Kreis Viersen Eine Stunde für die Wintervögel

Kreis Viersen · Noch bis morgen läuft bundesweit die Vogelzähl-Aktion. Experte Markus Heines gibt Tipps für die Vogel-Beobachtung

 Nabu-Experte Markus Heines beobachtet Vögel in Lobberich.

Nabu-Experte Markus Heines beobachtet Vögel in Lobberich.

Foto: jobu

Geduld ist gefragt: "Das Stündchen Zeit sollte man sich schon nehmen, aber es dürfte den meisten wohl Spaß, ja Freude machen, Vögel zu beobachten", wirbt Markus Heines. Der Naturschützer aus Lobberich lädt ein, bei der Aktion "Stunde der Wintervögel" an diesem Wochenende mitzumachen. Sinn der Sache: Die Liste der beobachteten Vögel werden dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) übermittelt, der alle Daten auswertet. Heines: "So lässt sich gut feststellen, welche Vogelarten bei uns häufiger oder seltener geworden sind."

 Der Eichelhäher trägt blau gefärbte Flügelfedern.

Der Eichelhäher trägt blau gefärbte Flügelfedern.

Foto: dpa

Drei Dinge braucht der Vogelfreund dabei: "Ein Fernglas, den Flyer mit den anzukreuzenden Vogelarten und ein Bestimmungsbuch", empfiehlt Heines. Statt des Vogelbuches könne es auch das Infoblatt des Nabu sein. Und genau so ausgerüstet steht er selbst an einer Parkbank in Lobberich, verhält sich ruhig, lässt den Blick schweifen, setzt das Fernglas an und sucht das nahegelegene Gebüsch ab: "Ist gerade nichts los, kaum ein Vogel zu sehen", bedauert er. Wäre ja auch zu schön gewesen, gleich in den ersten Minuten jede Menge Zahlen in die Liste eintragen zu können.

 Der Haussperling oder Spatz ist auch in Gruppen gern unterwegs.

Der Haussperling oder Spatz ist auch in Gruppen gern unterwegs.

Foto: Delpho

Allerdings klagen seit Wochen Vogelfreunde aus ganz Deutschland in Internetforen, sie sähen weniger Vögel als in den Vorjahren. Diesen Eindruck bestätigt auch Heines, Mitarbeiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen und im Nabu engagiert: "Es ist schon auffällig, dass selbst in der Nähe von Futterhäuschen zeitweise weniger Singvögel auftauchen." Vermutete Ursachen: zu nasses und damit für die Brut ungünstiges Frühjahr, Umweltgifte sowie ein seit Längerem registrierter Rückgang der Insekten, die für viele Vögel die Hauptnahrungsquelle darstellen.

Möglicherweise aber, so ließ der Nabu mitteilen, kamen bislang einfach weniger Vögel in Gärten und Parks, weil sie anderswo noch genug Nahrung fanden. Aufschluss darüber könnte die gestern gestartete Aktion "Stunde der Wintervögel" geben, die bis zum morgigen Sonntag dauert und zum siebten Mal durchgeführt wird.

Vergleichbare Vogelzähl-Aktionen gibt es auch in Nachbarländern. In Deutschland beteiligten sich 2016 über 90.000 Vogelfreunde. Insgesamt wurden 2,5 Millionen Vögel gezählt, dabei Haussperlinge, Kohlmeisen und Blaumeisen am häufigsten gesichtet. Zusätzlich läuft übrigens im Sommer die Aktion "Stunde der Gartenvögel".

Und so geht's, wie Heines erklärt: "Alles ganz einfach, sich einen Nabu-Flyer besorgen oder im Internet herunterladen und sich ein geeignetes Plätzchen suchen, um für eine Stunde Vögel zu zählen." Das könne in einem Park in der Nähe sein, im eigenen Garten oder hinterm Fenster zum Balkon; gerade an solch einem frostigen Wochenende sei die Chance groß, dass Vögel zum Futterhäuschen kommen.

"Wichtig dabei ist, jeweils die höchste Anzahl der Vögel zu notieren, die innerhalb die Stunde gleichzeitig zu sehen ist", hebt Heines hervor. Das sei auf dem Infoblatt genau erklärt. Und niemand müsse Bange haben, dass er sich womöglich mal verzähle oder eine Art verwechsle: "Nicht jeder ist geübt darin, Vögel zu beobachten, da können Fehler vorkommen. Aber je mehr Menschen mitmachen, desto sicherer und deutlicher lassen sich eindeutige Tendenzen herausfiltern", erklärt der Experte.

Mittlerweile hat Heines einige Vögel zu Gesicht bekommen: Kohlmeise, Haussperling, Amsel huschen durchs Geäst. Er ist zuversichtlich, dass bis zum Ablauf der Stunde mehr dazukommen. "In kalten Wintern kommen manche Vögel aus dem hohen Norden zu uns, weil sie dort nicht mehr genug Nahrung finden, so hab ich hier schon mal Seidenschwänze gesehen und sogar einen Raufußbussard", schwärmt er. Auch die heimische Vogelwelt sei "reizvoll genug, sie zu beobachten". Nur ein bisschen Geduld sei gefragt.

(jobu)
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