Gernot Voltz "Ein Steuersatz für Flusspferde — stellen Sie sich das mal vor!"

Viersen · Kabarettist Gernot Voltz (64) tritt mit seinem Programm "Herr Heuser vom Finanzamt" am 12. Januar in der Werner-Jaeger-Halle auf. Das Motto des Abends: "Versteuerst du noch oder lebst du schon?"

Herr Voltz, sind Sie schon mal mit "Herr Heuser" angeredet worden?

GERNOT VOLTZ Ja, das passiert mir tatsächlich öfter. Das amüsiert mich zwar, wundert mich aber auch nicht. Schließlich bin ich im Fernsehen und auf Plakaten zu meinen Auftritten als Herr Heuser mit Pepita-Hütchen zu sehen, so etwas prägt sich ein.

Privat laufen Sie nicht so rum, oder?

VOLTZ Nein, ich lebe eigentlich ganz normal, auch was meine Kleidung anbetrifft.

Über Ihr Privatleben ist kaum etwas bekannt, außer dass Sie mit Ihrer Familie in Bonn leben und Flüchtlingskinder aufgenommen haben.

VOLTZ Ach, das wissen Sie also? Es stimmt, wir haben mittlerweile zwei geflüchtete junge Menschen in Pflege, natürlich in Abstimmung mit dem Jugendamt. Wir versuchen so, ein bisschen zu helfen und einen kleinen Beitrag zur Integration zu leisten.

Aber Sie posten nichts auf Facebook oder Twitter?

VOLTZ Die sozialen Medien nutze ich nur zur Information, ich bin selbst nicht bei Facebook, was soll ich da auch mitteilen, etwa was ich esse? Das muss jeder für sich wissen, ob er an so was Spaß hat, für mich ist das nichts. Mit der Familie und Freunden habe ich eine Whatsapp-Gruppe, das reicht.

Wie sieht Ihr neues Programm aus?

VOLTZ Ich habe zwar jetzt ein ganz neues Programm, "Die Kunst, bei sich zu bleiben, ohne aus der Haut zu fahren", aber nach Nettetal zum Beispiel komme ich noch einmal mit dem Programm "Herr Heuser", das ich allerdings ständig aktualisiere. So spielen etwa die Paradiese Papers eine Rolle oder die Große Koalition. Und natürlich geht's um das deutsche Steuersystem, das wirklich aberwitzige Regelungen birgt.

Was ist für Sie die kurioseste Regel - die Besteuerung von Beinprothesen?

VOLTZ Da sprechen Sie tatsächlich ein absurdes Beispiel an: Wer soll das verstehen, dass für Beinprothesen ein anderer Mehrwertsteuersatz gilt als für die Ersatzteile? Oder dass Rollstühle anders besteuert werden als Treppenlifte? Da gibt es sogar eine Regelung, welche Mehrwertsteuer für Flusspferde gilt, stellen Sie sich das mal vor - ein Mehrwertsteuersatz für Flusspferde, und das in Deutschland!

Wenn Sie sich darüber lustig machen, wollen Sie damit etwas verändern?

VOLTZ Nein, das hätte auch keinen Zweck. Ich kann das nur aufs Korn nehmen, ändern wird sich da nichts. Dazu sind die Deutschen zu penibel.

Bekommen Sie Reaktionen von Finanzbeamten?

VOLTZ Und wie! Und zwar positive Reaktionen. Ich trete ja auch als Herr Heuser bei Veranstaltungen von Behörden wie Finanzämtern auf, habe da richtige Fans. Ich kenne viele nette, humorvolle Finanzbeamte. Die können ja nichts für diese absurden Regelungen von ganz oben. Und ich habe Freunde bei der Steuerfahndung, die ich schon mal um Rat frage, wenn ich mein Programm bearbeite.

Nun kommen Sie nach Nettetal: Kennen Sie die Seenstadt?

Voltz Nein, noch nicht. Aber ich freu mich natürlich darauf, ich trete nämlich gern und oft im ländlichen Raum und in kleinen Städten auf.

Warum?

VOLTZ In den großen Städten und Metropolen mit den vielen Kleinkunstbühnen und Theatern macht es Spaß, da hat man Erfolg, sicher. Doch manchmal habe ich den Eindruck, dass in kleineren Städten, wo es nicht so oft Kabarett zu erleben gibt, das Publikum eine andere Erwartungshaltung hat. Da ist man noch aufmerksamer, dankbarer.

Kann man allein mit Themen wie der Mehrwertsteuer ein ganzes Abendprogramm füllen?

VOLTZ Das könnte man, sicher. Ich habe da drei, vier Eckpunkte zum Thema Steuern, die Kunstfigur Herr Heuser gibt aber viel mehr her. Ich singe auch Lieder, es kommt Politik vor. Doch in erster Linie bin ich Unterhalter. Ich will meinem Publikum einen lustigen Abend bereiten.

JOACHIM BURGHARDT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(jobu)
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