Viersen Eine tote Innenstadt will doch niemand

Viersen · Die zweite Runde der Aktion "Heimat Shoppen" ist gelaufen. Die Beteiligung des Einzelhandels in der Kreisstadt Viersen war gemischt. Etliche Kunden begrüßten allerdings das Werben für den Einkauf vor Ort.

An den gläsernen Wänden in der Viersener Rathausgalerie hängt ein Plakat neben dem anderen. Sie alle tragen das gleiche Logo und machen damit auf eine besondere Aktion aufmerksam. Die Rede ist vom "Heimat Shoppen". Der Initiative der IHK Mittlerer Niederrhein und des Einzel- und Dienstleistungsverbandes schloss sich Viersen auch bei der zweiten Runde an. Doch nicht alle Einzelhändler zogen an einem Strang. In vielen Schaufenstern machten entsprechende Einkaufstüten, Plakate sowie Luftballons auf die Aktion aufmerksam. Aber es gab auch etliche Schaufenster, in denen nichts daran erinnerte, dass ein gemeinsamer Event lief. Selbst der kleinste Aufkleber fehlte.

"Genau das ist schade. Ich denke, wir können nur etwas erreichen, wenn wir als Einzelhändler alle an einem Strang ziehen und uns gemeinsam für etwas stark machen. Alleine bewegt niemand etwas", sagt Hubert Rettler vom Werbering Viersen aktiv, der sich ein bisschen mehr Beteiligung seitens des Einzelhandels gewünscht hätte. Er, Inhaber der Galerie am Rathaus, kann immer wieder feststellen, dass die Kunden ihn und seine Mitarbeiter auf die Aktion ansprechen. "Wir wollen das Internet ja auch nicht schlecht reden. Es geht lediglich darum, daran zu erinnern was passiert, wenn das Kaufverhalten weiterhin so stark zum Internet tendiert. Der Einzelhandel bleibt auf der Strecke und damit kann die Vielfalt in einer Innenstadt nicht erhalten werden", mahnt Rettler. Er ist davon überzeugt, dass vielen Bürgern gar nicht bewusst ist, was sie mit ihrem Einkaufsverhalten auslösen. Die aktuellen Zahlen belegen ein Plus für den Einzelhandel im Internet aber ein Minus für die Fläche.

Bei den Kunden kam das "Heimat Shoppen" indes erneut gut an. "Ich konnte bei meinem Einkauf zwischen einer normalen Geschäftstüte und der ,Heimat-Shoppen-Variante" wählen. Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass ich ein ,Heimat Shopper' bin, daher meine Tütenwahl", meint Susanne Ruck und deutet auf ihre Heimat Shoppen Tüte. Man sollte immer daran denken, was mit den Innenstädten geschehen würde, wenn dort mehr und mehr Geschäfte aufgrund des Internet-Kaufverhaltens wegbrechen würden", bemerkt Ingo Maier. Eine tote Innenstadt in Viersen möchten er und seine Frau sich nicht vorstellen. Daher ist es für die beiden selbstverständlich, ihre Einkäufe innerstädtisch zu tätigen, statt per Mausklick vom Wohnzimmer aus zu bestellen. "Wir hatten auch Kunden, die die Aktion gar nicht kannten. Der erste Kunde am Freitag sprach mich direkt auf meinen Button an und meinte nach meiner Erklärung, dass dies prima wäre", berichtet Matthias Zimmer, Mitarbeiter von Willi´s Gamestore, der genauso wie Inhaber Willi Gruteser einen Button mit dem Logo und dem Schriftzug vom Heimat Shoppen trägt.

"Ich muss ehrlich sagen, ich habe mir noch keine Gedanken über den Einkauf vor Ort gemacht. Mich hat heute der Stoffmarkt nach Viersen gezogen", sagt eine 28-jährige Wankumerin. Ihr eigenes Kaufverhalten betrachtend fügt sie an, dass es für sie irgendwie selbstverständlich sei vor Ort einzukaufen.

"Da gibt es ein Schwätzchen. Ich kann anprobieren, mich beraten lassen und ich muss keine Pakete zur Post schleppen, weil irgendetwas nicht passte, nicht gefiel oder nicht funktionierte", meint die junge Frau.

(tref)
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