Viersen Entertainment auf zwei Flügeln

Viersen · Musik, Humor und Artistik an zwei Flügeln - die "Queenz of Piano" brillierten zwischen Virtuosität und Komik.

 Anne Folger und Jennifer Rüth nennen sich als Duo "Queenz of Piano". Sie traten in der Viersener Festhalle auf.

Anne Folger und Jennifer Rüth nennen sich als Duo "Queenz of Piano". Sie traten in der Viersener Festhalle auf.

Foto: Busch

Wer kann schon Klavier spielen mit der Tastatur im Rücken? Zwei, die das erstaunlich gut können, boten eben das und noch mehr in der erneut ausverkauften Viersener Festhalle. Sie heißen Anne Folger und Jennifer Rüth und nennen sich als Duo "Queenz of Piano".

Davon, dass sie hervorragend Klavier spielen, zeugen nicht nur ihre Musiker-Biographien. Anne Folger bestand ihr Konzertexamen mit 1,0, und Jennifer Rüth wurde mit 16 Jahren neben der Schule als Jungstudentin am Konservatorium aufgenommen. Entsprechend virtuos können beide spielen. Das merkte man spätestens, wenn sie schwierige Werke wie Liszts zweite Ungarische Rhapsodie zum Klingen brachten. Und die professionelle Ausbildung im Jazzgesang zeigte sich deutlich bei Rüths Silben-Improvisationen (Scat).

Versprochen und geboten wurde ein "Entertainmentkonzert an zwei Flügeln". Dazu hatten sie sich eine Menge einfallen lassen. Stilistisch gab es eine Reise quer durch Raum und Zeit. In witzig veränderter Form ging es von Vivaldi über Mozart, Schubert und Mendelssohn bis zu Richard Wagner, geografisch von Europa in den Orient und nach Südamerika. Astor Piazolla ließ grüßen, und für einen bayrischen Schnaderhüpferl blieb selbstverständlich auch noch Platz.

Wie man sich leicht überzeugen konnte, beherrschen sie Mozarts Türkischen Marsch aus dem Effeff. Aber sie boten ihn auch im Sparmodus, denn alles vermeintlich Überflüssige hatten die Betriebsrationalisierer gestrichen: Tonwiederholungen, Oktaverdopplungen und Pausen mussten wegfallen. Da blieb nicht mehr viel übrig. Und Hochzeitsmarsch und Brautzug von Mendelssohn und Wagner ließen nicht viel Gutes für die Zukunft des Brautpaares erwarten, als sie nach Moll gewendet wurden.

Die Moderation zwischen den Musikbeiträgen hatte ihre geistreichen und witzigen Momente, wirkte mitunter aber auch etwas bemüht. Folglich reagierte das Publikum auf die gesprochenen Partien auch nicht in gleichem Maße amüsiert wie auf die Musikbeiträge.

Die blieben nicht nur aufs Tastenspiel beschränkt. Die Klaviersaiten wurden auch mit Plektren angezupft, zusätzlich wurden Handtrommel, Glockenspiel und Blasharmonika eingesetzt. Und die artistischen Fähigkeiten blieben nicht auf die Finger beschränkt: Was beide Künstlerinnen an gymnastischen Fähigkeiten zu bieten hatten, war beachtlich. Beim griechischen Sirtaki und Aram Chatschaturjans Säbeltanz wurde eine enorme Beweglichkeit sichtbar.

Witzig wurde es noch einmal bei den beiden Zugaben, als "ein inniges Lied" in die weite Welt wanderte: "Der Mond ist aufgegangen" hatte auch in arabischer und brasilianischer Verpackung einen ganz eigenen Reiz.

(-tr)
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