Viersen Familienstreit - mal ganz musikalisch

Viersen · "Family Clash" heißt das neue Programm der drei Brüder Gerassimez. Aus dem Englischen übersetzt, kann "clash" Streit oder Aufeinanderprallen bedeuten. Zwar verstehen sich die in Essen geborenen Musiker-Brüder Nicolai (Jahrgang 1985/Klavier), Alexej (1987/Schlagzeug) und Wassily (1991/Violoncello) allem Anschein nach gut. Trotzdem sind sie gelegentlich unterschiedlicher Meinung. Dann wird diskutiert und manches geändert. So kam es auch beim Konzert in der Festhalle zu Programmänderungen. Bei der Planung des Viersener Programms gab es "Family Clash" noch nicht. Nach den ersten Aufführungen stellten die Brüder aber fest, dass sich die Reihenfolge der Stücke verbessern ließ.

 Die Brüder Gerassimez spielten ihr Programm "Family Clash" in der Festhalle.

Die Brüder Gerassimez spielten ihr Programm "Family Clash" in der Festhalle.

Foto: Busch

Mit Ausnahme einer Bach-Transkription standen Werke lebender Komponisten auf dem Programm, darunter zwei der Gerassimez-Brüder Alexej und Wassily. Im ersten Teil waren Kompositionen zu hören, die sich stilistisch an den Prinzipien der "Minimal Music" orientierten. Die geringfügigen Änderungen des scheinbar Immer-Gleichen boten dabei Gelegenheit, feine klangliche Differenzierungen zu schaffen. Das geschah in "Music for Pieces of Wood" von Steve Reich, als alle drei Brüder auf Klanghölzern spielten. Die Kombination Vibraphon und Klavier war in "Piazonore" von Alexej Gerassimez zu hören. Von seinem Bruder Wassily stammte die vorwärts drängende Komposition "mOmentO op. 8" - entstanden unter dem Eindruck einer Zugfahrt.

Mit der seltenen Kombination Klavier - Cello -Vibraphon lässt sich mit einer geschickten Bearbeitung barocke Musik spielen. Bachs Transkription aus dem Wohltemperierten Klavier (BWV 881/867) klang ausgezeichnet. In den modernen Kompositionen fehlte es nicht an ungewohnten Klängen, so etwa auf dem präparierten Klavier in "Amira" von Wassily Gerassimez.

Das Publikum kam in den Genuss von zwei herrlich witzigen Zugaben. Nach einem rasanten Ragtime aus den 1920er Jahren ("Look out little Ruth") produzierten die drei Brüder auf einem Cello eine Kurzfassung von Ravels Bolero - mit gezupftem Bass, geschlagenem Rhythmus und gestrichenem Thema.

(-tr)
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