Viersen Ein gutes Leben trotz schwacher Lunge

Viersen · Wolfgang Karl Gillißen leidet unter einer Erkrankung, die ihm den Atem raubt. Doch er verzagte nicht, sondern gründete eine Selbsthilfegruppe. Am ersten Samstag im Monat treffen sie sich, tauschen sich aus und geben einander Tipps.

Wenn Wolfgang Karl Gillißen die Treppe hinauf geht, ist das für ihn ein wahrer Kraftakt. Der 66-Jährige leidet an der Lungenkrankheit COPD, deren Ursache meist das Rauchen ist. "Meine Lungenleistung liegt im Vergleich zu einem gesunden Menschen bei 50 Prozent", sagt Gillißen, der selbst nur fünf Jahre geraucht habe, wie er sagt.

Angefangen hat alles im Jahr 1998, als der Viersener merkte, dass er immer weniger belastbar ist. "Ich habe das zu Anfang auf den stressigen Job geschoben", sagt der ehemalige Vertriebsleiter im Werkzeugmaschinenverkauf. Zu der immer geringer werdenden Leistungsfähigkeit kamen Infekte, die sich Gillißen leichter einfing als zuvor. Schließlich suchte er einen Arzt auf und bekam die Diagnose COPD: "Ich wusste gar nicht, was das war", erzählt der 66-Jährige.

Im Internet habe er sich schlau gemacht und beschlossen, ab sofort alles zu unternehmen, was ihm gut tut. Das bedeutete neben der richtigen Medikation vor allem viel Sport. "Ausdauertraining ist sehr gut für mich. Ich bin also viel Fahrrad gefahren", sagt er. Doch durch eine Lungenentzündung wurde dennoch alles schlimmer. Nach langer Krankheit und einer Reha wurde er als arbeitsunfähig eingestuft. Statt zu verzweifeln, entschied sich der Viersener für das Gegenteil und gründete eine Selbsthilfegruppe. "Zu Beginn meiner Krankheit habe ich mich in einer Mailing-Liste im Internet eingetragen. "Darüber habe ich viele Menschen mit dem gleichen Problem kennengelernt und gemerkt, wie wichtig es ist, sich auszutauschen. So habe ich erst Erfahren, was diese Diagnose bedeutet." Der Erfolg seiner Gruppe gibt ihm Recht - beim ersten Treffen waren rund 80 Personen gekommen. Gillißen: "Die haben uns förmlich überrannt. Ich hätte höchstens mit zehn bis zwanzig Leuten gerechnet." Über die Kontaktstelle BIS in Brüggen hatte der Pensionär die Möglichkeit, auf seine Gruppe hinzuweisen. "Die haben uns sehr geholfen, denn schließlich sind viele der Erkrankten schon über 50 Jahre alt und haben nicht viel mit dem Internet am Hut."

Mittlerweile treffen sich die Betroffenen jeden ersten Samstag im Monat um 15 Uhr in der Rollstuhlfahrer Begegnungsstätte in Viersen. Für die Treffen organisiert Gillißen Vorträge, zum Teil von Fachärzten oder Physiotherapeuten, die über Neuigkeiten und Behandlungsmethoden berichten. In erster Linie geht es aber um den Austausch. "Zu wissen, dass man nicht allein ist, und Tipps und Erfahrungen zu bekommen, hilft schon enorm weiter", so der Erkrankte. Was ebenfalls weiter hilft, ist Sport. Deshalb hat er eine Lungensportgruppe ins Leben gerufen. "Es gibt mittlerweile acht Gruppen, da wir so viel Andrang hatten und es außerdem ja auch unterschiedliche Schweregrade der Krankheit gibt", erklärt Gillißen.

Heilbar ist die Krankheit nicht, doch mit der richtigen Medikation und viel Training kann man anständig damit leben. Gillißen: "Ich habe seit 2002 die gleichen Werte, das lebe ich den Betroffenen vor. Das Wichtigste ist, sich nicht zurückzuziehen, sondern im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv zu bleiben."

(RP)
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