Schwalmtal Festival im JHQ - ein Fluch oder ein Segen?

Schwalmtal · Viele Schwalmtaler, vor allem in den Sektionen Lüttelforst, Hehler und Leloh, sind besorgt, dass eine Großveranstaltung im JHQ Rheindahlen ihnen mehr Lärm und Verkehr beschert - und dass die Natur leiden könnte.

Mehrere hundert Schwalmtaler Bürger fürchten, dass ein großes Musikfestival im ehemaligen JHQ in Rheindahlen negative Auswirkungen auf die Anwohner und die Natur haben könnte. Unter dem Motto "Lebensqualität am JHQ" hat sich eine Interessengemeinschaft gegründet, die zahlreiche Unterschriften gesammelt hat - vor allem aus Lüttelforst, Leloh, Hehler, aber auch aus Fischeln und von der Renneperstraße.

Mit den Unterschriftenlisten übergab die Interessengemeinschaft an den Schwalmtaler Rat einen Antrag: Die Verwaltung werde aufgefordert, bei Prüfungs- und Genehmigungsverfahren im Zuge der Festivalplanung vorrangig den Schutz der Bürger und der Natur in Schwalmtal zu berücksichtigen. Die Gemeinde solle ferner keine Genehmigung für Park- und Campingplätze auf Schwalmtaler Gebiet erteilen, auch keine Sondergenehmigung für den Versorgungs- und Produktionsverkehr. Eine naturschutzrechtliche Befreiung für Veranstaltungen dürfe nicht in Erwägung gezogen werden, und es sei sicherzustellen, dass die Stadt Mönchengladbach und der Veranstalter die Besucherströme so regelten, dass in Schwalmtal weder Anwohner noch die Natur in Mitleidenschaft gezogen würden.

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Einen ähnlichen Antrag hatte die FDP-Fraktion formuliert. Darin heißt es unter anderem, der Rat möge es ablehnen, den Anreiseverkehr und den Verkehr für den Auf- und Abbau des Festivals durch Schwalmtals Dörfer zu führen, also zum Beispiel über die K 29 in Lüttelforst, die K 9 in Ungerath oder die L 3 (Rickelrather Straße) und die Stadt Mönchengladbach und den Veranstalter auffordern, das Konzept für das Festival mit der Gemeinde Schwalmtal und den Anwohnern abstimmen.

Letztlich einigte sich der Rat nun am Mittwochabend auf drei Punkte: Der Rat beauftragte die Verwaltung, eine mögliche Genehmigung für eine oder mehrere Konzertveranstaltungen zu prüfen. Außerdem werde die Gemeinde Park- und Campingplätze in Schwalmtal nicht genehmigen, und die Verwaltung werde den Planungsausschuss der Gemeinde regelmäßig über den "Stand der Dinge" informieren. Die übrigen Forderungen, die die Interessengemeinschaft und die FDP gestellt hatten, lehnte der Rat ab.

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Vorangegangen war dieser Entscheidung eine intensive Diskussion über die Frage, ob ein großes Musikfestival im JHQ denn nun als Fluch oder Segen zu betrachten ist. Die Ängste der Anwohner seien verständlich, so der Tenor aus allen Fraktionen. Die Ängste beruhten auf mangelnder Information und auf dem Gefühl, dass die Begeisterung für eine solche Veranstaltung vielleicht auch bei Rat und Verwaltung dafür sorgen könnte, das Projekt wohlwollend zu betrachten und entsprechend zu genehmigen.

Doch das sei gar nicht möglich, man müsse sich an die Gesetze halten, auch das wurde deutlich. Dass in den Medien das Festival schon bejubelt werde, reiche nicht. Planungsamtsleiter Bernd Gather stellte klar: "Auch eine positive Berichterstattung befreit die Stadt Mönchengladbach nicht davon, die Sache zu prüfen."

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Foto: dpa, htf Ken rho

Ein Sprecher der Interessengemeinschaft "Lebensqualität am JHQ" erklärte, man sei misstrauisch, ob nicht Fakten geschaffen würden und der Bürger keine Möglichkeit habe, dazwischen zu gehen. Diese Sorge äußerten nicht nur Schwalmtaler: Inzwischen habe die Interessengemeinschaft auch Zuschriften von Mönchengladbachern erhalten, die Großveranstaltungen im JHQ kritisch gegenüberstehen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Paschmanns wies darauf hin, welche Ängste die Einwohner in den betroffenen Schwalmtaler Sektionen in den vergangenen Jahren schon durchgestanden hätten, als es um den Eisernen Rhein oder die Abgrabungen ging. Grünen-Chef Jürgen Heinen kritisierte die Stadt Mönchengladbach: Dass es diese Irritationen gebe, hänge auch damit zusammen, dass die Stadt nicht ein frühzeitiges Beteiligungsverfahren auf den Weg gebracht habe - was man bei der Planung für eine solche Fläche tun sollte, so Heinen.

Rat und Verwaltung in Schwalmtal sicherten den Einwohnern zu, alles nach Recht und Gesetz zu prüfen - wenn die Pläne und Gutachten in Mönchengladbach vorliegen. Das sei aber noch nicht der Fall, sagte Bernd Gather. So lange die Pläne nicht da sind, kann die Gemeindeverwaltung also nicht der Frage nachgehen, wie die Anwohner in den benachbarten Sektionen etwa vor Lärm geschützt werden könnten. Man weiß zum Beispiel noch nicht, wie die Bühnen platziert werden sollen. Man weiß nicht einmal, darauf wies Gather hin, ob der Eigentümer des JHQ (die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) überhaupt der Veranstaltung zustimmt. Gather: "Wir können doch erst in die Materie einsteigen, wenn wir vernünftige Daten haben." Vielleicht erfährt Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch mehr: Er trifft sich in der kommenden Woche mit Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners.

Einige Ratsmitglieder hoben hervor, dass sie einem Festival auf dem JHQ-Gelände durchaus positiv gegenüber stehen - wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Alles müsse rechtlich geprüft werden. Doch man dürfe nicht immer darüber jammern, dass für Jugendliche nichts angeboten werde, und dann solch ein Festival grundsätzlich zurückweisen, sagte der SPD-Vorsitzende Dr. Marco Kuhn - auch das gehöre für ihn zu einer familienfreundlichen Gemeinde. FDP-Fraktionschef Hans-Dieter Heinrichs sagte, auch seine Fraktion begrüße das Festival. Fraktionskollege Wilhelm Klawitter bekräftigte: "Gegen das Festival haben wir überhaupt nichts." Allerdings hätte die Gemeinde Schwalmtal die Planungen in Mönchengladbach viel früher kommentieren müssen und nicht sagen dürfen: "Ja, ja, da ist noch nichts entschieden." Das sei keine Bürgerinformation, das sei, als würde man dem Bürger sagen: "Kümmer' dich nicht drum."

Die Verwaltung sicherte zu, neue Erkenntnisse auf der Internetseite der Gemeinde zu veröffentlichen, um die Bürger auf dem Laufenden zu halten.

(RP)
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