Viersen Eine Amerikanerin in Süchteln

Viersen · Lieber Süchteln als Kalifornien: Die 16-jährige US-Amerikanerin Alexandra Papesh nimmt ein Jahr lang am Parlamentarischen Patenschaftsprogramm teil — im Frühjahr besucht die Schülerin den Deutschen Bundestag

 "Hier wohnen wir!" Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer mit Austauschschülerin Alexandra Papesh (sitzend). Im Hintergrund Gastmutter Susanne und Tochter Mira Floethe aus Süchteln.

"Hier wohnen wir!" Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer mit Austauschschülerin Alexandra Papesh (sitzend). Im Hintergrund Gastmutter Susanne und Tochter Mira Floethe aus Süchteln.

Foto: Busch

Alexandra Papesh ist immer noch satt. Die junge US-Amerikanerin bläst erschöpft ihre Wangen auf, bevor sie von ihrem ersten deutschen Weihnachtsfest erzählt. "Es war wunderschön - und so lecker! Alles ist so lecker, aber es ist auch so viel, viel zu viel." Alexandras Begleiterinnen, Gastmutter Susanne Floethe und Gastschwester Mira, schmunzeln, als die junge Frau anschließend von deutschen Weihnachtsliedern und vom Plätzchenbacken schwärmt.

Seit gut fünf Monaten lebt Alexandra im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaftsprogrammes in Deutschland. Der Anfang der 1980er-Jahre von Helmut Kohl und Ronald Reagan initiierte Schüleraustausch soll deutschen und US-amerikanischen Schülern ermöglichen, das jeweils andere Land näher kennenzulernen. Der Austausch findet als Kooperation von Deutschem Bundestag und US-Kongress statt und bietet vor allem in Hinblick auf politische Inhalte mehr Tiefe als andere Programme, sind sich Alexandra und ihre Gastmutter einig. "Ich habe mir diese Art Austausch bewusst ausgesucht", sagt Alexandra. Ein Programm in einem englischsprachigen Land wäre ihr zu einfach gewesen. "Das ist dann keine Herausforderung, ich möchte an der neuen Kultur wachsen", so die US-Amerikanerin.

Alexandra lebt mit ihrer Gastfamilie in Süchteln und besucht das Albertus-Magnus-Gymnasium in Dülken. Dort nimmt sie, gemeinsam mit anderen Austauschschülern und Flüchtlingen, an einem besonderen Deutschunterricht teil. "Alexandra hat die deutsche Sprache erst mit ihrer Ankunft hier erlernt. Und dann hat sie dazu noch eine nervige Gastmutter, die auch Deutsch unterrichtet", sagt Susanne Floethe über sich selbst. Alexandra winkt lachend ab, gibt aber mit gequältem Gesichtsausdruck zu: "Deutsch ist schwierig. Die ganzen Fälle, und die Verbstellungen. Es ist schwieriger als Englisch."

Auch in einigen deutschen Städten hat Alexandra sich schon umgeschaut. "Wir waren in Düsseldorf, Münster, Köln, Aachen", zählt die US-Amerikanerin auf. Weitere Besuche in Berlin und Weimar sind für dieses Jahr geplant. Im Sommer geht es für die junge Frau dann zurück in ihre Heimatstadt Cottonwood in Kalifornien. "Wir haben uns die Stadt mal bei Google Earth angeschaut: nur Bäume!", so Gastschwester Mira. Alexandra nickt bestätigend und beschreibt ihren ersten Eindruck von Süchteln: "Mir wurde gesagt, es sei klein. Aber dann kam ich her und meinte, das ist nicht klein!" In Cottonwood leben 3000 Menschen, also gut 13.000 weniger als in Süchteln, so die US-Amerikanerin weiter. Mit dem Auto braucht man eine halbe Stunde zu ihrer Schule und die nächsten Nachbarn leben mindestens einen Kilometer entfernt.

Heimweh habe Alexandra natürlich auch gespürt, besonders an Weihnachten und Thanksgiving. "Aber das wusste ich von Anfang an, dass es so sein wird. Und es ist nicht so schlimm, dass ich meine Zeit hier nicht genießen könnte", sagt sie. Ihre neuen Freunde haben auch darüber hinweggeholfen. Mit Gastschwester Mira teilt Alexandra zum Beispiel gemeinsame Interessen wie das Fotografieren und Tanzen. Mit Bekannten aus den USA konnte die junge Frau sich ebenfalls schon treffen - und auch mit weiteren Austauschschülern.

Uwe Schummer, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Viersen und Bundestagsabgeordneter, hat mit Alexandra bereits seine dritte Patenschaft im Programm übernommen. "Ich freue mich, dass das Austauschprogramm noch so lebendig ist. Und es ist immer wieder ein Abenteuer, das Abenteuer Mensch", sagt er.

(amey)
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