Viersen Polizei rechnet mit Einbruchsrekord

Viersen · In den ersten neun Monaten diesen Jahres wurden bereits mehr Einbrüche verübt als im gesamten Jahr 2014. Die Polizei appelliert an die Bürger, wachsam zu sein. Sie gibt Tipps, wie Haus und Wohnung geschützt werden können.

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Foto: RP-Grafik

Die Polizei in Viersen schlägt Alarm: "In den ersten neun Monaten diesen Jahres haben sich bereits mehr Einbrüche ereignet als im gesamten Jahr 2014", sagt Antje Heymanns (54), Sprecherin der Kreispolizeibehörde Viersen. 700 Mal waren Einbrecher seit Jahresbeginn aktiv, im gesamten Jahr 2014 hatte es 638 Vorfälle gegeben. Dabei weiß Heymanns: Die Hochsaison für Einbrecher steht erst noch bevor. "Die meisten Einbrüche werden in den dunklen Monaten von Oktober bis Dezember verübt", so die Mitarbeiterin der Pressestelle.

Eine Erklärung für die deutliche Zunahme hat die Viersener Polizei nicht. "Der Rückgang im Jahr 2014 lässt sich durch Fahndungserfolge erklären", sagt Heymanns. Manchmal sei es aber auch Zufall. Die Aufklärungsraten bei Einbrüchen liegen mit rund 13 Prozent niedrig. Positive Ausnahmen sind Fahndungserfolge wie der jüngste gegen eine rumänische Bande, die für Einbruchsserien in Krefeld, Willich, Neuss oder Düsseldorf verantwortlich gewesen sein soll.

Uwe Dethlefsen (58), als Kriminalhauptkommissar im Fachbereich Kriminalprävention in der Dülkener Polizeiwache tätig, hat einen genaueren Blick auf die Arbeitsweisen der Diebe geworfen. Vorbild sei für ihn dabei die alle fünf Jahre erhobene "Kölner Studie" gewesen. Darin werden die unterschiedlichen Einbruchsarten aufgeschlüsselt und in Prozentangaben erfasst. Ein Fünftel der Einbrecher in Viersen versuchte dabei, über das Aufhebeln der Terrassentür in das ausgewählte Objekt zu gelangen. "Im ländlichen Raum suchen sich die Täter zu 70 Prozent Einfamilienhäuser, zu 30 Prozent Mehrfamilienhäuser aus", sagt Antje Heymanns. Und Uwe Dethlefsen ergänzt: "Ihr Ziel ist es, möglichst schnell mit möglichst wenig Aufwand und ohne Kontakt zu Bewohnern oder Zeugen an die Beute zu gelangen." Ihren "Generalschlüssel", einen einfachen Schraubendreher, hätten die Täter meist unauffällig dabei, etwa in der Jackentasche.

Bei 15,1 Prozent der Taten führte der Weg über die Haustür, bei 14 Prozent über die Fenster in das Innere des Haues. "Fenster und Türen gehören unverändert zu den Hauptangriffspunkten", lautet die Erfahrung von Uwe Dethlefsen. Oft sei die Haustür unverschlossen: "Viele Menschen lassen sie nachts offen, weil sie fürchten, bei einem Brand nicht schnell genug ins Freie zu gelangen", schildert der Hauptkommissar. Auch in Mehrfamilienhäusern seien die Bewohner bei der Wohnungseingangstür oft nachlässig und würden sich auf den Schutz durch die Hautür verlassen. Dethlefsen zufolge ein fataler Irrtum: "Türen sollten verschlossen werden - ebenso wie Fenster", sagt der 58-Jährige. Gerade bei Fenstern gelte: "Ein Fenster auf Kipp ist ein offenes Fenster, durch das Einbrecher rasch ins Haus gelangen können", sagt der Präventions-Experte. Auch vielfach empfohlene abschließbare Griffe für Fenster würden Diebe nicht abhalten, Fenster könnten auch bei abgeschlossenen Griff durch Hebelkraft geöffnet werden. Sicherheit würden Dethlefsen zufolge "einbruchshemmende Beschläge" bieten, die nachträglich eingebaut werden könnten. Auch Glasscheiben von Fenstern oder Terrassentüren stellten in 13,6 Prozent der Einbrüche eine Angriffsfläche dar.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Neben mechanischem Schutz von Wohngebäuden setzt die Polizei auf den "Faktor Mensch": "Ein aufmerksamer Nachbar bietet höchste Sicherheit", sagt Antje Heymanns. Wer Unbekannte in seinem Viertel beobachte, sollte nicht zögern, die Polizei zu alarmieren. "Die einfache Frage ,Kann ich Ihnen helfen?' hat schon manchen Einbrecher vertrieben", sagt Uwe Dethlefsen.

(RP)
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