Brüggen Eine Krippe mit Charakter

Brüggen · Die Krippe in der Kapelle von Schloss Dilborn ist Teil des Krippenwegs, den die Pfarrgemeinden in Brüggen und Niederkrüchten eingerichtet haben. Die aus Holz geschnitzten Figuren werden seit Jahrzehnten in Dilborn gehütet

 Elfi Reiners rückt an der Krippe in der Kapelle von Schloss Dilborn ein Schaf zurecht. Bis zum Krippenspiel morgen muss alles fertig sein.

Elfi Reiners rückt an der Krippe in der Kapelle von Schloss Dilborn ein Schaf zurecht. Bis zum Krippenspiel morgen muss alles fertig sein.

Foto: Jörg Knappe

Der kleine Junge hält ein Stück Fell in Händen. Dunkelbraun ist dieses Stück Fell und ganz weich. Auch seine Schwester, die neben ihm steht, trägt ein Stück Fell. Die flauschigen Tierhäute sollen das Kind wärmen, das in diesem Stall zur Welt gekommen ist.

 Die Frau sieht müde aus. Sie bringt einen Korb zum Stall.

Die Frau sieht müde aus. Sie bringt einen Korb zum Stall.

Foto: biro

Diese kleine Szene ist derzeit in der Kapelle von Schloss Dilborn zu sehen. Dort hat Elfi Reiners mit Kindern, die auf dem Gelände der Jugendhilfeeinrichtung bei Brüggen leben, vor einigen Tagen die Krippe aufgebaut. Ein großer Stall, den einst der Schreiner von Dilborn fertigte, bietet Josef, Maria und dem Kind einen Unterschlupf. Josef ist ärmlich gekleidet: Eine Tunika aus grob gewebtem Leinen umhüllt den aus Holz geschnitzten Körper. Maria trägt ein rotes Kleid, schlicht geschnitten, ohne Verzierungen. Ein weißer Mantel wärmt. Doch auch dieser ist ohne Glitzer - Josef und Maria sind einfache Leute.

 Der Hirtenjunge bringt ein Fell, um das Jesuskind zu wärmen.

Der Hirtenjunge bringt ein Fell, um das Jesuskind zu wärmen.

Foto: biro

Die Dilborner Krippe ist Teil des Krippenwegs, den engagierte Gläubige in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Brüggen-Niederkrüchten 2015 eingerichtet haben. Zum dritten Mal öffnen nun Kirchen und Kapellen in beiden Gemeinden von Weihnachten bis Dreikönig ihre Türen, um Besuchern auch außerhalb der Gottesdienstzeiten den Besuch an der Krippe zu ermöglichen. Das ist schon deshalb schön, weil man während des Gottesdienstes nicht einfach nach vorn laufen und den Stall und die Figuren genauer betrachten kann. Jedenfalls nicht als Erwachsener.

Für den Krippenbesuch sollte man Zeit mitbringen, so auch in Dilborn. Die Figuren werden seit Jahrzehnten in Dilborn gehütet, wie alt sie sind, weiß auch Elfi Reiners nicht genau. Seit 30 Jahren ist sie dort tätig, als sie anfing, waren die Figuren schon da. "Die erste Figur war der Engel", sagt Reiners, "das haben die Schwestern mir erzählt". Als letzte Stücke kamen die Heiligen Drei Könige hinzu. Die Figuren wurden den Schwestern nach und nach geschenkt. Sie sind sehr aufwendig gestaltet. Gelenke machen Arme und Beine beweglich, die Kleider sind mit vielen Details ausgestattet. So trägt der Engel ein glänzendes Kleid, die Umhänge der Könige sind mit goldenen Borten besetzt.

Derjenige, der sie geschnitzt hat, muss ein geduldiger Mensch gewesen sein. Er hat die Gesichtszüge der Figuren fein herausgearbeitet, bei den Menschen ebenso wie bei den Tieren. Er hat Sanftmut in das Gesicht Mariens gelegt, Neugier in das Gesicht des kleinsten Schafes. Das Kamel, das die Heiligen Drei Könige begleitet, schielt frech zur Seite. Und die Frau, die einen mit einem karierten Tuch abgedeckten Korb zum Stall trägt, hat verhärmte Züge. Der müde Blick einer Frau, die ein Leben lang viel gearbeitet hat.

Vor zwei Jahren verließen die letzten Schwestern des Ordens der Armen Dienstmägde Jesu Christi Dilborn. Früher bauten sie mit Helfern vor Weihnachten die Krippe in der Kapelle auf, Elfi Reiners half ihnen dabei. Inzwischen hat sie diese Aufgabe übernommen, darf ihrerseits auf große und kleine Helfer aus der Jugendhilfeeinrichtung zählen. Als Assistentin der Ordensvertretung in Dilborn kümmert sie sich um den kirchlichen Teil im pädagogischen Bereich, unternimmt mit Kindern und Jugendlichen Pilgertouren, bastelt mit ihnen Engel, bemalt mit ihnen das Fastentuch, kümmert sich mit ihnen um den Friedhof der Schwestern, zündet mit ihnen in der Kapelle eine Kerze an.

Sie studiert mit ihnen auch ein Krippenspiel ein. Gar nicht einfach, wenn ein als Schaf verkleidetes Kind nicht nach rechts, sondern nach links läuft. Oder wenn Josef plötzlich Maria verlässt, um draußen spielen zu gehen. "Da kann man sich nicht so recht besinnen, aber es macht Spaß", sagt Reiners lachend. "Für Kinder ist das sehr schön."

(RP)
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