ein normaler Zweikampf, ein Foulspiel, ein Freistoß. Der Mittelfeldspieler des Dülkener FC konnte weitermachen. "Wir haben gewonnen, alles war gut", sagt der 24-Jährige über das Bezirksliga-Spiel bei der Reserve des SC Union Nettetal. Am nächsten Morgen merkte er, dass nicht alles gut war.

Als das Knie an diesem Montag, dem ersten im September, zu sehr schmerzte, entschloss sich der Fußballer, zum Arzt zu gehen. "Beim Spiel war ich noch so voller Adrenalin, dass ich nichts gespürt habe", sagt Menzel. Doch zur Vorsicht wollte er sich doch von Dr. Stefan Hertl, Orthopäde, Sportmediziner und Mannschaftsarzt von Borussia Mönchengladbach, untersuchen lassen. "Er wollte mir das Wasser aus dem Knie ziehen – da kam aber nur Blut raus." Menzel war geschockt, hoffte aber trotz Kernspin-Untersuchung nur auf eine Pause von zwei, drei Wochen. Die Diagnose aber sah anders aus: Der Schienbeinkopf war gebrochen, Hertl verordnete dem Studenten eine viermonatige Auszeit.

In dieser musste Nils Menzel fast ganz von vorne anfangen. Er humeplte zunächst an Krücken und musste anschließend noch sechs Wochen eine Schiene am Bein tragen. "Abends weggehen fiel natürlich flach", sagt er. Autofahren war auch schwierig. "Ich war in meinem normalen Leben völlig eingeschränkt." An Fußball spielen war nicht zu denken.

Verbot vom Arzt

Nun, fast nicht. Denn schon Anfang November begann er in Köln, wo er Deutsch, Geschichte und Religion studiert, mit der Physiotherapie. "Drei Monate lang bin ich dreimal die Woche morgens früh hin, um meine Muskulatur wieder aufzubauen." Und das Knie fit zu bekommen. "Ich hatte vor, im Dezember wieder zu spielen." Doch das hat ihm Hertl verboten.

Stattdessen musste Menzel weiter warten. Er sah neidisch zu, wie seine Mitspieler Siege bejubelten. Er sah hilflos zu, wie seine Mitspieler Niederlagen kassierten. "Auch den ganzen Flachs in der Kabine habe ich nicht mehr mitbekommen", sagt Menzel, der sich noch mehr ins Aufbautraining stürzte. "Aus der Mannschaft war ich raus."

Allerdings nicht mehr lange. Die Dülkener boten ihm an, die Reserve zu trainieren. "Ich habe direkt zugesagt." Aus vier Spielen holte sein Team drei Siege und ein Unentschieden. Es ging aufwärts. Auch mit dem Knie. "Anfangs fehlte mir zwar die Kraft", sagt Menzel. "Aber durch die Reha kam alles zurück."

Erstmals wieder gespielt

Er trainierte wieder mit der Ersten Mannschaft und stand beim Rückspiel gegen Nettetal erstmals von Beginn an auf dem Platz. "Als ich den ersten Pressschlag gewonnen hatte, wusste ich, dass das Knie halten wird." Und dass er nach fünf Monaten zurück ist. Nach einer halben Stunde schoss Menzel den ersten Treffer des Spiels. "Wir haben gewonnen", sagt er. Und diesmal war wirklich alles gut.

(RP)
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