Kreis Viersen Fall Mirco: Prof. Schäfer sieht mehrere Opfer

Kreis Viersen · Der mutmaßliche Täter im Fall Mirco hat nicht nur den zehnjährigen Jungen aus Grefrath und dessen Familie zu Opfern gemacht habe, sondern auch seine eigene Familie.

Lichterkette für Mirco
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Das sagt Professor Peter Schäfer, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und Fachmann für Viktimologie. Zwischen beiden Opfern gebe es nur graduelle Unterschiede. Die Viktimologie — das ist die Wissenschaft, die sich mit den Folgen von Verbrechen für die Opfer befasst — kenne prinzipiell keine Unterschiede.

So traurig das Schicksal Mircos für seine Familie sei, könne nach der Klärung des Verbrechens "jetzt das einsetzen, was unbedingt wichtig ist: die Trauerarbeit". Eltern, die das erlebt hätten, was Mircos Eltern widerfahren sei, stünden zunächst unter einem großen Druck und seien wie geschockt. Jetzt, da das Verbrechen geklärt sei, könne diese Schock seine lähmende Wirkung nicht mehr so entfalten. Aus vergleichbaren Fällen wisse die Viktimologie, das nun durch die Klärung des Verbrechens die Auseinandersetzung mit dem Tod für die Eltern auf einer anderen Basis stehe.

Der für Donnerstag geplante Gottesdienst zum Gedenken an Mirco könne nach Ansicht des Forschers gerade für seine Familie wichtig sein, "weil sie spüren, sie werden gestützt". Die Öffentlichkeit müsse nun große Zurückhaltung üben, damit die Eltern das Erlebte verarbeiten könnten. Entsprechendes gelte auch für die Familie des mutmaßlichen Täters. Auch sie sei nun ebenfalls zu seinem Opfer geworden, sagt der Wissenschaftler. In diesem Fall sei nach allem, was bislang bekannt ist, davon auszugehen, dass es keine Anhaltspunkte für Mitwisserschaft in der Familie gebe. In vergleichbaren Fällen aus der Forschung wisse die Viktimologie, dass die Angehörigen des mutmaßlichen Täters nun durch Scham- und Schuldgefühle unter einem zusätzlichen Druck stehen, dem sich viele nur dadurch entziehen könnten, dass sie ihren Wohnort auf Dauer verlassen.

Opfer, egal auf welcher Seite sie stünden, trügen keine Schuld. Durch gute Betreuung und Zuwendung sei es möglich, dass Opfer diese Situation überwinden könnten. Die Hochschule Niederrhein gehört einem internationalen Netzwerk an, in dem sich regelmäßig Experten der Viktimologie treffen. Professor Schäfer vertritt die Hochschule in diesem Netzwerk.

(RP)
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