Brüggen Eine Krippe zeigt die Ostergeschichte

Brüggen · Krippen werden nur an Weihnachten aufgebaut? Weit gefehlt: In der Kirche St. Nikolaus steht eine Passionskrippe. Sie wird täglich umgebaut: Heute sind Jesus und seine Jünger beim Abendmahl zu sehen, morgen folgt die Kreuzigung

 Das letzte Abendmahl feiert Jesus im Kreise seiner Jünger. Er teilt mit ihnen Wein und Brot und spricht dabei die Worte, die uns bis heute wichtig sind.

Das letzte Abendmahl feiert Jesus im Kreise seiner Jünger. Er teilt mit ihnen Wein und Brot und spricht dabei die Worte, die uns bis heute wichtig sind.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das letzte Abendmahl ist klein. Es ist so klein, dass man kaum erkennen kann, was da am Tisch los ist, wenn man nicht ganz nah herangeht. Das sollten Besucher der Kirche St. Nikolaus in Brüggen in diesen Tagen unbedingt. Denn dort steht vorn am Altar eine Krippe.

Vielerorts werden Krippen an Weihnachten aufgebaut, um das Wunder der Geburt Jesu ins Bild zu setzen. In Kirchen, aber auch daheim stellen Menschen die Geschichte mit kleinen Figuren nach. Sie rücken Ochs und Esel zurecht, legen ein Baby in ein Bett aus Stroh, lassen die Hirten herbeieilen und stellen pünktlich zum 6. Januar die Heiligen Drei Könige vor die Stalltür.

 Jeden Tag stellt Edi Houben die Figuren um, so, wie es die Geschichte erfordert. Bis Pfingsten ist die Krippe in der Kirche zu sehen.

Jeden Tag stellt Edi Houben die Figuren um, so, wie es die Geschichte erfordert. Bis Pfingsten ist die Krippe in der Kirche zu sehen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

In Brüggen gibt es jedoch nicht nur an Weihnachten eine Krippe, sondern auch in der Passionszeit. Bis Christi Himmelfahrt entdecken Besucher in der Szenerie vorn am Altar stets etwas Neues. Vor drei Jahren gab es in der Kirche die erste Passionskrippe. Damals bastelten die Kommunionkinder die Figuren. Dann machte Edi Houben in Oberbayern eine Firma ausfindig, die Passionskrippen herstellt. Denn dort werden traditionell Krippen auch zur Passionszeit aufgestellt. Die engagierte Brüggenerin, die in diesem Winter erstmals einen "Krippenweg" für die Kirchen in Brüggen und Niederkrüchten initiierte, warb in Brüggen für das Projekt. Ihr Schwiegervater Willi Houben schnitzte aus Holz die Stadt Jerusalem, und Paten übernahmen die Kosten für die Figuren. Den Hintergrund malte Edi Houben auf Leinwand. Und dann stellte sie die erste Passionskrippe auf. "Mein Wunsch war es, die gesamte Passionsgeschichte zu erzählen, bis Christi Himmelfahrt", sagt sie. Die Bilder helfen, die Geschichte zu verstehen, das Unbegreifliche begreifbar zu machen. "Das Christentum lebt davon, dass wir an dieses österliche Geheimnis glauben", sagt Edi Houben. "Man muss glauben."

Seitdem ist die Passionszeit für die Brüggenerin mit ein bisschen mehr Arbeit verbunden als sonst: Jeden Tag geht sie zur Kirche, um dort die Krippe umzubauen - ganz so, wie es die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu erfordert. Hat sie einmal keine Zeit, übernimmt ein anderes Mitglied der Pfarre diese Aufgabe. Am Palmsonntag legte Edi Houben einen Weg aus Filzband an und drapierte kleine Palmwedel aus Plastik darauf. Sie stellte Jesus auf, wie er auf einem Esel reitend in die Stadt Jerusalem einzieht. Menschen, kaum größer als ein Zeigefinger, jubeln ihm mit Palmwedeln in der Hand zu. Wenige Tage später werden sie ihn töten.

Am heutigen Gründonnerstag feiern Jesus und seine Jünger das letzte Abendmahl. Sie teilen Brot und Wein, und mit einigen Freunden geht Jesus danach in den Garten Gethsemane, um zu beten. Diese Szenen sind heute in der Kirche zu sehen. Auf einer Anhöhe hat Edi Houben die Abendmahlszene platziert. Unterhalb der Stadt, zwischen Moosen und kleinen Blumentöpfen, ist der Garten zu sehen. Morgen folgen die Szenen, die das Leiden und Sterben Jesu abbilden. Später wird er ins Grab gelegt werden, bewacht von einem Engel. Maria Magdalena wird zum Grab gehen, es leer finden. Christus wird zum Himmel auffahren, umgeben von einem Strahlenkranz. Und inmitten der Jünger wird Maria am Abendmahlstisch einen Platz erhalten. Mit ihnen wird sie Pfingsten die Fähigkeit und den Auftrag erhalten, Gottes Wort in alle Welt zu tragen.

 Auf einem Esel zieht Jesus in die Stadt Jerusalem ein. Mit Palmwedeln in der Hand jubeln ihm die Menschen zu.

Auf einem Esel zieht Jesus in die Stadt Jerusalem ein. Mit Palmwedeln in der Hand jubeln ihm die Menschen zu.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

So detailreich sind die Figuren ausgearbeitet, dass alles zu sehen ist: Für die Szene der Geißelung hält ein Mann einen Prügel in der Hand, erhoben, als wolle er Jesus gleich schlagen. Ein anderer hält eine Dornenkrone. Würfeln Soldaten um die Kleider des Gottessohns, sind sogar die Würfel zu sehen. Und auf dem Schweißtuch der Veronika ist, so klein wie ein Daumennagel, das Antlitz Jesu abgebildet. Auch für Karsamstag sind die Figuren schon bereitgelegt. Dann wird Jesus vom Kreuz abgenommen. Maria hält den Leichnam auf dem Schoß. Diese winzig kleine Pietà berührt Edi Houben am meisten: "Maria hält ihren toten Sohn. Sie musste viel tragen, sie war eine starke Frau", sagt sie, "das finde ich bewundernswert."

Doch auch die Abendmahlszene finde sie sehr schön, sagt Edi Houben und lacht, als wollte sie den Gedanken an Marias Leid mit diesem Lachen wegwischen. Doch, die Abendmahlszene sei sehr schön: "Jesus wusste, was passieren würde", sagt Edi Houben. "Aber er hat noch mal richtig gefeiert."

(RP)
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