Viersen Eine Frage der Schwerkraft

Viersen · In der Sommergalerie in der Clörather Mühle stellen Jürgen Zaun und Leander Mergener noch bis zum 27. September aus.

Die Clörather Mühle ist ein ebenso faszinierender wie herausfordernder Ausstellungsort. Faszinierend, weil sich zahlreiche Querbezüge zu Architektur und umgebender Natur herstellen lassen. Herausfordernd, weil die Mühle an sich eine starke Präsenz besitzt.

Die aktuelle Ausstellung präsentiert Leander Mergener und Jürgen Zaun. Die Arbeiten des Neusser Bildhauers Jürgen Zaun verteilen sich im wesentlichen im Gelände rund um die Mühle. Zauns formal stark reduzierte Arbeiten spielen mit den Begriffen von Spannung, von Leichtigkeit und Schwere. Er befestigt ohne Hilfsmittel Steine zwischen Stahlstelen (neuerdings arbeitet er auch mit gespaltenen Fichtenstämmen), bis der Eindruck entsteht, der Stein könne sich in jedem Moment aus seiner Verklammerung lösen und der Schwerkraft folgen, die Zaun visuell in Frage stellt. Das allein zu betrachten lohnt. Darüber hinaus schafft Zaun es über seine Objekte, den Blick des Betrachters in die Höhe, in die Weite zu lenken und über die Kunst hinaus zu blicken - in die Landschaft. Da macht eine Kunst-Stele plötzlich aufmerksam auf die industriellen Erhebungen am Horizont.

Neben diesen Objekten zeigt Zaun eine Reihe von figürlich anmutenden Steinskulpturen, in denen es neben der Figuration um die unterschiedlichen Oberflächen geht. Im vergleichenden Sehen der unterschiedlichen Werkgruppen entdeckt der Betrachter auf einmal, dass die eingeklemmten Steine auch eine Art Gesicht tragen und fast figürlich scheinen.

Der Krefelder Maler Leander Mergener ist seit gut 25 Jahren freischaffend tätig. In der Clörather Mühle präsentiert er ein vielfältiges Werk aus den letzten Jahren: Druckgrafik, Zeichnung und Ölmalerei. Die Motive entstehen über die Betrachtung in der Natur beziehungsweise vor dem gewünschten Objekt. Das Gesehene überträgt Mergener dann auf sehr unterschiedliche Weise auf die Leinwand oder das Papier.

Mergeners Ölgemälde erzählen vom Charme der visuellen Eindrücke am Rheinufer oder am Niederrhein. Er bleibt realistisch, ohne fotografisch zu werden. Immer wird mit kräftigen Pinselzügen eine dichte Atmosphäre aufgebaut - das Winterbild gibt darüber deutlich Auskunft. Spannungsvolle Radierungen zeigen Blicke auf norddeutsche Werften.

Mit der Technik der Aussprengradierung wird ein düsteres und zugleich faszinierendes Bild vom Arbeiten auf der Werft entworfen. Die Aussprengradierung "Prinz Karneval" zeigt in einem Viererblock, was passiert, wenn ein Künstler eine Papageientulpe sticht: Er entdeckt Karnevalsgesichter, Tiere, fremde Wesen. In der Folge der Radierungen hebt Mergener hier und da etwas farblich hervor und spielt mit eigenen Assoziationen und denen der Betrachter.

Besonderes Augenmerk legte Mergener bei der Hängung auf die Bezüge zur Architektur der Mühle und zu Bezügen zwischen den Bildern. Ein Ansporn für den Besucher, diesen nachzuspüren.

Geöffnet ist die Sommergalerie in der Clörather Mühle, Clörather Mühle 36 in Viersen, bis zum 27. September freitags von 15 bis 19 Uhr sowie sonntags von 12 bis 19 Uhr.

(b-r)
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