Schwalmtal Eine vorbildliche Vorbereitung auf die Gesangskarriere

Schwalmtal · Wenn ein junger Mensch mit außergewöhnlich schöner Stimme sich heutzutage entschließt, Opernsänger zu werden, hat er einen dornigen Weg vor sich. Von den Hunderten, die sich bewerben, wird nur ein Bruchteil an den Hochschulen angenommen, und ist dieses erste Ziel erreicht, erzeugt vor allem der zeitlich äußerst knapp bemessene Bachelor-Studiengang permanenten Druck. Keine guten Voraussetzungen für eine kontinuierliche Stimmentwicklung.

 Gesangsstudentin Kelsey Plog ( Sopran ) und ihr Auftritt: Klaus Bernhard Roth begleitet am Piano und Professor Thomas Heyer hört aufmerksam zu.

Gesangsstudentin Kelsey Plog ( Sopran ) und ihr Auftritt: Klaus Bernhard Roth begleitet am Piano und Professor Thomas Heyer hört aufmerksam zu.

Foto: Busch

So ist es ein Segen, dass Dozenten wie Gesangs-Professor Thomas Heyer und Pianist Klaus Bernhard Roth an der Frankfurter Hochschule darauf bedacht sind, in ihrem Unterricht diese Zwänge abzumildern. In ihren Meisterkursen - wie zurzeit in Waldniel - haben sie mehr Möglichkeiten, mit viel Ruhe, Verständnis für diverse Defizite und Geduld auf ihre Eleven einzugehen.

An drei Nachmittagen der Kurswoche (zum letzten Mal heute, Freitag, von 17 bis 19 Uhr) wurde und wird einem interessierten Publikum das vorgestellt, was Heyer und Roth an Technischem und Interpretatorischem erarbeitet haben. Dabei gibt es durchaus Unterbrechungen und Korrekturen (mit Heyers köstlichem Humor gewürzt) - dennoch haben die Sängerinnen und Sänger die für sie unentbehrliche Vorsingsituation.

Am Mittwochnachmittag war der Bürgersaal im Waldnieler Rathaus gut gefüllt, und für die aufmerksamen und beifallsfreudigen Zuhörer gab es eine Menge zu bestaunen. Da sang ein gerade am Beginn seiner Ausbildung stehender Bass-Bariton mit makelloser Ausgeglichenheit und berückender Stimmschönheit eines der "Biblischen Lieder" von Antonin Dvorak, und ein junger Bariton - völlig uneitel und bescheiden - wuchs über sich selbst hinaus in einer vorbildlich interpretierten komplizierten Arie von Vincenzo Bellini. - Eine zierliche Mezzosopranistin verwandelte sich plötzlich und in jeder Phrase glaubhaft in die Männermordende Carmen, und eine Sopranistin mit warmen Mezzoanklängen war die ein wenig schüchterne Mimi.

Wer am Samstag, 19.30 Uhr, ins Abschlusskonzert kommt (bitte zeitig da sein, die Nachfrage ist groß), wird Außergewöhnliches zu hören bekommen - vielleicht sogar die eine oder andere Stimme, die demnächst an einer namhaften Bühne singt, was inzwischen bereits eine ganze Reihe von Heyer-Schülern erreicht haben.

(oeh)
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