Kalle Wassong "Es kann überall passieren"

Viersen · Der Schützenbezirk Niederkrüchten lädt für Mittwoch zu einem Info-Abend über die Vorbeugung sexualisierter Gewalt ins Pfarrheim St. Bartholomäus ein. Kalle Wassong wird den Abend leiten. Ein Gespräch darüber, wo sexualisierte Gewalt beginnt.

 Kalle Wassong ist Mitglied im Schützenbezirk Niederkrüchten und seit 2011 bischöflicher Beauftragter zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Am Mittwoch erläutert er anhand von Beispielen, was im Verdachtsfall zu tun ist.

Kalle Wassong ist Mitglied im Schützenbezirk Niederkrüchten und seit 2011 bischöflicher Beauftragter zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Am Mittwoch erläutert er anhand von Beispielen, was im Verdachtsfall zu tun ist.

Foto: Busch

Niederkrüchten Der Schützenbezirk Niederkrüchten lädt für Mittwoch, 24. Juni, 19.30 Uhr, zu einem Informationsabend über die Vorbeugung sexualisierter Gewalt ins Pfarrheim St. Bartholomäus an der Dr.-Lindemann-Straße in Niederkrüchten ein. Der bischöfliche Beauftragte zur Prävention von sexualisierter Gewalt, Kalle Wassong, leitet den Abend. Der 52-Jährige lebt in Niederkrüchten und ist Mitglied im Schützenbezirk Niederkrüchten.

Beim Thema "sexualisierte Gewalt" zucken die meisten Menschen zusammen und denken: "Das kann überall passieren, nur nicht hier." Warum ist es trotzdem wichtig, darüber informiert zu sein?

Kalle Wassong Weil es eben überall passieren kann - auch hier. Wenn laut Statistik jedes vierte Mädchen und jeder zehnte Junge in Deutschland schon eine Erfahrung mit sexualisierter Gewalt gemacht hat, dann kann das auch in unserem direkten Umfeld passieren.

Das Bistum Aachen hat Sie im September 2011 zum bischöflichen Beauftragten zur Prävention von sexualisierter Gewalt berufen. Warum geschah das?

Wassong Ausgangslage war, dass die Kirche durch die Missbrauchskrise - immer häufiger wurden Übergriffe durch kirchliche Mitarbeiter bekannt - den Handlungsbedarf erkannt hat. Es geht nicht nur darum, zu handeln, wenn etwas passiert ist, sondern dafür zu sorgen, dass gar nicht erst etwas passiert.

Was tun Sie dafür?

Wassong In den 71 Kirchengemeindeverbänden im Bistum sind bis jetzt rund 18 000 Menschen geschult worden - von der Kommunion-Mutter bis zum Bischof. Die Länge der Schulung richtet sich nach der jeweiligen Tätigkeit - ob sie regelmäßigen oder eher sporadischen Kontakt zu Kindern oder Jugendlichen haben. Wir wollen die Sensibilisierung über persönliche Vermittlung erreichen. Diejenigen, die an den Schulungen teilnehmen, bekommen Handlungsleitfäden, wie sie mit einer Situation umgehen, in der sie sexualisierte Gewalt vermuten - oder wenn sich ihnen ein Kind direkt anvertraut. Wichtig ist, dass solche Wahrnehmungen nicht im Sande verlaufen, sondern diejenigen, die es bemerken, professionelle Hilfe als Unterstützung bekommen, und wissen, an wen sie sich für diese Hilfe wenden können.

Warum lädt der Schützenbezirk zur Informationsveranstaltung ein?

Wassong Die Schützen sind auch ein katholischer Jugendverband. Außerdem muss ein Übergriff ja nicht in der Bruderschaft selbst passieren. Es könnte genauso sein, dass jemandem bei der dortigen Jugendarbeit etwas auffällt, das woanders seine Wurzeln hat. Wir wollen eine Kultur der Achtsamkeit in allen Bereichen der Kirche schaffen, wo Kinder und Jugendliche sicher sein können.

Wo beginnt sexualisierte Gewalt?

Wassong Schon wenn Jugendliche oder auch Erwachsene bei einer Zeltveranstaltung ein Video herumreichen, auf dem diese Art der Gewalt zu sehen ist. Es gibt ganz klare Fälle, in denen jeder sieht, dass es sich um sexualisierte Gewalt handelt. Aber es gibt auch Fälle, wo jemand erst einmal nur ein "Bauchgefühl" hat, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Die Palette reicht von der Grenzverletzung über die Übergriffigkeit bis hin zu strafrechtlich relevanten Taten. Und wir wollen schon die Grenzverletzungen verhindern.

Was erwartet jemanden, der zu der Informationsveranstaltung am Mittwochabend kommt?

Wassong Es wird Hintergrundinformationen geben, aber auch einen Austausch über konkrete Situationen und klare Hilfen, wie man mit Verdachtsfällen umgeht. Ich werde Beispiele aus der Praxis zu Täterstrategien und Opferverhalten vorstellen und dabei die konkrete Situation in den Bruderschaften sowie anderen Vereinen beleuchten.

Es ist eine Info-Veranstaltung der Schützen. Ist sie dann auch nur für Schützen?

Wassong Nein, es kann jeder kommen, der sich angesprochen fühlt und sich informieren möchte.

(hah)
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