Brüggen Fledermäuse gehen in den Winterschlaf

Brüggen · Bei einer Exkursion um den Borner See erläuterte Fledermausschützer Ernst Holthausen, welche Arten in der Region vorkommen.

 Diese junge Fledermaus passt auf einen Daumen. Fledermausschützer Ernst Holthausen sorgt sich um den Bestand der Tiere, es fehlt an Nahrung.

Diese junge Fledermaus passt auf einen Daumen. Fledermausschützer Ernst Holthausen sorgt sich um den Bestand der Tiere, es fehlt an Nahrung.

Foto: NABU

Am Horizont geht langsam die Sonne unter. Ernst Holthausen steht auf dem Parkplatz an der Borner Mühle und stellt zwei Infotafeln auf. Hier ist der Startpunkt für eine Fledermaus-Exkursion der Biologischen Station Krickenbecker Seen. 20 Männer und Frauen sind gekommen, um bei dieser Wanderung mehr über Fledermäuse erfahren und vor allem auch einige Tiere sehen möchten. Holthausen gibt zunächst einige Informationen. Er spricht über den Lebensraum der Fledermäuse und die Arten, die hier vorkommen. Danach will die Gruppe mit aufkommender Dunkelheit rund um den Borner See spazieren - und dabei hoffentlich die Fledermäuse in Aktion erleben.

Holthausen ist offizieller Fledermausschützer des Kreises Viersen. Er macht sich Sorgen um den Bestand der Fledermäuse. "Wenn wir Glück haben, können wir heute eine Wasserfledermaus sehen, aber fast alle sind weg, da es zu trocken ist und keine Nahrung da ist", erklärt der Rentner. "Die Nächte im Frühjahr waren noch zu kalt, dadurch entwickelten sich keine Mücken. Das habe ich noch nie erlebt in all den Jahren. Wenn wir nicht die großen Wälder hätten, wäre hier tote Hose." Während viele Menschen froh sind, dass es nicht so viele Insekten gibt, macht Holthausen sich Gedanken, warum das so ist und welche Konsequenzen das für die Natur und die von den Insekten abhängigen Tiere hat. "Auch das großflächige Spritzen in der Landwirtschaft und von den Baumschulen, das Ausbringen von Gülle, führt dazu, dass dort keine Insekten mehr leben können. Die Nahrung für die Vögel und für die Fledermäuse fehlt", sagt der Fledermaus-Experte.

Der 14-jährige Tom aus Mönchengladbach hofft, ein paar Fotos machen zu können und hält seine Kamera einsatzbereit. "Wir wollten eine Exkursion schon mal in Schleswig-Holstein im Urlaub mitmachen, aber die ist leider ausgefallen", bedauert Tom. "Wenn da gleich Kühe auf der Wiese sind, könnten wir Glück haben und auch eine Breitflügelfledermaus sehen", hofft Holthausen. Viele Arten gibt es in der Region, darunter Wasserfledermäuse, Teichfledermäuse, Fransenfledermäuse, Abendsegler, Kleinabendsegler, Zwergfledermäuse, Mückenfledermäuse, Rauhhautfledermäuse, Zweifarbenfledermäuse und Braunes Langohr.

Holthausen beschreibt die Unterschiede. "Die Ohren und das Innenohr sind entscheidend für die Art. Fledermäuse haben unterschiedliche Frequenzen, auf denen sie sich unterhalten." Er kennt jede Frequenz und kann so mit seinem Fledermausdetektor genau sagen, welche Fledermaus gerade zu hören ist. Auch an der Art des Fluges kann man eine Art bestimmen.

Bei seinen Kontrollgängen in Wald und Flur sucht Holthausen "besetzte" Baumhöhlen auf und bringt dort eine Lichtschranke an. So kann er den Bestand zählen. "Je nach Baumhöhle passen zwischen 20 und 100 Fledermäuse in eine Höhle." Ehemalige Spechthöhlen werden gerne besetzt. Über Jahre hinweg höhlen Ameisen und Asseln diese Unterschlüpfe nach oben aus und der Raum wird größer. Der Fachmann glaubt, dass die Wasserfledermäuse bis in die Eifel fliegen, wo es in inaktiven Vulkanen viele Unterschlüpfe für den Winter gibt. "Man vermutet dort hunderttausende Fledermäuse", weiß er. Je nach Art beginnen die Fledermäuse bereits im September mit ihrem Winterschlaf. "In dieser Zeit dürfen die Fledermäuse ein Drittel ihres Gewichts verlieren." Halten sich die Fledermäuse hier in der Region auf, suchen sich Zwergfledermäuse in Häusern einen Unterschlupf. "Das Problem ist, dass alle Häuser dicht gemacht werden."

"Da ist eine", ruft plötzlich jemand. Holthausen macht den Detektor startklar, und die Gruppe macht sich auf die Suche nach den kleinen Säugetieren.

(bigi)
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