Viersen Eine Gipfelstürmerin bei der Krefelder Volksbank

Viersen · Bei der Vertreterversammlung war eine außergewöhnliche Rednerin zu Gast: Helga Hengge, die den Mount Everest bestiegen hat

 Gastrednerin Helga Hengge mit Klaus Geurden (r.), Vorstandsvorsitzender der Volksbank, und dem Aufsichtsratsvorsitzendem Michael Gehlen.

Gastrednerin Helga Hengge mit Klaus Geurden (r.), Vorstandsvorsitzender der Volksbank, und dem Aufsichtsratsvorsitzendem Michael Gehlen.

Foto: T.L.

Die Vertreterversammlung, die bilanztechnisch das Geschäftsjahr 2017 abschließt, hatten die Verantwortlichen der Volksbank Krefeld in das Atrium des neuen Hauptgebäudes verlegt, das sich bis zum Dach nach oben öffnet. Ein symbolischer Akt: Das gesamte betreute Kundenvolumen der Volksbank Krefeld erhöhte sich um knapp sieben Prozent auf erstmals rund 4,06 Milliarden Euro. Die 42.201 Mitglieder der Genossenschaftsbank, darunter 1692 Neumitglieder, werden mit einer sechsprozentigen Dividende am Erfolg beteiligt.

Zum letzten Mal erläuterte Vorstandsvorsitzender Klaus Geurden das Zahlendickicht des Jahresabschlusses. Nach 43-jähriger Tätigkeit für die Volksbank wird Geurden am 1. Oktober in den Ruhestand gehen. Er hinterlässt ein wohlbestelltes Haus, wie der vom baden-würtembergischen Raiffeisenverband geprüfte Jahresabschluss dokumentierte. "Für dieses positive Ergebnis mussten wir deutlich mehr tun", erklärte Geurden, der besonders den Mix aus Bürokratie, Niedrigzins, überbordender Regulatorik, Demografie und fortschreitender Digitalisierung als neue Herausforderungen für ein regional tätiges Kreditinstitut herausstellte.

Zuvor hatte Aufsichtsratsvorsitzender Michael Gehlen auf das veränderte Kundenverhalten verwiesen. Kunden würden einfache Bankgeschäfte auf das Homebanking verlagern. Allerdings verlangten sie intensive persönliche Beratung bei größeren Geld- oder Kreditgeschäften. Diese Veränderungen müssten die örtlichen Niederlassungen mitvollziehen. So würde im Mai die neu gestaltete Filiale in Krefeld-Fischeln wieder eröffnet. Als Nächstes würde die Filiale in St. Tönis umgerüstet. Mit Gastrednerin Helga Hengge ging es hoch hinaus. Die 52-jährige Moderedakteurin wurde in Chicago/USA geboren, studierte in New York Marketing, Philosophie und Film. Nach ihrem Umzug nach München begann sie mit Extrembergsteigen und Freiklettern. Als erste Deutsche hat sie 1999 erfolgreich den Mount Everest ohne Atemschutzgerät bestiegen.

Hengge ist eine inspirierende Rednerin, die - gestützt auf eindrucksvolle Bilder - das Abenteuer des Aufstiegs auf den mit 8848 Meter höchsten Berg der Erde schildert. Anders als den schnellen Aufstieg über die nepalesische Südroute stieg Hengges 18-köpfige Expedition über die tibetische Nordroute in den Berg ein. Diese ist steiler, windiger, eisiger, aber auch sicherer. 1979 hatte die Deutsche Hannelore Schulz den Mount Everest über die Südroute bestiegen, war aber beim Abstieg umgekommen.

Im Mai bietet der Berg das einzige sichere Wetterfenster, um den Gipfel zu erreichen. Von 100 Bergsteigern, die zum Gipfel wollen, geben 80 auf, sagte Hengge. Zu einschneidend ist die Auswirkung des Sauerstoffentzugs auf die Kraftreserven. Hengges Team nahm sich zwei Monate Zeit, um sich auf 6000 Meter Höhe an die dünne Luft zu gewöhnen. Vom Basislager richtete man vier Höhencamps ein, um die Übernachtungen bei Minus 20 bis 30 Grad zu überstehen.

Das letzte Stück musste bei Nacht begonnen werden: Nach einem Foto auf dem Gipfel zwang die dünne Luft zum Rückweg, eine Extrembeanspruchung von zwölf Stunden. Dies ist die Todeszone. Hilfe für Bergsteiger, die zusammenbrechen, ist auf dieser Höhe nicht möglich.

(RP)
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