Brand am Mevissenhof in Viersen Feuerwehr hatte keine Chance gegen die Flammen

Viersen · Nach dem Feuer im historischen Mevissenhof scheint ganz Viersen-Hamm betroffen. Das Gebäude wirkt jetzt wie eine Ruine. Der neue Besitzer, der den Hof erst vor wenigen Monaten gekauft hatte, wird womöglich nie einziehen können. Die Brandursache ist völlig unklar.

 Der Mevissenhof ist nach dem Brand nur noch eine Ruine.

Der Mevissenhof ist nach dem Brand nur noch eine Ruine.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Das war das schönste Haus von ganz Viersen", sagt ein 78-Jähriger und schluckt hörbar. "Das ist eine Katastrophe." Er ist am Montag zur Neuwerker Straße gekommen, um zu sehen, was der Brand vom Sonntag noch vom To-Ilem-Hof, inzwischen auch Mevissenhof genannt, übrig gelassen hat.

"Wenn Menschen an einen Brandort kommen, sprechen wir meist von Gaffern", sagt Stadtsprecher Peter Abrahams. "Aber in diesem Fall ist es anders. Da ist ein ganzer Ortsteil ehrlich betroffen, die Menschen haben dieses Haus geliebt."

Auch Wilhelm Mevissen und seine Frau sind gekommen. Das Ehepaar hatte das Haus im Jahr 1978 in völlig heruntergekommenem Zustand erworben und restauriert. Seit 1982 hatte die Familie in dem Anwesen gewohnt. Anfang des Jahres hatte das Ehepaar das Haus dann verkauft. An wirkliche Liebhaber.

"Ich war im vergangenen Jahr im Garten, als ein Auto anhielt, ein Mann ausstieg und geradeheraus fragte, ob er unser Haus kaufen könne", erzählt der Ex-Besitzer. Man wurde sich im Laufe der Zeit einig, und die neuen Eigentümer freuten sich nun auf ihren Einzug. Ein paar Kleinigkeiten sollten vorher noch umgebaut werden.

Am Sonntagnachmittag bemerkt der neue Eigentümer Rauch am Dach in der Nähe des Kamins, als er auf das Haus zugeht. Um 13.40 Uhr ruft er die Feuerwehr an. Das Einsatzstichwort lautet sofort "Dachstuhlbrand", das bedeutet, dass die Hauptwache und alle vier Viersener Löschgruppen gleichzeitig ausrücken. Sechs Minuten nach der Alarmierung sind die Kräfte der Hauptwache vor Ort, danach folgen im Minutentakt die Löschgruppen. Nach zehn Minuten sind inklusive Rettungsdienst 63 Kräfte im Einsatz.

Die Besonderheit dieses Einsatzes ist das, was das Haus so einzigartig und charmant machte: das Reetdach. Es war das einzige in ganz Viersen — und somit ist es auch der erste Reetdach-Brand für die Viersener Feuerwehr. Als die Kräfte eintreffen, ist tatsächlich zunächst nur die Rauchentwicklung zu sehen. Sie starten sofort einen Außen- und einen Innenangriff. Sie wissen: Wenn das Reet erst einmal wirklich entzündet ist, gibt es keine Chance, das Dach zu löschen.

Von innen wird die unter dem Reet liegende Dachfläche aufgesägt, um vielleicht den Brandherd schnell zu lokalisieren. Aber der Rauch wird von Sekunde zu Sekunde dichter, dehnt sich über die gesamte Dachfläche aus. Zwischen der eigentlichen Dachhaut und dem Reet liegt eine Luftschicht von fünf bis sieben Zentimetern, in der sich die Konstruktion des Reetdaches befindet.

Mit einer zweiten Drehleiter und einem zweiten B-Rohr versuchen die Wehrleute, durch die Reeteindeckung zu dringen. Ohne Erfolg. "Aber wenn uns das gelungen wäre, dann wäre das Dach ja auch kein Dach, sondern undicht", erklärt Wehrführer Frank Kersbaum.

Ein Bagger kommt, um mit seinem Greifarm noch nicht brennendes Schilf abzutragen, damit weniger da ist, das brennen kann. Der Vollbrand lässt sich aber nicht abwenden. Es gelingt, die Giebelwände zu kühlen und ein weiteres Haus im Garten vor den Flammen zu bewahren. Der Besitzer und der Bewohner einer Einliegerwohnung können sich noch vor Eintreffen der Feuerwehr unverletzt retten. Zwei Feuerwehrleute werden bei dem Brand leicht verletzt — einer durch eine kleine Brandwunde an der Hand, ein anderer durch eine leichte Rauchgas-Intoxikation. Beide können das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung wieder verlassen.

Die Polizei war bereits am Montag zwecks Ermittlung der Brandursache im Haus, muss aber am Dienstag noch weitere Untersuchungen vornehmen. Denn immer noch ist völlig unklar, was den verheerenden Brand ausgelöst hat.

(RP)
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