Viersen Europäische Geschichte in einem Raum

Viersen · Der Heimatverein präsentiert die erste Ausstellung in der Villa Marx. Sie zeigt die Entwicklung des Niederrheins.

 Grenzen durchzogen einst den ganzen Niederrhein, selbst das Stadtgebiet der heutigen Stadt Viersen. Albert Pauly, Prof. Leo Peters und René Franken (v.l.) wollen in der Ausstellung zeigen, wie sich das bis heute auf die Region auswirkt.

Grenzen durchzogen einst den ganzen Niederrhein, selbst das Stadtgebiet der heutigen Stadt Viersen. Albert Pauly, Prof. Leo Peters und René Franken (v.l.) wollen in der Ausstellung zeigen, wie sich das bis heute auf die Region auswirkt.

Foto: Busch

René Franken ist nicht fertig. Das Schlachtenbild zur Belagerung von Geldern steht auf dem Boden, viele Regalbretter für die Ausstellung glänzen leer, nur der hintere Bereich dieses Raums vermittelt einen Eindruck davon, wie diese Schau aussehen wird: Mit "Der Niederrhein - Schauplatz europäischer Geschichte" wird in der kommenden Woche die erste Ausstellung im Viersener Salon eröffnet, dem neuen Forum des Vereins für Heimatpflege der Stadt Viersen. Das Konzept für die Ausstellung ist ebenso ambitioniert wie das für den Viersener Salon, der Heimatgeschichte vermitteln und einen kulturellen Austausch in Gang setzen soll, mit Hilfe von Diskussionen, Literatur, Ausstellungen, Filmen und mehr.

Franken ist Kurator der Ausstellung. Sie zeigt, wie sich Europa am Niederrhein entwickelt hat. Ein Raum steht ihm dazu zur Verfügung, einige Quadratmeter für Hunderte Jahre Geschichte. "Wir mussten Schwerpunkte setzen", sagt er.

Franken hat die Exponate nach gründlicher Recherche ausgewählt. Er schaute sich die Kataloge aller geschichtlichen Ausstellungen der vergangenen Jahre in der Region an. Außerdem beschäftigte er sich mit einem Buch des Historikers Prof. Leo Peters, der seit einigen Jahren in der Rheinischen Post unter dem Titel "Vor ... Jahren" Aufsätze zu historischen Themen aus dem Kreis Viersen verfasst. Das Buch wird das erste sein, das in der neuen Buch-Edition "Viersener Salon" des Heimatvereins erscheint.

Peters erzählt, dass er beim Durchsehen seiner RP-Artikel feststellte, dass bei den meisten ein Bezug zur europäischen Geschichte besteht - "ohne, dass man ihn an den Haaren herbeiziehen muss". Dabei wurden in der Region keine großen Verträge geschlossen.

Europäische Geschichte manifestierte sich anders. "Es gab überall andere Rechtsgebiete, Maße und Gewichte", erzählt Peters. Zwischen Aachen und Kleve habe einst kein Ort weiter als zehn Kilometer von einer Grenze entfernt gelegen. Franken hat einen Schlagbaum besorgt, der für die vielen Grenzübergänge steht. "Wir machen heute manchmal Witze darüber, wenn man von unterschiedlichen Mentalitäten in Viersen und Süchteln spricht. Dabei hat es eine Grenze zwischen den beiden Städten gegeben", sagt der Kurator. Dies wirkte sich langfristig aus.

Auch Waffen hat Franken platziert. Sie sollen an das 35 000 Mann starke Heer Karls des Kühnen erinnern, das ein Jahr vor Neuss lagerte. Es musste aus der Region versorgt werden. "Das ging nicht ohne Gewalt ab", sagt Franken. Neben den Gewehren künden Kugeln aus Stein und Metall davon, wie Ansprüche durchgesetzt wurden.

Weitere Schwerpunkte neben Karl dem Kühnen sind das Traktat von Venlo, der 30-jährige Krieg, der Gelderner Erbfolgestreit, Reformationsgeschichte und Viersen unter französischer Herrschaft. So besteht eine Verbindung zur Völkerschlacht bei Leipzig. Dort siegten in einer Schlacht mit 600 000 Mann Russland, Preußen, Österreich und Schweden über Napoleon, zwangen ihn, sich aus Deutschland zurückzuziehen. Auch Viersener standen auf dem Schlachtfeld, berichtet Franken - auf französischer Seite.

Bei der Eröffnung sollen Schilder die Geschichten zu den Exponaten erzählen. Zudem werden Führungen angeboten, für alle Besucher, aber auch Schulklassen. Für diese hat Franken Unterrichtsmaterialien zusammengestellt, die die Klassen mitnehmen und behalten können - damit das geschichtliche Erbe der Region auch über die Ausstellung hinaus bekannt bleibt.

Die Ausstellung in der Villa Marx an der Gerberstraße ist vom 13. Juni bis zum 21. Dezember zu sehen.

(RP)
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